20 Jahre AIDS-Hilfe Potsdam: Ehrenamtliche sind der größte Schatz

„Potsdam 1990. Der damals 28-jährige Harald Petzold engagierte sich im Homosexuellen-Integrations-Projekt (HIP) in Potsdam. Aus jener Zeit berichtet er: ‚HIV und Aids haben wir in den Wendetagen vor allem durch unsere Besuche in der Szene in Westberlin wahrgenommen. In Potsdam schien das alles noch keine Rolle zu spielen. Nur ganz wenige machten sich tatsächlich einen Kopf darüber. Und auch für uns war vieles erst einmal nur graue Theorie.’“

So beginnt die Geschichte der AIDS-Hilfe Potsdam. Nach Angaben des Robert Koch-Instituts waren in der DDR bis zum Mauerfall 133 HIV-Infektionen bekannt, 27 Menschen waren an Aids erkrankt; in der Bundesrepublik gab es zum Zeitpunkt der Wende fast 42.000 Menschen mit HIV und mehr als 5.000 Aidskranke. „Die Mauer hatte wie ein Riesenkondom gewirkt“, resümiert die AIDS-Hilfe in ihrer ausführlichen Chronik zum Jubiläum.

Über eine engagierte junge Lehrerin aus Potsdam entsteht der Kontakt zwischen HIP und dem Westberliner Lehrer Andreas Schlaak, der Sexualkunde unterrichtet und ehrenamtlich in der Berliner Aids-Hilfe arbeitet. Aus dem Wunsch nach gemeinsamen Projekten, die bei schwulen Männern ein Bewusstsein für HIV und Aids schaffen sollen, wird schließlich die Idee der Gründung eines Vereins geboren. Der Weg dorthin war nicht ohne Hindernisse: „Man muss sich vorstellen, dass kurz nach der Wende eh schon große Verunsicherung herrschte. Und jetzt kommen da noch welche mit so einem zusätzlich Verunsicherung stiftenden Thema“, berichtet Andreas Schlaak in der Chronik.

Es war zum Beispiel schwierig, Behörden vom Präventionsgedanken zu überzeugen, dem Ansatz von Aufklärung und Information, um Infektionen gar nicht erst eintreten zu lassen. Einige Beamte konnten nicht verstehen, wozu ein Verein, der noch keinen einzigen Betroffenen betreut, eigene Räume braucht. Viel Unterstützung erhielt die anfangs rein ehrenamtlich betriebene Aidshilfe schließlich nicht nur vom Landesministerium für Arbeit, Soziales, Gesundheit und Frauen unter der Leitung von Regine Hildebrandt, sondern auch vom Potsdamer Gesundheitsamt. 18 Monate nach der Gründung fand der Verein seine erste Bleibe im „Haus der Jugend“.

20 Jahre und drei Umzüge später berät und betreut die AIDS-Hilfe Potsdam mit zwei hauptamtlichen Sozialarbeiterinnen 60 Menschen mit HIV. Sie bietet einmal pro Monat den HIV-Schnelltest in der Beratungsstelle an, leistet Präventionsarbeit für Jugendliche in Schulen, Bars, Clubs und Discos und führt Info-Veranstaltungen für Lehrer, Eltern und medizinisches Personal durch. Außerdem ist sie die geschäftsführende Stelle der „Initiative Brandenburg – Gemeinsam gegen Aids“ und seit 2005 Partnerin des EU-Projekts Bordernet (jetzt: Bordernetwork): Hier werden gemeinsam mit der polnischen Partnerregion Lubuskie grenzüberschreitende Projekte zur Verbesserung der Prävention von HIV und anderen sexuell übertragbaren Infektionen entwickelt.

Heute sei die AIDS-Hilfe Potsdam fest in der Gesundheitsvorsorge-Community und in der Gesellschaft verankert, stellt Harald Petzold in der Chronik fest. „Und es gibt inzwischen einen großen, verlässlichen Stamm von Menschen, die unsere Arbeit ehrenamtlich unterstützen. Das ist unser größter Schatz und damit auch unser größter Erfolg.“

(af)

Mehr Informationen zur AIDS-Hilfe Potsdam finden sich unter http://www.aidshilfe-potsdam.de