Schweizer Empfehlungen zur HIV-PrEP veröffentlicht

Die Eidgenössische Kommission für sexuelle Gesundheit (EKSG) hält die Prä-Expositionsprophylaxe für eine verlässliche Maßnahme zum Schutz vor HIV, empfiehlt sie allerdings nur für spezielle Gruppen.

Zwar sei die Schutzwirkung der oralen HIV-Chemoprophylaxe derjenigen von Kondomen vergleichbar, „allerdings zu einem verhältnismäßig höheren Preis und mit teilweise unbekannten Langzeitnebenwirkungen“, heißt es in den am Montag im Bulletin des Schweizer Bundesamtes für Gesundheit veröffentlichten Empfehlungen.

Die interdisziplinär zusammengesetzte außerparlamentarische Kommission empfiehlt die PrEP daher nur „für begrenzte Zeiträume und nur für eine kleine Gruppe von Personen mit erheblichem HIV-Risiko, für die der konsistente Gebrauch von Kondomen keine Option darstellt, und die durch die regelmässige prophylaktische Einnahme von HIV-Medikamenten wieder eine angstfreie Sexualität leben können“.

Die EKSG geht davon aus, dass nur bei einer Minderheit der Männer, die Sex mit Männern haben, ein günstiges Kosten-Nutzen-Verhältnis vorliegt, „nämlich bei einem substantiell erhöhtem HIV-Risiko“. Mögliche Hinweise darauf seien der Konsum von Chemsex-Drogen, kürzlich erworbene sexuell übertragbare Infektionen (STIs) wie beispielsweise Syphilis oder die wiederholte Verschreibung einer HIV-Postexpositionsprophylaxe (HIV-PEP).

Für Besucher von Sexpartys oder bei sextouristischen Reisen in Länder mit hoher HIV-Prävalenz könne zudem eine zeitlich befristete PrEP sinnvoll sein. Da die PrEP nicht vor anderen STIs und Virushepatitis schütze, sollten zusätzlich Kondome verwendet werden.

Wie in Deutschland sind HIV-Medikamente auch in der Schweiz nicht für die HIV-Prävention zugelassen, doch Mediziner_innen können sie für den „Off-Label“-Einsatz verschreiben. Die Kosten dafür sind in der Schweiz allerdings nicht im Rahmen der obligatorischen Krankenpflegeversicherungen erstattungsfähig.

Die EKSG betont, dass die verschreibenden Mediziner_innen ihre Patienten auf mögliche langfristige Nebenwirkungen wie Nieren- und Knochentoxizität und ein erhöhtes Krebsrisiko hinweisen müssen. Vor dem erstmaligen Verschreiben einer PrEP sieht die EKSG außerdem eine umfangreiche Untersuchung (unter anderem der Nierenfunktion), Anal- und Oralabstriche und bei Bedarf Impfungen gegen Hepatitis A und B vor. Alle drei beziehungsweise sechs Monate sollten außerdem Tests zu HIV und anderen STIs, Kontrollen der Nierenfunktion und mögliche Nebenwirkungen überprüft werden.

(ascho)

Bulletin des Schweizer Bundesamtes für Gesundheit mit den EKSG-Empfehlungen

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