Frankreich lockert Blutspendeverbot für schwule Männer
In Frankreich dürfen schwule Männer ab Sommer 2016 Blut spenden – wenn sie in den zwölf Monaten zuvor keinen Sex mit einem anderen Mann hatten.
Das hat die französische Gesundheitsministerin Marisol Touraine in einem Gespräch mit der Tageszeitung Le Monde angekündigt. Die Lockerung des 1983 eingeführten Blutspendeverbots für schwule Männer sei das Ende eines Tabus und einer Diskriminierung, so Touraine.
Hintergrund war damals die Tatsache, dass HIV bei dieser Gruppe sehr viel weiter verbreitet war als in der restlichen Bevölkerung. Das ist bis heute der Fall.
Der Europäische Gerichtshof in Luxemburg (EuGH) hatte im April 2015 entschieden, dass das Spendeverbot für einzelne Personengruppen unter bestimmten Bedingungen rechtens sein kann. Voraussetzung sei ein hohes Übertragungsrisiko für Infektionskrankheiten wie HIV.
Allerdings müsse geprüft werden, ob es Alternativen zu einem generellen Ausschluss von der Blutspende gebe, zum Beispiel wirksame Testmethoden oder eine genaue Befragung der potenziellen Spender zu riskantem Sexualverhalten.
In einem ersten Schritt sollen nun in Frankreich homosexuelle Männer zur Blutspende zugelassen werden, die mindestens ein Jahr lang keinen Sex mit einem anderem Mann hatten. Zum Vergleich: Heterosexuellen wird empfohlen, bei einem neuen Partner oder einer neuen Partnerin vier Monate bis zu einer Blutspende zu warten – auch dann, wenn sie nur Sex mit Kondom praktizieren.
Das Blut der homosexuellen Spender wird untersucht, die Ergebnisse sollen dann Grundlage für die Entscheidung sein, ob man die Regeln für homosexuelle Männer ab 2017 den allgemeinen Regeln für die Blutspende angleicht. Die Fragebögen könnten dann mit Blick auf das HIV-Risikoverhalten allgemeingültig und ohne Diskriminierung formuliert werden.
In Deutschland dürfen Männer, die Sex mit Männern haben, nach wie vor kein Blut spenden. Alle potenziellen Spender werden befragt, ob sie zu dieser oder einer anderen Gruppe gehören, die statistisch ein hohes HIV-Risiko hat („freiwilliger Selbstausschluss“).
Dieses Vorgehen wird schon seit Jahren immer wieder als Diskriminierung kritisiert. Auch die Deutsche AIDS-Hilfe hält den dauerhaften Ausschluss aller Männer, die irgendwann einmal Sex mit einem Mann hatten, für nicht mehr zeitgemäß. Sie unterstützt deshalb die Bemühungen des Arbeitskreises Blut am Robert-Koch-Institut um eine Lösung, bei der reale HIV-Risikosituationen ausschlaggebend sind.
(hs)
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