Weltweite Vergleichsstudie zur Lebenssituation schwuler Männer veröffentlicht

Schwule Männer unter 30 sind stärker von Homophobie, unsicheren Wohnverhältnissen und Gewalt betroffen, die den Zugang zu HIV-Prävention und -Behandlung erschweren.

Zu diesem Ergebnis kommt das Global Forum on MSM & HIV (MSMGF) in einer Analyse von Daten, die 2012 im Rahmen der Befragung „Global Men’s Health and Rights“ erhoben worden waren. An dieser Umfrage hatten 5.779 Schwule und andere Männer, die Sex mit Männern haben (MSM), aus 165 Ländern teilgenommen, darunter 2.491 Männer bis 30 Jahre.

„Die vorliegenden Daten zeigen, dass die Infektionszahlen unter jungen schwulen Männern sowohl in reicheren als auch in ärmeren Ländern steigen“, erklärt MSMGF-Geschäftsführer Dr. George Ayala in einer am 15. April veröffentlichten Pressemitteilung.

Nur 33 Prozent der befragten jungen Männer hätten niedrigschwelligen Zugang zu preiswerten Kondomen, lediglich 18 Prozent zu kostengünstigem Gleitmittel. Kostenlose oder preisgünstige Behandlungen sexuell übertragbarer Infektionen (STIs) standen nur 14 Prozent der Umfrageteilnehmer aus dieser Altersgruppe zur Verfügung, speziell an Schwule gerichtete HIV-Aufklärungsmaterialien sogar nur 9 Prozent.

Erschreckend ist auch die Situation unter HIV-Infizierten: Fast die Hälfte der unter-30-Jährigen, die HIV-Medikamente bräuchten, waren nicht in Behandlung (verglichen mit 17 Prozent bei den älteren Befragten), und unter den Behandelten war die Therapie nur bei 38 Prozent der Jüngeren erfolgreich, das heißt, die Virusmenge im Blut lag unter der Nachweisgrenze (verglichen mit 73 Prozent der älteren Befragten).

20 Prozent der jüngeren Befragten hatten zudem kein Einkommen, 30 Prozent lebten in unsicheren Wohnverhältnissen – Faktoren, die das HIV-Risiko ebenso erhöhen wie die Homophobie und Gewalt, von denen jüngere Schwule stärker betroffen sind als ältere. Hinzu komme, so Ayala, dass Jüngere deutlich misstrauischer gegenüber Präventions- und Hilfsangeboten seien.

„Die Daten werfen ein deutliches Licht auf unser kollektives Versagen, jungen Schwulen jene Ressourcen zur Verfügung zu stellen, die sie benötigen, um gesund zu bleiben“, schlussfolgert Dr. Ayala. Die Studie mache einmal mehr deutlich, wie eng die Ausbreitung von HIV unter Schwulen und anderen MSM mit dem Zugang zu Bildung, Unterkunft und Gesundheitsvorsorge und einem sicheren Lebensumfeld verknüpft sei. Die Akteure der HIV-Prävention und politisch Verantwortliche seien aufgefordert, HIV unter Schwulen aller Altersgruppen mit der gleichen Dringlichkeit zu behandeln.

(sho)

 

Quellen

Link zur Presseerklärung des MSMGF (in englischer Sprache)

Ausführliche Vorstellung der Ergebnisse (in englischer Sprache)