Nobelpreisträger sprechen sich gegen homofeindliche Gesetze in Russland aus

In einem offenen Brief an das russische Volk und Präsident Wladimir Putin fordern 27 Nobelpreisträger die Aufhebung des Gesetzes gegen „homosexuelle Propaganda“. Derweil ist in Nigeria ein Gesetz in Kraft getreten, das für Homosexuelle und deren Unterstützer hohe Haftstrafen vorsieht.

Aufgesetzt haben das Schreiben, das heute in der britischen Zeitung „The Independent“ veröffentlicht wurde, der Schauspieler und LGBT-Aktivist Sir Ian McKellen und der Chemiker Sir Harry Kroto. Ihrer Forderung haben sich zahlreiche Nobelpreisträger angeschlossen, darunter die Literaturnobelpreisträger Herta Müller und John Coetzee, die Nobelpreisträger für Chemie Thomas Steitz, Roald Hoffmann und Martin Chalfie und die nordirische Friedensnobelpreisträgerin Mairead Maguire.

Mit ihrem Brief wollen die Initiatoren den Menschen in Russland zeigen, „dass viele hochrangige Mitglieder der internationalen wissenschaftlichen Gemeinschaft Solidarität mit all jenen Politikern, Künstlern, Sportlern und vielen anderen zeigen, die bereits ihre Abscheu für die Maßnahmen der russischen Regierung gegen ihre homosexuellen Bürger zum Ausdruck gebracht haben“, heißt es in dem Schreiben. „Protest ist niemals einfach, aber wir hoffen, dass durch den Widerstand gegen die neue Gesetzgebung der russische Staat dazu ermutigt wird, die humanitären, politischen und integrativen demokratischen Prinzipien des 21. Jahrhundert anzunehmen, für deren Verwirklichung Michail Gorbatschow so hart gearbeitet hat“, so die Initiatoren weiter.

Hohe Haftstrafen für Homosexuelle in Nigera

Unterdessen hat sich in Nigeria trotz anhaltender internationaler Kritik die Rechtslage für Homosexuelle dramatisch verschärft. Goodluck Jonathan, Präsident des bevölkerungsreichsten Lands Afrikas, hat ein Gesetz unterzeichnet, das gleichgeschlechtliche Liebe als Schwerverbrechen einordnet.

Nigerianer, die „einen gleichgeschlechtlichen Ehevertrag oder eine eingetragene Partnerschaft eingehen“, können demnach zu 14 Jahren Gefängnis verurteilt werden. Wer „seine Liebesbeziehung zu einem Menschen des gleichen Geschlechts direkt oder indirekt öffentlich zeigt", muss eine bis zu zehnjährige Haftstrafe fürchten. Das gleiche Strafmaß ist für die Gründung und Unterstützung von Organisationen für Schwule und Lesben vorgesehen.

In einer gemeinsamen Pressemitteilung äußerten die Organisationen UNAIDS und der Globale Fonds zur Bekämpfung von Aids, Tuberkulose und Malaria ihre tiefe Besorgnis darüber, dass das neue Gesetz den Zugang zur HIV-Prävention und -Behandlung für Lesben, Schwule, Bisexuelle und Trans*-Menschen erheblich erschweren werde. Damit untergrabe es den Erfolg des President`s Comprehensive Response Plan – ein Interventionsplan zur Bekämpfung von HIV und Aids in Nigeria, den Präsident Jonathan erst vor weniger als einem Jahr ins Leben gerufen hatte, heißt es in der Mitteilung weiter.

Nigeria hat die weltweit zweitgrößte HIV-Rate, 2012 lebten dort schätzungsweise 3,4 Millionen Menschen mit HIV. UNAIDS und der Global Fund forderten angesichts der gesundheitlichen Lage und der ernsten Auswirkungen auf die Menschenrechte „dringend eine Prüfung der Verfassungsmäßigkeit des Gesetzes“ sowie „umfassende Maßnahmen“, um die HIV-Prävention und -Behandlung für LGBT-Menschen in Nigeria sicherzustellen, ohne dass diese Verhaftungen oder andere Repressalien zu befürchten hätten.

(sho/Christina Laußmann)

 

Der Situation von Lesben, Schwulen, Bisexuellen, Trans*- und Inter*-Menschen in Russland widmet sich die Tagung „Gold for Equal Rights“, die am 1. Februar 2014 im Berliner Roten Rathaus stattfinden wird. Die Deutsche AIDS-Hilfe ist eine der Organisatorinnen. Weitere Informationen stellt die Internetseite www.gold-for-equal-rights.de zur Verfügung.