Australien erklärt Aids für beendet, HIV aber nicht

Die Aids-Epidemie in Australien ist besiegt, bis 2020 könnten auf dem Kontinent praktisch alle HIV-Neuinfektionen verhindert werden, so die Kernbotschaft einer Erklärung australischer Wissenschaftler_innen und HIV-Organisationen.

„Die öffentliche Bedrohung durch Aids hat sich in eine Herausforderung für die HIV-Prävention verwandelt“, sagte Andrew Grulich, Leiter des nationalen HIV-Programms an der University of New South Wales in Sydney in einer Pressemitteilung. Diese haben Wissenschaftler_innen und Vertreter_innen von HIV-Organisationen anlässlich der am Sonntag im südafrikanischen Durban beginnenden 21. Internationalen Aids-Konferenz gemeinsam am Montag veröffentlicht.

Durch die verbesserten medizinischen Möglichkeiten und Medikamente könne heute verhindert werden, dass eine HIV-Infektion zur Immunschwächekrankheit Aids führe, heißt es darin weiter. Langfristig könnten Neuinfektionen zudem durch vorbeugende Medikamente (PrEP) und in Zukunft möglicherweise auch durch die Heilung von HIV eliminiert werden. In Australien würden mittlerweile kaum mehr Aids-Fälle registriert, so die Expert_innen. Aber auch nach Ausbruch der Erkrankung könne diese inzwischen gut behandelt werden.

Bis zum Jahr 2020 sei daher ein Verschwinden der HIV-Epidemie in Australien realistisch, gleichwohl bleibe das Virus weiterhin eine große Bedrohung. Derzeit wüssten beispielsweise noch zu viele Menschen nichts von ihrer HIV-Infektion.

Entscheidend seien daher ein niedrigschwelliger Zugang zu Test und Behandlung sowie langfristige Investitionen in jene Organisationen, die ihre Präventionsarbeit an den Bedarfen der am meisten von HIV bedrohten und betroffenen Gruppen ausrichteten, sagte Darryl O’Donnel, Leiter der „Australischen Vereinigung von Aids-Organisationen“ (AFAO).  Zudem müssten die Präventionsbemühungen bei den besonders vulnerablen Bevölkerungsgruppen noch verstärkt werden, so Cipri Martinez, Präsident der „Nationalen Vereinigung von Menschen mit HIV“ (NAPWHA). Dazu zählten zum Beispiel Frauen, szeneferne und junge schwule Männer, injizierende Drogengebraucher_innen sowie Menschen, deren Muttersprache nicht Englisch ist.

Darüber hinaus sei entscheidend, auch jene Regionen und Länder zu unterstützen, die die Aids-Epidemie noch nicht besiegt hätten, heißt es in der Erklärung weiter. Australien müsse daher seinen Beitrag zum Globalen Fonds zur Bekämpfung von Aids, Tuberkulose und Malaria erhöhen. Dieser geht dieses Jahr in die fünfte Wiederauffüllungsrunde.

Auch wenn die Zahl der Aidsfälle in Australien zurückgegangen sei, die HIV-Neudiagnosen hingegen seien in den vergangenen zehn Jahren um rund 13 Prozent gestiegen, betonte die australische HIV-Expertin Susan Kippax gegenüber dem Onlinemagazin „Sciencemag“.  So erfreulich die Erklärung vom Ende der Aids-Epidemie auch sei, man müsse sich bewusst sein, dass sie von einigen Menschen auch falsch verstanden werden könnte. Denn viele würden nach wie vor den Unterschied zwischen HIV und Aids nicht kennen. Diese Menschen könnten irrtümlicherweise glauben, dass Schutz vor HIV nicht mehr wichtig sei, so Kippax weiter.

(ascho/Christina Laußmann)

Quelle/weitere Informationen:

Gemeinsame Erklärung von australischen Wissenschaftler_innen und HIV-Organisationen vom 11.7. 2016

Bericht auf der Website von ABC News

Bericht auf der Website von Sciencemag