Neuer Werkzeugkasten für HIV- und Hepatitis-Testangebote veröffentlicht

Der Ausbau niedrigschwelliger Angebote zu Tests auf HIV und Hepatitis C für drogengebrauchende Menschen war eine der wichtigsten Empfehlungen der DRUCK-Studie des Robert Koch-Instituts. Ein neuer Online-Werkzeugkasten bietet niedrigschwelligen Einrichtungen nun Hilfestellungen dafür.

Die 2016 durchgeführte DRUCK-Studie hatte gezeigt, dass knapp fünf Prozent der teilnehmenden Drogengebraucher_innen mit HIV infiziert waren und etwa 44 Prozent eine chronische Hepatitis-C-Infektion hatten. Tatsächlich behandelt wurden allerdings lediglich 30 Prozent der dort festgestellten Hepatitis-C-Infektionen und 55 Prozent der HIV-Infektionen. Dabei ist Hepatitis C heute in fast allen Fällen in acht bis 12 Wochen heilbar – auch bei Drogengebraucher_innen –, und HIV-Infektionen sollen nach heutigem Standard möglichst früh, das heißt innerhalb weniger Wochen nach der Diagnose behandelt werden.

Neben den Themen Beratung und Test ist also die Überleitung in die Versorgung eine weitere große Herausforderung, wie kürzlich auch der Abschlussbericht des Modellprojekts „HIV? Hepatitis? Das CHECK ich!“ der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung, der Deutschen Aidshilfe und des Robert Koch-Instituts gezeigt hat.

Das interaktive ivd-toolkit will Partizipation, Austausch und Qualitätsentwicklung fördern

Um den Aufbau, den Betrieb und die Weiterentwicklung niedrigschwelliger Test- und Beratungsangebote für Drogengebraucher_innen zu unterstützen, haben die Deutsche Aidshilfe und die Aidshilfe NRW nun ein Online-Toolkit veröffentlicht, das sich den praktischen Fragen solcher Einrichtungen widmet.

Der interaktive Werkzeugkasten bietet Checklisten und Aktionspläne und bündelt Anleitungen, Empfehlungen und Leitlinien sowie Maßnahmen für die Anpassung und Qualitätsentwicklung verschiedener Bereiche eines Beratungs- und Testangebots.

Es wendet sich sowohl an Organisationen, die Test- und Beratungsangebote neu aufbauen möchten, als auch an Organisationen, die ein bestehendes Angebot überprüfen, ausbauen oder weiterentwickeln möchten.

Domenico Fiorenza, Fachreferent für Drogen und Strafvollzug der Aidshilfe NRW, sieht hier einen großen Bedarf und eine große Chance: „Bei den im JES-Bundesverband und bei akzept e.V. zusammengeschlossenen Selbsthilfeorganisationen sind Beratung- und Testangebote noch nicht überall ein Thema, obgleich es gerade dort sehr gewinnbringend wäre“, sagt er.

„‚HIV? Hepatitis? Das CHECK‘ ich hat einmal mehr gezeigt, wie wichtig die Partizipation der Selbsthilfe ist“, betont Domenico Fiorenza. Er hofft, mit dem Toolkit eine stärkere Zusammenarbeit anregen und ermöglichen zu können. Zudem wollen die Initator_innen die Beratung- und Testangebote im Drogenbereich mit Standards versorgen, besser vernetzen und so den Austausch fördern. Vorbild sind hier die Checkpoints, die sich um Tests und Beratung für Männer bieten, die Sex mit Männern haben (MSM).

Um das Toolkit kontinuierlich weiterentwickeln und an die Anforderungen anpassen zu können, sind Feedback und Anmerkungen der Nutzer_innen an info@ivd-toolkit.de ausdrücklich erwünscht.

(ascho)

Webseite des Toolkits: www.ivd-toolkit.de