Deutsch-Österreichischen AIDS-Kongress auf dem Weg zur Heilung

Rita Süssmuth hält eine leidenschaftliche Eröffnungsrede gegen „Herabwürdigung“ von Menschen mit HIV – und spricht sich für die Öffnung der Ehe aus.

In Düsseldorf hat heute mit einer feierlichen Eröffnung der 7. Deutsch-Österreichische AIDS-Kongress begonnen. Mehr als 1.000 Fachleute aus Medizin, Sozialwissenschaften, Prävention und Selbsthilfe befassen sich hier bis Samstag mit Gegenwart und Zukunft des Umgangs mit der HIV-Epidemie.

„WISSENschafftZUKUNFT - Gemeinsam auf dem Weg zur Heilung“ lautet das Motto der Tagung. Es gebe heute viele aussichtsreiche Ansätze, erklärte eingangs Kongresspräsident Dieter Häussinger, auch wenn die Heilung noch lange nicht erreicht sei. „Wir dürfen nicht vergessen, dass die HIV-Epidemie in vielen Ländern weiterhin dramatische Ausmaße annimmt“, fügte er hinzu.

Der Düsseldorfer Mediziner verwies außerdem darauf, dass viele HIV-infizierte Menschen in Deutschland zu spät in den Genuss der bereits verfügbaren  Therapien kommen, weil sie lange nichts von ihrer Infektion wissen.

Heilung der Gesellschaft

„Heilung bedeutet auch, den Graben zwischen medizinischem Fortschritt und gesellschaftlichem Miteinander endlich zu überbrücken“, erklärte Michèle Meyer vom Community-Board in ihrer Rede. „So lange nicht alle Zugang zur Therapie haben und wir stigmatisiert werden, kann von Heilung nicht die Rede sein. Lasst uns die Zukunft schaffen auf dem Weg zur Heilung, vor allem als Gesellschaft!“

Die ehemalige Bundesgesundheitsministerin Rita Süssmuth (CDU) brachte es in Anspielung auf das Kongressmotto so auf den Punkt: „Wenn Wissen nicht mit Haltung verbunden ist, schafft es auch keine Zukunft.“ Süssmuth zog in einer sehr bewegenden Rede die Bilanz ihres politischen Engagements für eine HIV/Aids-Politik ohne Ausgrenzung und „Herabwürdigung“: „Das war meine Hauptbewährungsprobe in der Politik, und wir haben gemeinschaftlich gewonnen!“

Fast im selben Atemzug sprach sich Süssmuth für die Öffnung der Ehe für alle aus – inklusive Adoptionsrecht: „Das ist doch eine Chance zu zeigen, wie heilvoll das Leben mit Kindern für alle Menschen sein kann.“

Ganz selbstverständlich positiv

Aktuelle politische Herausforderungen benannten auch Martina Hoffmann-Badache, Staatssekretärin im Gesundheitsministerium von Nordrhein-Westfalen und Düsseldorfs Bürgermeisterin Klaudia Zepunkte.

Hoffmann-Badache wies auf eine Erklärung der Landeskommission AIDS hin, wonach Menschen mit HIV ohne Einschränkung jeder Arbeit nachgehen könnten. Düsseldorf hat sich gerade auf den Weg gemacht, ein vorbildlicher Arbeitgeber für Menschen mit HIV zu werden. Auch hier ist das Ziel ein selbstverständlicher und angstfreier Umgang mit dem Thema HIV im Arbeitsleben. Zepuntke hob außerdem die Präventionsarbeit der AIDS-Hilfe Düsseldorf für Migranten hervor, die immer wichtiger werde.

Der Heilungsprozess hat begonnen. Beim DÖAK 2015 soll er viele positive Impulse erhalten.

howi

Bei der Eröffnung des DÖAK 2015 wurden auch der HIV-Community-Preis und der Medienpreis der Deutschen AIDS-Stiftung verliehen. Berichterstattung dazu morgen auf magazin.hiv