Sicherer und wirksamer: US-Leitlinien für die HIV-Therapie aktualisiert

Das US-amerikanische Gesundheitsministerium hat am 10. Januar aktualisierte „Leitlinien für den Einsatz antiretroviraler Substanzen bei HIV-1-infizierten Erwachsenen und Jugendlichen“ veröffentlicht.

Zu den wesentlichen Neuerungen gehören unter anderem folgende Punkte:

Unter bestimmten Bedingungen ist es vertretbar, die CD4-Zellzahl seltener zu bestimmen als bisher empfohlen.

Die Herausgeber der Leitlinien erkennen an, dass die CD4-Zellzahl nur selten bei der Entscheidung über eine Therapieumstellung herangezogen wird. Die Autoren halten es daher für vertretbar, sie nur alle 6 bis 12 Monate zu bestimmen (statt wie bisher empfohlen alle drei Monate). Bedingung sei, dass die Helferzellzahl deutlich über der Schwelle liegt, bei der ein Risiko für opportunistische Infektionen besteht (diese Schwelle liegt bei etwa 250 CD4-Zellen pro Mikroliter Blut, d. Red.).

 

Eine Viruslast von mehr als 200 Kopien pro Milliliter Blut wird als Zeichen für ein „Therapieversagen“ definiert.

Bei einigen Patienten kommt es zu sogenannten „Blips“, das heißt, die Virusmenge im Blut steigt kurzzeitig über die Nachweisgrenze von derzeit etwa 20 bis 50 Viruskopien pro Milliliter. Eine Viruslast über der Nachweisgrenze kann auch beim Wechsel zu einem Labor vorkommen, das mit anderen Messverfahren arbeitet. Da die gemessene Viruslast dann aber meistens unter 200 Kopien/ml bleibt, definieren die Leitlinien erst eine Viruslast über 200 Kopien als Hinweis auf ein virologisches Versagen. „Das entlastet die Patientinnen und Patienten, die sich nicht mehr bei jedem Anstieg ihrer Viruslast über die Nachweisgrenze Sorgen machen müssen, ob ihre Therapie versagt“, erläutert die DAH-Frauenreferentin Marianne Rademacher.

 

Der Entry-Inhibitor Maraviroc gilt in Kombination mit Zidovudin und Lamivudin als „akzeptabel“ für die Ersttherapie.

Maraviroc (Celsentri®) wurde bisher nicht für den Einsatz in einer Ersttherapie empfohlen. Die Kombination von Maraviroc mit Zidovudin (Retrovir®) und Lamivudin (Epivir®; beide Substanzen gibt es auch als Kombinationspräparat namens Combivir®) gilt in den USA künftig als „akzeptabel“ für den Behandlungsbeginn.

 

Der Protease-Inhibitor Saquinavir (geboostet durch Ritonavir = Invirase®+Norvir®) soll künftig mit Vorsicht eingesetzt werden. Er gilt nur noch als „akzeptabel“ für die Ersttherapie und nicht mehr als Alternative (2. Wahl) zu den empfohlenen Substanzen.

Hintergrund dieser Empfehlung sind Berichte über Herz-Rhythmus-Störungen bei gesunden Versuchspersonen, die Saquinavir genommen hatten. In den USA muss daher ein entsprechender Warnhinweis in die Packungsbeilage aufgenommen werden. Die europäische Arzneimittelbehörde EMA dagegen beurteilt das Nutzen-Risiko-Verhältnis für Saquinavir weiterhin als positiv, empfiehlt aber, die Dosis in der ersten Behandlungswoche zu verringern.

Aktualisiert wurden darüber hinaus u. a. die Empfehlungen zu Resistenztests, zur Behandlung von Menschen mit Hepatitis B und HIV sowie zum Therapiebeginn bei HIV-Patienten mit Tuberkulose.

(hs)

 

Quellen:

US-Leitlinien für die HIV-Behandlung bei Jugendlichen und Erwachsenen (PDF-Datei, in Englisch)

Bericht über die Bewertung von Saquinavir durch FDA und EMA (KrankenPflege-Journal vom 21.10.2010)