HIV-Community verabschiedet Resolutionen gegen Diskriminierung

Die Teilnehmer_innen der Konferenz Positive Begegnungen in Stuttgart haben zwei Resolutionen beschlossen. Freiheit von Diskriminierung soll als Grundlage aller Maßnahmen gegen Aids anerkannt werden. Außerdem soll die breite Öffentlichkeit wirksam darüber informiert werden, dass HIV unter Therapie nicht übertragbar ist.

„Null Diskriminierung“

Unter dem Titel „,Null Diskriminierung’ – ohne geht es nicht“ stellt die erste Resolution fest, dass das Ende von Diskriminierung die notwendige Voraussetzung für das Ziel der Vereinten Nationen sei, die Aids-Epidemie bis zum Jahr 2030 zu beenden. Nur ohne Diskriminierung würden Menschen sich auf HIV testen und behandeln lassen.

Bei allen Maßnahmen im Rahmen der BIS2030-Strategie der Bundesregierung müsse „zwingend zuerst ,Null Diskriminierung’ mitgedacht, kommuniziert und erfahrbar sein (...). Denn nur ,Null-90-90-90’ führt zu ,#AIDS_Beenden_2030’“, heißt es mit Bezug auf die 90-90-90-Etappenziele von UNAIDS.

Nach diesen Zielen sollen weltweit bis zum Jahr 2020 90% Prozent der Menschen mit HIV von ihrer Infektion wissen, 90% davon Zugang zur HIV-Therapie haben und 90% davon so wirksam therapiert sein, dass HIV bei ihnen nicht mehr nachweisbar ist. (Wortlaut der Deklaration siehe unten.)

Nicht-Übertragbarkeit bekannt machen

Die zweite Deklaration ergänzt die erste. Als erster Schritt gegen Diskriminierung müsse breit kommuniziert werden, dass „HIV-Positive unter erfolgreicher Therapie in keiner Situation ansteckend sind“. Bereits am Samstag haben die Teilnehmer_innen der Positven Begegnungen in der Stuttgarter Innenstadt dafür demonstriert, diese gute Nachricht bekannter zu machen. Schließlich kann sie Ängste nehmen und damit Stigmatisierung von Menschen mit HIV entgegenwirken. "HIV-Übertragung unter Therapie? Unmöglich!", lautete darum das Motto der Demonstration.

Über die erste Resolution wurde bei der Wahl des Gremiums PositHIVe Gesichter auf Antrag durch alle HIV-positiven Teilnehmer_innen der Konferenz mit abgestimmt. Die PositHIVen Gesichter hatten den Text zur Abstimmung gestellt. Die zweite Resolution beschlossen die in der Abschlussveranstaltung versammelten Teilnehmer_innen auf Antrag von Konstantin Leinhos, der zuvor neu in das Gremium gewählt worden war.

(howi)

Wir dokumentieren die Resolutionen im Wortlaut:

„Null Diskriminierung“ – ohne geht es nicht!

Deutschland hat sich dem Ziel „#AIDS_Beenden_2030“ und der dahinführenden Strategie „90-90-90-(0)“ von UNAIDS angeschlossen.

Die Teilnehmer_innen der Positiven Begegnungen im August 2018 in Stuttgart halten fest, dass das Beenden von Aids bis 2030 nur erreichbar ist, wenn es keine, also Null Diskriminierung von Menschen mit HIV/Aids gibt.

Dies ist die Voraussetzung dafür, dass Menschen sich testen lassen, sich in erfolgreiche Behandlung begeben und so schwere gesundheitliche Schädigungen verhindert werden können. Der Ausbruch von Aids ist dann vermeidbar.

„Null Diskriminierung“ ist die Grundlage von „90-90-90.“ Und diese Null ist nicht verhandelbar.

Diskriminierung und Stigmatisierung sind ein wichtiger „Motor“ für die weltweite Verbreitung von HIV. Deshalb hat die Strategie „BIS2030“ des BMG (Bundesministerium für Gesundheit) Themen wie:

  • Antidiskriminierungsarbeit im Kontext HIV/Aids und sexuell übertragbaren Erkrankungen
  • die Akzeptanz von verschiedenen sexuellen Orientierungen und Lebenswelten
  • die Selbstbestimmung des Einzelnen und die Förderung der Eigenverantwortung
  • Respekt und Schutz von sich selbst und anderen

klar hervorgehoben.

Die Teilnehmer_innen der Positiven Begegnungen 2018 fordern das Bundesministerium für Gesundheit und die umsetzenden Behörden, Organe, Institutionen und Träger_innen der Strategien auf, dieses „ Null Diskriminierung“ in der Umsetzung und den Maßnahmen auf dem Weg zu „#Aids_Beenden 2030“ und „BIS 2030“ als Grundlage anzuerkennen, so zu benennen und zu berücksichtigen. In allen Maßnahmen muss zwingend zuerst „Null Diskriminierung“ mitgedacht, kommuniziert und erfahrbar sein.
Denn nur „Null-90-90-90“ führt zu „#Aids_Beenden_2030“.

Die PositHIVen Gesichter fördern, unterstützen und sichern nachhaltig die Partizipation von Menschen mit HIV und Aids im Verband der Deutschen AIDS-Hilfe und treten für deren Interessen ein.

Die ergänzende Resolution hat folgenden Wortlaut:

Als ersten Schritt fordern wir, in allen zukünftigen Aussagen zum Schutz vor einer HIV-Infektion ausdrücklich auf die wissenschaftlich bewiesene Tatsache hinzuweisen, dass HIV-Positive unter erfolgreicher Therapie in keiner Situation ansteckend sind, dass also N=N in die breite Bevölkerung propagiert wird.

Erläuterung der Redaktion: N=N steht für „Nicht nachweisbar = Nicht übertragbar“. Wenn HIV im Blut mit den üblichen Verahren nicht mehr nachweisbar ist, kann auch keine Übertragung mehr stattfinden.