Großbritannien: Chirurgen mit HIV können bald wieder operieren
Großbritannien reagiert auf die Erfolge der antiretroviralen Therapie und hebt ein seit zwei Jahrzehnten bestehendes Berufsverbot für HIV-positive Mitarbeiter des National Health Service (NHS) auf.
Ab April 2014 können HIV-positive Ärzte, Zahnärzte, Hebammen und Krankenschwestern wieder uneingeschränkt in ihrem Beruf arbeiten. Chirurgen mit HIV ist es dann auch erlaubt, Operationen durchzuführen und andere invasive Eingriffe vorzunehmen, sofern sie sich vorher vertraulich registrieren ließen und ihre Viruslast unter der Nachweisgrenze liegt.
Die Aufhebung des britischen Berufsverbots sei zeitgemäß und wirke der Stigmatisierung von Menschen mit HIV entgegen, erklärte Sally Davies, höchste medizinische Regierungsberaterin des Landes. Weil Beschäftige im Gesundheitswesen nun nicht mehr befürchten müssten, ihren Arbeitsplatz zu verlieren, hoffe sie auf eine steigende Testbereitschaft.
HIV wird im Klinik- und Pflegealltag nicht übertragen. Außerdem senkt eine konsequente HIV-Therapie die Viruslast im Blut unter die Nachweisgrenze, wodurch HIV-Positive nicht mehr infektiös sind. Diesen Erkenntnissen trägt hierzulande eine Empfehlung Rechnung, die 2012 von der Deutschen Vereinigung zur Bekämpfung der Viruskrankheiten (DVV) und der Gesellschaft für Virologie (GfV) herausgegeben wurde. Danach können HIV-positive Beschäftigte im Gesundheitswesen bei einer dauerhaften Viruslast von weniger als 50 Viruskopien pro Milliliter Blut alle Tätigkeiten durchführen, wenn sie bestimmte Auflagen erfüllen, wie zum Beispiel Tragen doppelter Handschuhe, regelmäßige arbeitsmedizinische Betreuung, mindestens vierteljährliche Viruslastkontrolle und regelmäßige Betreuung durch einen in der HIV-Therapie erfahrenen Arzt.
(sho)
Weiterführende Beiträge:
Link zu einem BBC-Bericht zur Aufhebung des Berufsverbots
DAH-Bogbeitrag zur Empfehlung der DVV und GfV zu HIV-positvem Personal im Gesundheitswesen