„Bis hierher – und noch weiter...“

HIV ist heute eine meist gut behandelbare chronische Krankheit. Zusammen mit gesellschaftlichen Veränderungen wie der Auffächerung der Zielgruppen stellt dies die Aidshilfen vor neue Herausforderungen.

Thema ist dies auch auf der heute in Berlin beginnenden Präventionskonferenz der Deutschen AIDS-Hilfe. Unter dem Titel „Bis hierher – und noch weiter ...“ diskutieren Expertinnen und Experten aus Wissenschaft und Praxis bis zum Sonntag über Themen wie Neue Medien im Dienst der Prävention, die Zukunft der Selbsthilfe und des Ehrenamts oder die HIV-Präexpositionsprophylaxe (PrEP), also die vorbeugende Einnahme von HIV-Medikamenten zur Verhinderung einer Infektion.

Dr. Dirk Sander, DAH-Referent für HIV-Präventon bei Schwulen und anderen Männern, die Sex mit Männern haben, hofft, dass auf der Konferenz mit bestimmten Mythen rund um Aids radikal gebrochen wird: „Prävention, davon bin ich überzeugt, funktioniert auch und gerade erst ohne verlogene Drohkulissen mit angeblich ‚tödlichen Aidsviren’, die überall lauern, oder auch der Unterstellung, dass junge Menschen durch jeden 'Fehltritt' zur Rente verdammt sein könnten.“

Zündstoff sieht Sander auch beim Thema „Therapie ist Prävention - aber wie?“: „Auch wenn noch so viele Grafen Zahl sich die Zukunft schönrechnen, den Enthusiasmus mancher Ärzte und anderer Pharmafreunde kann ich nicht teilen. HIV hat viele Helfer, gegen die noch keine Tabletten entwickelt wurden. Was ist mit mangelnden Bildungsressourcen, Armut, Homophobie, Transphobie, Ausgrenzung, Stigma und Kriminalisierung? Über diese immer noch reichlich vorhandenen strukturellen Barrieren zur Gesundheit werden wir auf der Konferenz reden.“

Ein weiteres Thema ist „sexuelle Gesundheit“ im Kontext von HIV. Für Dirk Sander beschränkt sich dies nicht allein auf die Frage nach der Verfügbarkeit von Präventionsmitteln oder der Prävention von HIV und anderen sexuell übertragbaren Infektionen. „Hier geht es um die Verwirklichung von sexuellen Menschenrechten, das Recht auf Spaß und Glück, ohne Zwang, Diskriminierung und Gewalt“, sagt Sander. Einzelne Projekte hätten hier schon gute Arbeit leisten können, doch angesichts beispielweise der hohen Zahl von homosexuellen Männern mit Gewalterfahrungen gebe es auch im Bereich der Prävention noch Bedarf an Hilfsangeboten. Ideen, wie diese aussehen könnten, werden vielleicht bereits an diesem Wochenende entwickelt.

Eröffnet wird die Tagung im Ludwig Erhard Haus Berlin unter anderem mit einem Grußwort von Prof. Dr. Elisabeth Pott (Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung) und einem Vortrag des HIV-Aktivisten Bernd Aretz. Am Samstag wird Dr. Ulrich Marcus vom Robert Koch-Institut Berlin die neuen Daten zur HIV-Epidemie in Deutschland vortragen und seine Empfehlungen für die Prävention erläutern.

 

Berichte zur Konferenz werden in Form eines Live-Tickers auf aidshilfe.de veröffentlicht.

(sho/hs)

 

Weitere Informationen

Link zum ausführlichen Tagungsprogramm