Starker Rückgang der HIV-Infektionen und Spätdiagnosen in Großbritannien

Erfreuliche Nachrichten aus Großbritannien: Die Zahl der jährlichen HIV-Infektionen ist in den letzten Jahren stark gesunken. Auch die Zahl der nicht und der spät diagnostizierten HIV-Infektionen ging zurück.

Besonders ausgeprägt ist der Rückgang der HIV-Infektionen bei Männern, die Sex mit Männern haben (MSM): Hier sank die Zahl von etwa 2.800 im Jahr 2012 auf 800 im Jahr 2018 (das ist ein Minus von 71 Prozent).

Vorgestellt wurden diese und andere Zahlen zu HIV und Aids in Großbritannien am 16. Januar 2020 von Public Health England (PHE).

PHE, die Regierung und der nationale Gesundheitsdienst NHS sehen das Vereinigte Königreich damit auf einem guten Weg, um bis 2030 das Ziel „null neue HIV-Infektionen“ zu erreichen.

HIV-Infektionen, nicht diagnostizierte Infektionen und späte HIV-Diagnosen

Bei Männern, die sich auf heterosexuellem Weg mit HIV infiziert haben, haben sich die jährlichen HIV-Infektionen von 550 im Jahr 2014 auf 250 im Jahr 2017 mehr als halbiert, bei heterosexuellen Frauen sank sie von 450 auf 350.

Auch die Zahl Menschen mit HIV, die nichts von ihrer Infektion wissen, ist zurückgegangen – bei MSM hat sie sich von 2014 bis 2018 auf schätzungsweise 3.600 halbiert.

Die Zahl der spät, also schon bei fortgeschrittener Immunschwäche diagnostizierten HIV-Infektionen sank von 3.353 im Jahr 2009 auf 1.883 im Jahr 2018 (um 44 Prozent).

Starke Nutzung des HIV-Tests, früher Behandlungsbeginn, Schutz durch Therapie und PrEP

„Die Zahlen zeigen, welche Erfolge man mit der PrEP kombiniert in Kombination von verstärkten HIV-Tests und schnellem Zugang zu HIV-Behandlungen haben kann“, erklärte Phil Samba von der Interessengruppe Prepster gegenüber der BBC.

Umso unverständlicher sei es, dass die medikamentöse HIV-Prophylaxe immer noch nicht landesweit frei im nationalen Gesundheitssystem verfügbar sei und es deshalb weiterhin zu vermeidbaren HIV-Infektionen komme. Schätzungen zufolge nutzten Ende 2018 landesweit zwischen 13. 000 und 19.500 Menschen die PrEP, die meisten von ihnen Männer, die Sex mit Männern haben.

Es bleibt einiges zu tun

Um das Ziel von null neuen HIV-Infektionen im Jahr 2030 zu erreichen, bleibt auch einiges andere zu tun.

So wussten 2018 schätzungsweise 7.500 Menschen mit HIV nichts von ihrer Infektion, 6.700 davon in England.

Zwei von fünf der im Jahr 2018 mit HIV diagnostizierten Personen befanden sich bereits in einem fortgeschrittenen Krankheitsstadium. Bei Schwarzen afrikanischen Männern lag der Anteil der spät Diagnostizierten sogar bei 65 Prozent, bei heterosexuellen Männern bei 59 Prozent, bei über 50-Jährigen ebenfalls bei 59 Prozent und bei intravenös Drogen Gebrauchenden bei 58 Prozent.

Schätzungen zufolge betrafen 21 Prozent der britischen HIV-Erstdiagnosen (bei MSM 23 Prozent) Menschen, die zuvor bereits in einem anderen Land diagnostiziert worden waren, aber keine HIV-Medikamente genommen hatten. Diese Gruppe stellt etwa 13 Prozent der spät Diagnostizierten.

(ascho/hs)

Quelle/weitere Informationen:

HIV in the United Kingdom: Towards Zero HIV transmissions by 2030 (Jahresbericht 2019 von Public Health England, Stand: Ende 2018; PDF in englischer Sprache)

Could UK HIV transmissions really go down to near-zero by 2030? The latest report suggests so (Beitrag auf aidsmap.com vom 16. Januar 2020)