Infos zur HIV-Therapie: Ärzt*innen, Medikamente, Checks

Eine früh begonnene und konsequent fortgeführte Behandlung mit HIV-Medikamenten ermöglicht ein gutes und langes Leben. Hier erfährst du, wie man gute Ärzt*innen findet, wie eine HIV-Therapie abläuft und welche regelmäßigen Checks dazugehören. Bei allen Fragen beraten die Aidshilfen gerne.

Was man über die HIV-Therapie wissen sollte

  • Die HIV-Therapie sollte von spezialisierten Ärzt*innen begleitet werden. Örtliche Aidshilfen und die dagnä, ein Verband niedergelassener HIV-Ärzt*innen, helfen mit Adressen weiter.
  • Es wird empfohlen, gleich nach der Diagnose mit der HIV-Therapie zu beginnen.
  • Bei der HIV-Therapie werden mehrere Wirkstoffe kombiniert, die gemeinsam die HIV-Vermehrung im Körper unterdrücken und Aids verhindern. Die Auswahl der individuell passenden Therapie sollten Ärzt*innen und Patient*innen gemeinsam treffen.
  • Die meisten Menschen mit HIV nehmen ein bis zwei Tabletten pro Tag. Diese sind meist gut verträglich. Falls Nebenwirkungen auftreten, können sie in der Regel gut behandelt oder durch Wechsel der Therapie behoben werden.
  • Die regelmäßige Einnahme der HIV-Medikamente ist Voraussetzung für eine erfolgreiche Therapie.
  • Zu beachten sind einige Wechselwirkungen der HIV-Medikamente mit anderen Medikamenten und Drogen.
  • Meist alle drei Monate wird die Zahl der Helferzellen und die Viruslast und damit die Wirkung der HIV-Therapie gemessen.
  • Zur HIV-Behandlung gehören auch regelmäßige Kontrolluntersuchungen, z.B. auf Herz-Kreislauf-Erkrankungen, den Zustand der Knochen oder die Nierenfunktion, Untersuchungen zur Krebsfrüherkennung, Checks auf Hepatitis und Geschlechtskrankheiten sowie Impfungen.

Die HIV-Therapie ermöglicht ein gutes und langes Leben

Zur Behandlung der HIV-Infektion stehen mehr als 20 sogenannte antiretrovirale Wirkstoffe zur Verfügung. Sie unterdrücken die Vermehrung von HIV im Körper. In der antiretroviralen Therapie (= ART) werden mehrere dieser Wirkstoffe miteinander kombiniert, deswegen nennt man sie auch Kombinationstherapie.

Wenn man frühzeitig mit einer Therapie beginnt und die Tabletten regelmäßig einnimmt, hat man beste Chancen auf eine normale Lebenserwartung bei guter Lebensqualität. Die Therapie schützt auch davor, dass HIV beim Sex auf andere übertragen wird.

Obwohl die Medikamente gut gegen HIV wirken, können sie das Virus aber nicht aus dem Körper entfernen; eine Heilung ist auf diesem Weg also nicht möglich. Um das Auftreten lebensbedrohlicher Erkrankungen zu verhindern, müssen die Medikamente nach derzeitigem Stand lebenslang eingenommen werden.

Ärzt*innenwahl und Therapiebeginn

Behandlungsleitlinien

Die aktuellen Deutsch-Österreichischen Leitlinien zur antiretroviralen Therapie finden sich auf den Seiten der Deutschen AIDS-Gesellschaft unter www.daignet.de

Die Behandlungsleitlinien empfehlen, möglichst bald nach der Diagnose mit der HIV-Therapie zu beginnen, um die Schäden für das Immunsystem und den Körper so gering wie möglich zu halten.

Solange die Zahl der Helferzellen über 500 pro Mikroliter Blut liegt, kann es im Einzelfall auch Gründe geben, mit dem Therapiestart noch zu warten. In jedem Fall sollte man sich ausführlich ärztlich beraten lassen.

Die Betreuung der HIV-Therapie sollte von Anfang an durch spezialisierte Schwerpunktpraxen oder Klinikambulanzen erfolgen.

Adressen von Ärzt*innen, die sich auf HIV spezialisiert haben, bekommt man bei den örtlichen Aidshilfen oder unter www.dagnae.de.

Mehr Infos zur Wahl von Ärzt*innen

Welche HIV-Therapie ist die richtige?

Wichtig ist, dass die Therapie sofort gut funktioniert. Je schneller die Viruslast (= Zahl der HIV-Kopien pro Milliliter Blutserum) unter die Nachweisgrenze sinkt, desto wahrscheinlicher ist es, dass die eingesetzte Wirkstoffkombination langfristig erfolgreich ist.

