Europäische Gesundheitsbehörde: Zahl der sexuell übertragbaren Infektionen nimmt weiter zu

Chlamydien, Gonorrhö und Syphilis sind in Europa weiter auf dem Vormarsch. Infektionen mit Chlamydien werden am häufigsten bei jungen Frauen diagnostiziert.

Dies geht aus dem am Dienstag in Stockholm vorgelegten Jahresbericht des Europäischen Zentrums für die Prävention und die Kontrolle von Krankheiten (ECDC) hervor. Ausgewertet wurden die im Jahr 2012 in den 26 Ländern des Europäischen Wirtschaftsraums erfassten Daten zu sexuell übertragbaren Infektionen (kurz STIs für sexually transmitted infections).

Mit mehr als 385.000 Fällen sind Chlamydien die am häufigsten in Europa registrierte STI. Dass 84 Prozent dieser Fälle von Dänemark, Norwegen, Schweden und Großbritannien gemeldet wurden, hat einen einfachen Grund: Diese vier Länder sind die einzigen, die bislang ein schon länger gefordertes Chlamydien-Screening durchführen.

Bei den Screening-Untersuchungen sollten, so das EDCD, junge Frauen besondere Aufmerksamkeit erhalten, da Chlamydien-Infektionen häufig in jungen Jahren erfolgten und bei einer Nichtbehandlung zu langfristigen Komplikationen führen könnten. Zwei Drittel der Diagnosen beträfen laut Bericht Menschen im Alter zwischen 15 und 24 Jahren; 65 Prozent aller Diagnosen entfielen auf junge Frauen.

Bei Gonorrhö sei ein Anstieg um 62 Prozent gegenüber der letzten Erhebung im Jahr 2008 festzustellen, so das ECDC weiter. Fast die Hälfte der Infektionen entfalle auf Männer, die Sex mit Männern haben (MSM). Auch der Anstieg der Syphilis-Fälle um mehr als 50 Prozent in Ländern wie Dänemark, Portugal, Norwegen, Malta und der Slowakei sei wesentlich auf die hohe Zahl unter MSM zurückzuführen.

Insgesamt 830 Fälle von Lymphogranuloma venereum (LGV) – und damit 17 Prozent mehr als 2011 – wurden vom ECDC registriert. Das Institut geht allerdings davon aus, dass die tatsächliche Zahl der Infektionen mit dieser ansonsten vor allem in den Tropen verbreiteten Geschlechtskrankheit noch weitaus höher liegen dürfte.

(ascho)

Quelle/weitere Informationen:

Pressemitteilung des ECDC mit Link zum Jahresbericht (in englischer Sprache)

Deutsches Ärzteblatt: „Chlamydien: Infektionen bei jungen Frauen am häufigsten“