Chronische Hepatitis C: Kann Kaffee die Leberschädigung aufhalten?

Menschen mit chronischer Hepatitis C, die rund 620 Milliliter Kaffee am Tag trinken (entsprechend 308 Milligramm Koffein), könnten ein geringeres Risiko für eine fortgeschrittene Fibrose haben.

Zu diesem Ergebnis kommen kanadische und US-amerikanische Leberspezialisten in einem Beitrag für die Fachzeitschrift „Hepatology“. Die Forscher nahmen in den Jahren von 2006 bis 2008 bei 177 Patienten eine Leber-Biopsie vor, um den Zustand der Leber zu beurteilen. 121 der 177 Studienteilnehmer hatten eine chronische Hepatitis C. Bei 123 Patienten wurde keine (42) oder nur eine milde Fibrose (81) festgestellt, bei 54 eine fortgeschrittene Fibrose, davon bei 18 Patienten eine Zirrhose. (Bei einer Fibrose treten im Lauf von Monaten oder Jahren Bindegewebszellen an die Stelle von Leberzellen. Im weiteren Verlauf kann es zu einer Leberzirrhose mit narbiger Schrumpfung der Leber und Verlust der Leberfunktion kommen, in einem kleinen Teil der Fälle nach vielen Jahren auch zu Leberkrebs.)

Die Studienteilnehmer füllten außerdem Fragebögen zu ihrem Kaffeekonsum aus. Gefragt wurde nach der Art der koffeinhaltigen Genussmittel (Kaffee, entkoffeinierter Kaffee, schwarzer oder grüner Tee, koffeinhaltige Softdrinks wie Cola und Ähnliches), nach der konsumierten Menge und Änderungen des Konsumverhaltens in den Monaten und Jahren vor der Untersuchung.

Die Ergebnisse scheinen insbesondere bei Patienten mit chronischer Hepatitis C einen Zusammenhang zwischen erhöhtem Kaffeekonsum und weniger schwerer Fibrose nahezulegen: Von den 84 Hepatitis-C-Patienten mit milder Fibrose konsumierte ein gutes Drittel mehr als 308 mg Koffein pro Tag, bei den 37 Patienten mit fortgeschrittener Fibrose waren es nur 4 (11 %). Dieser Zusammenhang blieb auch nach Herausrechnen anderer Faktoren wie Alter, Geschlecht, Body-Mass-Index oder Alkoholkonsum bestehen. Allerdings beruhen die Berechnungen auf einem angenommenen Durchschnittswert von 137 mg Koffein pro 236 ml Kaffee – laut Wikipedia kann der Gehalt zwischen etwa 60 und 190 mg schwanken.

Interessant ist, dass der Zusammenhang zwischen Koffeinmenge und Fibrose-Risiko nicht linear zu sein scheint: Teilte man die Teilnehmer nach der konsumierten Koffeinmenge auf, war das Fibrose-Risiko im Viertel mit dem niedrigsten Konsum geringer als in den zwei mittleren Vierteln. Die Forscher halten es deshalb für möglich, dass es einen Schwellenwert für die positive Wirkung von Koffein auf die Fibrose-Entwicklung gibt.

Worauf die vermutete positive Auswirkung des Koffeins zurückgeht, bleibt unklar. Die Studienergebnisse scheinen darauf hinzudeuten, dass nur „normaler“, nicht entkoffeinierter Kaffee das Fibrose-Risiko senkt, nicht aber Koffein aus Tee, Cola oder anderen Getränken. Die Autoren verweisen auf jüngere Labor-Untersuchungen, wonach einige Kaffeebestandteile wie Koffein, Cafestol oder Kahweol bestimmte Enzyme beeinflussen und die Ansammlung von Giftstoffen in Leberzellen reduzieren könnten. Außerdem wird vermutet, dass die Bildung von Bindegewebs-Wachstumsfaktoren gehemmt wird.

Empfehlungen, so die Autoren, lassen sich aus dieser Studie und ähnlichen Untersuchungen noch nicht ableiten. Dafür bedürfe es einer prospektiven Studie zur Überprüfung des vermuteten Zusammenhangs.

(hs)

 

Quelle/weitere Informationen

Artikel „Increased saffeine consumption is associated with reduced hepatic fibrosis“ (Hepatology 2010, 51: 201–209; PDF-Datei in englischer Sprache)

Wikipedia-Artikel Coffein