Damit die Therapie von Anfang an gut funktioniert, werden verschiedene Gesichtspunkte berücksichtigt, zum Beispiel:

  • Liegen HIV-Stämme vor, die gegen eines oder mehrere HIV-Medikamente unempfindlich (resistent) sind? In Deutschland ist das derzeit bei etwa zehn Prozent der neu diagnostizierten HIV-Infektionen der Fall.
  • Welche Einnahmeregelungen lassen sich am besten mit dem Tagesablauf vereinbaren? Manche Medikamente müssen mit Nahrung eingenommen werden, andere auf nüchternen Magen, manche einmal, andere zweimal am Tag.
  • Wie können Nebenwirkungen wie Durchfall oder Schwindelgefühl Beruf, Privatleben und Sexualität beeinflussen?
  • Bestehen andere Erkrankungen? Manche HIV-Medikamente „vertragen“ sich nicht mit anderen Mitteln oder müssen genau auf sie abgestimmt werden.

Wie die einzelnen Medikamente wirken und welche Einnahmevorschriften zu beachten sind, kann man auf aidshilfe.de/hiv-medikamente nachlesen. Dort findet sich auch eine Liste der aktuell eingesetzten HIV-Medikamente.

Erfolg der HIV-Therapie

Tipps zur Einnahme

Damit die regelmäßige Einnahme im Alltag – z.B. im Beruf, in der Freizeit, im Urlaub – gut klappt, hier ein paar Tipps. Dort werden auch einige häufige Fragen beantwortet, zum Beispiel, was beim Vergessen einer Tablette passiert oder wie man im Urlaub mit der Einnahme umgeht.

Dass die HIV-Therapie erfolgreich ist, merkt man vor allem an zwei Laborwerten:

  • Die Zahl der Viren sinkt: Dieser Prozess dauert einige Wochen bis Monate. Nach drei Monaten sollte die Viruslast so niedrig sein, dass sie unter der Nachweisgrenze ist (die liegt heute bei etwa 20 bis 40 Viruskopien pro ml Blut). HIV kann dann den Körper nicht weiter schaden und  Aids wird so verhindert. Außerdem kann HIV dann selbst beim Sex nicht übertragen werden. Das bedeutet allerdings nicht, dass keine Viren mehr im Körper vorhanden sind: virenfrei wird man durch die Therapie nicht.
  • Die Zahl der Helferzellen steigt, das Immunsystem erholt sich. Wenn die Virusvermehrung unterdrückt ist, werden auch so gut wie keine Helferzellen mehr infiziert. Bei einer erfolgreichen Therapie steigt ihre Zahl wieder an, allerdings dauert das länger als das Absinken der Viruslast.

Das Immunsystem erholt sich, und man kann es auch selbst unterstützen, z.B. durch eine ausgewogene Ernährung, ausreichend Schlaf, Sport und Bewegung, weniger Alkohol und Nikotin.

Alle drei Monate wird der Erfolg der Behandlung überprüft: es wird Blut abgenommen, das Labor prüft die Zahl der Helferzellen und die Viruslast. Dazu kommen eine Reihe von regelmäßigen Kontrolluntersuchungen (z.B. der Leber und Niere).

Was tun bei Problemen mit der HIV-Therapie?

Manchmal kommt es vor, dass die HIV-Therapie nicht richtig wirkt oder Probleme macht, zum Beispiel, weil die Viruslast nicht unter die Nachweisgrenze sinkt, Nebenwirkungen auftreten oder die Einnahme schwer mit dem Alltag vereinbar ist.

Es kann auch passieren, dass sich Resistenzen bilden, also, dass eines der Medikamente nicht mehr richtig gegen HIV wirkt.

Es besteht dann Möglichkeit, die Therapiekombination zu wechseln.

Übrigens: eine Resistenzentwicklung liegt nicht immer an mangelnder „Therapietreue“. Bei manchen Menschen z.B. ist der Stoffwechsel so aktiv, dass der Körper die Medikamente zu schnell abbaut – der erforderliche Wirkspiegel wird dann nicht oder nur kurze Zeit erreicht. Auch andere Faktoren wie z.B. Wechselwirkungen zwischen Medikamenten, eine geschädigte Darmschleimhaut oder andere Krankheiten können eine Rolle spielen.

Die Regel ist, dass die HIV-Therapie gut wirkt, mit dem Alltag vereinbar ist, und ein gutes und langes Leben ermöglicht.

Hast du noch Fragen? Diese können mit den HIV-Spezialist_innen besprochen werden. Mit den Beratungsangeboten der Aidshilfe helfen wir dir ebenfalls gerne weiter. Auf unserer Webseite findest du außerdem viele weitere Infos zum Leben mit HIV.