Blutspende: Informationen der Deutschen AIDS-Hilfe

ACHTUNG: Dieser Text entspricht nicht mehr der aktuellen Situation. Die Bundesärztekammer hat am 7.8.2017 neue Richtlinien zur Blutspende vorgelegt. Demnach dürfen schwule und bisexuelle Männer Blut spenden, wenn sie ein Jahr lang keinen Sex mit einem Mann hatten. 

Pressemitteilung der Deutschen AIDS-Hilfe: "Lockerung beim Blutspendeausschluss schwuler Männer ist nur Kosmetik"

Aktuelle Position der Deutschen AIDS-Hilfe und weitere Erläuterungen

 

Mit einer Petition setzen sich der Lesben- und Schwulenverband (LSVD) und der Berliner Christopher Street e.V. zurzeit dafür ein, dass auch schwule Männer Blut spenden dürfen. Die Deutsche AIDS-Hilfe informiert über das Thema und ihre Position.

Männer, die Sex mit Männern haben oder einmal hatten, dürfen in Deutschland kein Blut spenden. Alle potenziellen Spender werden befragt, ob sie zu dieser oder einer anderen Gruppe gehören, die statistisch ein hohes HIV-Risiko hat („freiwilliger Selbstausschluss“). Dieses Vorgehen wird schon seit Jahren immer wieder als Diskriminierung kritisiert. Der Arbeitskreis Blut am Robert-Koch-Institut, dem Experten zahlreicher Organisationen angehören, befasst sich deswegen schon seit einiger Zeit mit Alternativen.

Die Deutsche AIDS-Hilfe begrüßt das Bemühen um eine Lösung, die schwule und bisexuelle Männer nicht pauschal ausschließt, sondern bei der reale HIV-Risikosituationen ausschlaggebend sind. Wir fordern die Verantwortlichen dazu auf, in diesem Bemühen nicht nachzulassen. Der dauerhafte Ausschluss aller Männer, die irgendwann einmal Sex mit einem Mann hatten, ist nicht mehr zeitgemäß.

„Freiwilliger Selbstausschluss“

Die Befragung nach realen Risiken gestaltet sich dabei aber offenbar schwierig, weil manche Menschen nicht bereit sind, detailliert Auskunft über ihr Sexualleben zu geben. Ein alternatives Verfahren hat sich nach Informationen des Robert-Koch-Instituts und der Bundesärztekammer aus dem Jahr 2013 in der Erprobung nicht bewährt: Manche Spender und Spendedienste akzeptierten den Fragebogen nicht.

Der „freiwillige Selbstausschluss“ durch eine Befragung ist wichtig, denn bei den Tests von Blutspenden auf HIV wird ein kleiner Teil HIV-infizierter Blutspenden nicht erkannt. Der Grund: Nach der Infektion dauert es einige Zeit, bis HIV im Blut nachweisbar ist. Zwar werden heute auch sogenannte PCR-Tests eingesetzt, die das Virus früher nachweisen können als die sonst üblichen Tests auf Antikörper. Doch auch bei PCR-Tests bleibt eine Lücke von etwa ein bis zwei Wochen.

Hohe Sicherheit von Blutspenden

Die Kombination dieser Tests mit dem „freiwilligen Selbstausschluss“ sorgt dafür, dass Blutprodukte in Deutschland sehr sicher sind. In Deutschland kommt etwa eine HIV-infizierte Blutspende pro Jahr in Umlauf, das Risiko einer unerkannt HIV-infizierten Spende beträgt 1:5,3 Millionen.

Die Herausforderung für die Experten vom Arbeitskreis Blut besteht nun also darin, diese Sicherheit bei einem neuen Verfahren aufrechtzuerhalten. Die Blutspende einfach auch für schwule Männer zu öffnen, ist leider nicht möglich.

„Buntspenden“ möchte eine Blutspende allen ermöglichen, die angeben, nur „Safe Sex“ gehabt zu haben. Dies würde aber nicht ausreichen, denn viele Menschen können HIV-Risiken nicht richtig einschätzen. Außerdem bleibt auch bei Safer Sex ein Restrisiko, das bei schwulen Männern höher ist, weil es in dieser Gruppe mehr Menschen mit HIV gibt. „Safe Sex“ (also völlig sicheren Sex), wie Buntspenden schreibt, gibt es hier nicht, sondern nur Safer Sex.

Regelungen in anderen Ländern

Mehrere andere Länder haben bereits Veränderungen vorgenommen. In England zum Beispiel dürfen schwule Männer Blut spenden, wenn sie ein Jahr keinen Sex mit einem Mann hatten – womit die meisten weiterhin ausgeschlossen bleiben. In Südafrika dürfen Schwule wie auch Heterosexuelle spenden, wenn sie seit einem halben Jahr in einer monogamen Beziehung leben. Die Angabe, in einer monogamen Beziehung zu leben, ist dabei allerdings nicht verlässlich. Zudem ist in Südafrika HIV auch bei Heterosexuellen sehr stark verbreitet.

Knochenmark- und Stammzellenspende

Überhaupt nicht mehr angemessen ist der Ausschluss schwuler Männer von der Knochenmark- und Stammzellenspende. Hier kann über Leben und Tod entscheiden, ob es einen passenden Spender gibt. Ist dieser gefunden, bleibt genug Zeit für ausführliche Gespräche und Blutuntersuchungen. Darum sollte der Ausschluss in diesem Bereich sofort aufgehoben werden.