Suchtbericht der Bundesregierung: Erfolge und Herausforderungen

Die Drogenbeauftragte der Bundesregierung, Mechthild Dyckmans (FDP), verkündete am Donnerstag in Berlin vor allem gute Nachrichten.

„Die Rückgänge der letzten Jahre beim Tabak-, Alkohol- und Cannabiskonsum bei den Jugendlichen zeigen, dass wir mit unserer Drogen- und Suchtpolitik den richtigen Weg eingeschlagen haben“, erklärte sie anlässlich der Veröffentlichung des Drogen- und Suchtberichts 2013.

Die Statistiken zeigen allerdings auch weniger erfreuliche Entwicklungen. Fast jeder zweite Mann unter 30 trinkt demnach riskant viel Alkohol. Die Zahl der stationär wegen Alkoholvergiftungen behandelten Kinder und Jugendlichen wuchs von einem bereits hohen Niveau um 1,4 Prozent auf 26.349.

Kontrollierter Konsum statt Kriminalisierung

"Um dieser Entwicklungen entgegenzuwirken, müssten Jugendlichen und jungen Erwachsene viel mehr als bisher Kompetenzen im Umgang mit Alkohol und Drogen vermittelt werden", fordert daher der Drogenreferent der Deutschen AIDS-Hilfe, Dirk Schaeffer.

Schäffer weiter: „Eine Drogenpolitik, die zu einem großen Teil auf Verbote setzt und Konsumenten kriminalisiert, kann nicht dazu beitragen kann, dass sich gerade junge Menschen frühzeitig zu ihrem Konsum bekennen und Hilfe holen. Dieser Zusammenhang ist heute völlig unstrittig.“ Programme zum kontrollierten Konsum würden bereits erfolgreich im Bereich verbotener Substanzen eingesetzt.

Positiv hervorgehoben werden im Suchtreport einige von der Deutschen AIDS-Hilfe unterstützten Initiativen. So zum Beispiel das Projekt „Test it" in Wuppertal: Bei einem "Risikocheck" erhalten Drogenkonsumenten in einem szenenahen Projekt Informationen, Beratung sowie die Möglichkeit, einen Schnelltest auf HIV oder den Hepatitis-C-Erreger HCV durchführen zu lassen.

Das Projekt „Smoke it“ stellt Heroinkonsumenten eine Alternative zum Spritzen vor: Beim Rauchen der Droge ist eine Übertragung von HIV und Hepatitis ausgeschlossen, auch andere Risiken wie Entzündungen werden ausgeschaltet.

Unkontrollierter Drogenmarkt kostet Leben

944 Todesfälle durch übermäßigen Drogenkonsum erfasst der aktuelle Suchtbericht – der niedrigste Stand seit 25 Jahren. "Trotz dieser erfreulichen Zahlen bleibt es skandalös, dass in Deutschland noch immer Tag für Tag drei Menschen aufgrund ihres Drogenkonsums sterben", sagt Drogenexperte Dirk Schäffer.

„Nach 40 Jahren Repression und Verfolgung sehen wir uns mit einem völlig unkontrollierten Markt konfrontiert, der Tote aufgrund von Überdosierungen und gesundheitlichen Langzeitschäden produziert.“

Als Reaktion auf die Zunahme bei Designerdrogen hatte das Bundeskabinett erst vergangene Woche das Verbot von 26 Substanzen auf den Weg gebracht. „Mit dem fortwährenden Verbot von immer neuen Substanzen erreichen wir nichts", weiß Schäffer. "Die nun verbotenen Designerdrogen werden in verdeckter Form weiter gehandelt und eine Reihe neuer Substanzen in leicht veränderter chemischer Zusammensetzung wird auf den Markt kommen."

Irgendwann, so prophezeit der drogenpolitische Sprecher der Bundestagsfraktion „Die Linke“, Frank Tempel, werde man eine mehrbändige Ausgabe der Vorschriften zum Betäubungsmittelgesetz haben, um alle verbotenen Substanzen und Zutaten auflisten zu können.

Designerdrogen als Cannabis-Ersatz

Dabei sei der Handel mit diesen Stoffen durch das Arzneimittelgesetz ohnehin untersagt, erklärt Harald Terpe, Sprecher für Drogenpolitik der Grünen-Fraktion. Das jüngste Verbot neuer Substanzen diene lediglich dem Ziel, die Konsumenten zu kriminalisieren.

Zudem berücksichtige die Bundesregierung nicht, dass der Gebrauch dieser Substanzen in den meisten Fällen Folge des Verbots von Cannabis sei. Dadurch wichen Konsumenten auf derzeit legale, möglicherweise aber sogar schädlichere Alternativen aus.

(sho)

Link zum Drogen- und Suchtbericht 2013 der Bundesregierung (pdf-Datei)