Washington: Verhaftungen bei einem Sit-in für die Spritzenvergabe in Gefängnissen

Aktivisten der New Yorker Aids-Organisation Housing Works haben am Mittwoch Büros von Mitgliedern des Repräsentantenhauses auf dem Capitol in Washington besetzt.

Die Demonstranten hatten sich für die Sit-ins insbesondere jene Abgeordneten ausgesucht, die sich im Dezember vergangenen Jahres gegen eine Wiedereinführung der Spritzenvergabe in Gefängnissen stark gemacht hatten. 32 der Besetzer wurden festgenommen.

Die Aktion in Washington war nach Angaben von Housing Works nur eine von rund einem Dutzend, die zeitgleich in verschiedenen Städten des Landes durchgeführt wurden.

„Die USA gibt alles andere als ein strahlendes Beispiel dafür ab, wie die Aids-Epidemie beendet werde kann, wenn wir immer noch gegen dumme Richtlinien ankämpfen müssen, die genau das verhindern, was nachweislich funktioniert“, erklärte Charles King, Vorstandsmitglied von Housing Works. Die Vereinigten Staaten sind mit der im Juli in Washington stattfindenden 19. Welt-Aids-Konferenz erstmals seit 1990 wieder Ausrichter des Fachkongresses.

Dass die Spritzenvergabe in Gefängnissen zu einer deutlichen Senkung von Hepatitis-C- und HIV-Neuinfektionen führt, haben verschiedene wissenschaftliche Studien weltweit belegt. Spanien hat auf dieser Grundlage die Spritzenvergabe flächendeckend eingeführt.

In Deutschland wurden noch vor einigen Jahren in sieben deutschen Haftanstalten sterile Spritzen für Drogen gebrauchende Gefangene bereitgehalten. Heute ist das nur noch in der Frauenhaftanstalt Berlin-Lichtenberg der Fall. „Die Spritzenvergabe ist ein sehr emotional besetztes Thema“, erklärt Bärbel Knorr vom Arbeitsbereich Strafvollzug der Deutschen AIDS-Hilfe (DAH). „Einerseits bestehen seitens der Haftanstalten Ängste und moralische Einwände, andererseits ist vielfach belegt, dass die Spritzenvergabe eine sinnvolle Maßnahme der Infektionsprophylaxe darstellt und sich dadurch keine Gefährdung für die Beschäftigen in den Haftanstalten ergibt.“ Die DAH halte deshalb auch weiterhin an der Forderung fest, die Spritzenvergabe in Gefängnissen zu etablieren. „Es ist längst an der Zeit, einen nüchternen Blick auf die Fakten zu werfen und die längst überfällige Debatte hierüber zu führen“, betont Bärbel Knorr.

(sho)

 

Weitere Informationen:

Bericht über die Aktionen in der Huffington Post

Beitrag von Housing Works über die Aktionen

Video über die Aktion in Washington