Südafrika: Drogencocktail "Whoonga" gefährdet die HIV-Behandlung

Südafrika ist das Land mit den meisten HIV-Infizierten weltweit: Schätzungsweise 6 von 50 Millionen Einwohnern leben mit dem Virus. Im Kampf gegen die Epidemie setzen Regierung, internationale Einrichtungen und Hilfsorganisationen viel Geld und Personal ein. Erste Erfolge haben sich bereits eingestellt: Die Zahl der HIV-Neuinfektionen geht zurück, und bis zum Juni 2011 sollen 15 Millionen Südafrikaner auf HIV getestet werden, damit sie sich gegebenenfalls behandeln lassen können.

Eine Gefahr für diese Erfolge könnte der Drogencocktail „Whoonga“ darstellen. Der Mix aus Marihuana und Streckmitteln enthält auch das HIV-Medikament Efavirenz. „Whoonga“-Konsumenten schreiben der Substanz, die als Nebenwirkung lebhafte Träume auslösen kann, eine Verstärkung des „Kicks“ zu. Experten bestreiten diese Wirkung. Sie weisen darauf hin, dass die  Whoonga-Konsumenten nicht nur die Behandlung vieler HIV-Infizierter gefährden, sondern auch sich selbst: Wenn sie infiziert seien, ohne es zu wissen, werde HIV unzureichend mit Efavirenz behandelt und könne dann leicht unempfindlich (resistent) gegen die Substanz werden.

Die Zahl der „Whoonga“-Abhängigen gehe möglicherweise in die Hunderttausende, berichteten die südafrikanische Presseagentur SAPA und dpa Ende 2010. Rund 700.000 HIV-infizierte Südafrikaner würden mit Efavirenz behandelt. Um an das HIV-Medikament heranzukommen, würden immer wieder Patienten und Kliniken überfallen. Auch über Efavirenz-Diebstähle in Einrichtungen des Gesundheitswesens sei bereits berichtet worden. Die Nachrichtenagentur Reuters meldete am 13. Januar 2011, die südafrikanischen Medien seien voll von Berichten über die Droge. Der „Whoonga“-Hype habe die Kriminalität im Lande auf ein neues Niveau gehoben.
 
Im Geschäft mit dem Efavirenz-Missbrauch steckt offenbar sehr viel Geld: In Durban ist es laut SAPA und dpa bereits zu Bandenkriegen mit mehreren Toten um die Kontrolle des Marktes gekommen.
 
(hs)

 

Quellen

Reuters-Meldung zu „Whoonga“ vom 13.1.2011 (in englischer Sprache)

SAPA/dpa-Meldung zu „Whoonga“ (hier: veröffentlicht am 1.12.2010 im südafrikanischen Online-Journal „City Press“; in englischer Sprache)

Beitrag der NYDailyNews zum Efavirenz-Missbrauch vom 7. April 2009 (in englischer Sprache)