Indische Aktivist_innen gehen gegen Patente für HIV-Medikamente vor

In Indien haben HIV-Aktivist_innen Widerspruch gegen die Patentanträge des Pharmaunternehmens ViiV Healthcare für die HIV-Medikamente Dolutegravir und Cabotegravir eingelegt.

Unterstützt werden sie dabei von „Ärzte ohne Grenzen“ (MSF), teilte die Organisation am Mittwoch mit. Ziel ist es, in Indien preiswerte Nachahmerpräparate, sogenannte Generika, der beiden Medikamente produzieren und auf den Markt bringen zu dürfen. Für viele HIV-Patient_innen, bei denen sich Resistenzen gegen andere verfügbare Medikamente gebildet haben, sind Dolutegravir und Cabotegravir wichtige Optionen, um die HIV-Behandlung fortführen und eine Aidserkrankung verhindern zu können.

Das Medikament Cabotegravir befindet sich derzeit noch in der Entwicklung. Dolutegravir hingegen ist bereits seit mehr als zwei Jahren in Europa und den USA erhältlich und Teil der First-Line-Behandlung. In Indien hat ViiV Healthcare bisher weder die Zulassung für das Medikament beantragt, noch wird es an lebensbedrohlich erkrankte Patient_innen im Rahmen von „Compassionate-Use“-Programmen („Anwendung aus Mitgefühl“) kostenfrei vergeben.

2014 hatte das Unternehmen einigen indischen Generika-Herstellern Produktionslizenzen für Dolutegravir erteilt, allerdings unter der Bedingung, dass das Medikament nur Institutionen des öffentlichen Sektors und Nichtregierungsorganisationen zur Verfügung gestellt werden darf, nicht aber dem privaten Sektor.

Laut Loon Gangte vom Delhi Network of Positive People (DNP+) dauere es Jahre, bis neue Medikamente in die staatlichen Behandlungsprogramme aufgenommen würden. „Wenn der private Sektor keinen Zugang zu Dolutegravir hat, sind für Menschen mit HIV, bei denen sich Resistenzen gegen andere HIV-Medikamente entwickelt haben, keine effektiven Therapien verfügbar, um am Leben zu bleiben“, so Gangte weiter.

Sollte ViiV nun in Indien die Patente für Dolutegravir und Cabotegravir bekommen, würde das einen offenen Wettbewerb zwischen Generika-Herstellern verhindern. „Das würde einem Unternehmen, das ohnehin schon die Verfügbarkeit eines wichtigen HIV-Medikaments in Indien eingeschränkt hat, einen totalen Monopolstatus verschaffen“, sagte Leena Meghaney, Leiterin der Medikamentenkampagne von Ärzte ohne Grenzen in Südasien. Für viele HIV-Patient_innen wären diese Medikamente dann unerschwinglich.

(ascho/Christina Laußmann)

Quelle:

Pressemitteilung von Ärzte ohne Grenzen vom 10. Februar 2016