„Politik beginnt beim Betrachten der Wirklichkeit“
Die Drogenbeauftragte der Bundesregierung, Marlene Mortler, hat heute in Berlin den Drogen- und Suchtbericht 2015 vorgestellt.
Auf gut 300 Seiten werden darin aktuelle Daten und Fakten zu Alkohol, Tabak, Medikamenten, illegalen Drogen, pathologischem Glücksspiel sowie zur Computerspiel- und Internetabhängigkeit präsentiert. Im zweiten Teil geht es unter den Überschriften „Prävention“ und „Beratung, Behandlung und Versorgung sowie Schadensminimierung“ um Schwerpunkte der deutschen Drogen- und Suchtpolitik, die mit zahlreichen Beispielen aus der Praxis illustriert werden.
Rauchen ist dem Bericht zufolge das größte vermeidbare Gesundheitsrisiko in Deutschland und führt zu jährlich etwa 110.000 vorzeitigen Todesfällen. Der Anteil der Raucherinnen und Raucher ist zwar gesunken – derzeit liegt er bei 24,5 Prozent der Erwachsenen und bei 9,7 Prozent der 12- bis 17-Jährigen –, doch hält Mortler diese Zahlen für immer noch zu hoch.
An den Folgen des Alkoholkonsums oder des kombinierten Konsums von Alkohol und Tabak sterben mindestens 74.000 Menschen jährlich. Die volkswirtschaftlichen Kosten sind hoch – nach Untersuchungen, die sich auf das Jahr 2007 beziehen, liegen sie bei mindestens 26,7 Milliarden Euro pro Jahr.
Erneut gestiegen ist die Zahl der Todesfälle, die mit dem Konsum illegalisierter Drogen in Verbindung stehen (Drogentodesfälle), nämlich um drei Prozent gegenüber dem Vorjahr (von 1.002 auf 1.032). Erschreckend sind Ergebnisse der DRUCK-Studie, in deren Rahmen von Ende 2012 bis März dieses Jahres 2.077 Drogenkonsumenten aus acht Städten untersucht wurden. Diesen Daten zufolge waren zwischen null und neun Prozent der Befragten HIV-positiv, und zwischen 23 bis 54 Prozent hatten eine aktive, potenziell behandlungsbedürftige Hepatitis C.
Dass es in zehn Bundesländern keine Drogenkonsumräume gibt – ein anerkanntes Angebot zur Vermeidung von HIV- und Hepatitis-Infektionen – kann man im Drogen- und Suchtbericht dagegen nicht lesen. Auch auf die erst kürzlich von zahlreichen Fachleuten aus Wissenschaft und Praxis erhobene Forderung, das Betäubungsmittelgesetz zu reformieren, ging Mortler nicht ein.
(hs)
Weitere Informationen
Die Drogenbeauftragte der Bundesregierung: Drogen- und Suchtbericht 2015 (Link zur PDF-Datei)
Pressemitteilung der Drogenbeauftragten vom 21.05.2014
Deutsche AIDS-Hilfe: Alternativer Drogen- und Suchtbericht – BtMG grundlegend erneuern (Pressemeldung vom 18.05.2015)
Deutsche AIDS-Hilfe: Weniger Drogentote sind möglich (Pressemeldung vom 21.04.2015)