Modellprojekt in Hamburg: HIV-Behandlung ohne Krankenversicherung
Ab 2020 will Hamburg die HIV-Behandlung ohne Krankenversicherung ermöglichen. Das soll dazu beitragen, die Zahl der HIV-Neuinfektionen zu senken.
Einige Städte bieten bereits Möglichkeiten, Menschen ohne Krankenversicherung medizinisch zu versorgen. Dafür wurden zum Beispiel in Berlin, Duisburg, Dortmund, Hamburg und Münster Notfallfonds und Clearingstellen eingerichtet.
Ausgenommen sind allerdings bislang unter anderem HIV-Behandlungen. (In Berlin ist eine Behandlung von HIV und Hepatitis C in Einzelfällen möglich.)
HIV-Behandlungen retten Leben und schützen vor HIV-Übertragungen
Hamburgs Gesundheitssenatorin Cornelia Prüfer-Storcks möchte das nun mit einem Modellprojekt ändern: Ab 2020 sollen auch Menschen ohne Krankenversicherung mit HIV-Medikamenten behandelt werden können.
Anlaufstelle hierfür wird das Centrum für AIDS und sexuell übertragbare Erkrankungen in Altona (CASAblanca) sein. Ziel sei es, Menschen, „die eine ansteckende HIV-Infektion haben, durch fehlenden Versicherungsschutz und nicht ausreichende finanzielle Mittel jedoch keinen Zugang zu einer Therapie“ haben, ins „Hilfesystem zu vermitteln und damit den Infektionsschutz in Hamburg verbessern, damit die Zahl der Neuinfektionen in Hamburg noch weiter zurückgeht“, erklärt die Senatorin.
Hintergrund ist, dass HIV bei erfolgreicher Therapie selbst beim Sex ohne Kondom nicht mehr übertragbar ist. Dazu sollten Infektionen aber möglichst früh diagnostiziert und behandelt werden.
Anbindung des Modellprojekts ans Behandlungs- und Hilfesystem
Das Modellprojekt soll zunächst über fünf Jahre laufen und parallel dazu im Jahresabstand evaluiert werden. Das begrenzte Angebot aus öffentlichen Mitteln ist an eine bedarfsgerechte Sozial- und Rechtsberatung gekoppelt und wird in die Sprechstunden von CASAblanca integriert. Die Behandlung selbst wird in enger Abstimmung mit den Hamburger HIV-Schwerpunktpraxen und dem Hilfesystem stattfinden.
In Hamburg bekommen jährlich zwischen acht und 14 Personen ohne ausreichenden Krankenversicherungsschutz eine HIV-Diagnose, erklärte ein Sprecher der Behörde für Gesundheit und Verbraucherschutz gegenüber der Deutschen Aidshilfe.
(ascho)
Weiterführende Beiträge:
„Notlösung Clearingstelle: Hilfreich, aber nicht ausreichend“ (magazin.hiv, 15.11.2018)
„Wir wollen, dass alle Leute behandelt werden können“ (magazin.hiv, 16.3.2018)
Expertengruppen: Gesundheitsversorgung für Menschen ohne Papiere sicherstellen (magazin.hiv, 7.4.2017)