Mitgliederversammlung der Deutschen AIDS-Hilfe fordert Stärkung der HIV-Prävention

Die Mitgliederversammlung der Deutschen AIDS-Hilfe (DAH) hat in einer Resolution gefordert, die erfolgreiche HIV-Prävention in Deutschland zu stärken und nachhaltig zu finanzieren.

Aufklärung und Beratung für die gesamte Bevölkerung seien wichtig, aber nicht ausreichend, heißt es in der Entschließung. Hinzukommen müsse auch weiterhin die gezielte Ansprache der epidemiologisch relevanten, besonders stark von HIV betroffenen Gruppen – in Ballungszentren wie auch in der Fläche. Dabei müssten die Prävention von HIV-Übertragungen (Primärprävention), die Sekundärprävention (verhindern, dass HIV-Infizierte erkranken) und die Tertiärprävention (verhindern, dass sich der Gesundheitszustand Erkrankter verschlechtert) als Einheit verstanden werden. Außerdem dürfe man nicht vereinfachenden Modellen folgen, wonach Informationen gewissermaßen automatisch zum gewünschten (Schutz-)Verhalten führten. Was der Einzelne zu seinem Schutz tun könne, hänge vielmehr von den Strukturen ab, in denen er lebe, zum Beispiel von seinem sozialen Umfeld, der Gesellschaft, der Politik oder dem Rechtssystem.

Thema war auch „Schutz durch Therapie“. Die DAH hat dazu jetzt das Positionspapier „Schutz durch Therapie ist Safer Sex“ veröffentlicht, welches das Papier „HIV-Therapie und Prävention aus dem Jahr 2009 ablöst. Zentrale Aussage ist, dass eine wirksame HIV-Therapie beim Sex genauso effektiv vor einer HIV-Übertragung schützt wie Kondome. Betont wird zugleich, dass dieser Schutz ein Zusatznutzen der Therapie sei. HIV-Positive, die aus diesem Grund mit einer Therapie beginnen wollten, müssten die Möglichkeit dazu haben, doch dürfe niemand zu einer Therapie gedrängt werden. Wichtig sei, über die Schutzwirkung der Medikamente offen zu kommunizieren und zugleich deutlich zu machen, dass Kondome auch zum Schutz vor anderen sexuell übertragbaren Infektionen beitragen.

Die Ehrenmitgliedschaft der Deutschen AIDS-Hilfe trugen die Delegierten der Ärztin Dr. Dagmar Melz und dem Präventionisten Jean-Luc Tissot-Daguette an. Dr. Melz behandelte in den 80er Jahren gegen heftigen Widerstand von Ärzten und Schwestern den ersten Aidspatienten im Krankenhaus Wuppertal-Arrenberg und gehörte zu den Gründungsmitgliedern der AIDS-Hilfe Wuppertal. Der gebürtige Schweizer Jean-Luc Tissot-Daguette, seit über 20 Jahren im Vorstand der Niedersächsischen AIDS-Hilfe, engagiert sich seit vielen Jahren dafür, Aids ein Gesicht zu geben, und gehörte zu den maßgeblichen Initiatoren der bundesweit beachteten Straßenbahn-Aktion „Aids braucht positive Gesichter“.

Ihren herzlichen Dank sprachen die Mitgliederversammlung und der DAH-Vorstand dem Delegiertenrat der Deutschen AIDS-Hilfe aus, einem 1999 ins Leben gerufenen Verbandsgremium aus Vertretern der Aidshilfe-Organisationen, der Selbsthilfenetzwerke und der Landesverbände. Diese „kleine Mitgliederversammlung“ der DAH löst sich zum 1. November 2013 auf, ihre Aufgaben übernehmen künftig „besondere Organe“. Eingerichtet wurden von der MV eine Kommission Projekte und Finanzen, die bei der Vorbereitung und Genehmigung des DAH-Haushaltsplans mitwirkt, und eine Schlichtungsstelle für innerverbandliche Konflikte.

(hs)