Chronische Hepatitis C erfordert politisches Handeln

Noch sterben allein in Europa jedes Jahr zehntausende Menschen an den Folgen einer chronischen Infektion mit Hepatitis-C-Virus (HCV). Doch die Epidemie kann gestoppt werden – wenn jetzt gehandelt wird.

Darauf haben Organisationen sowie Netzwerke von und für Menschen mit HIV und Hepatitis in einem Aufruf hingewiesen, darunter AIDS Action Europe.

Die Unterzeichner fordern die EU-Gesundheitsminister und die Vorstandsvorsitzenden der Hersteller lebensrettender Hepatitis-C-Medikamente auf, Gespräche über den Zugang aller Infizierten zu einer Behandlung gemäß dem neuesten Stand aufzunehmen. Einbezogen werden müssten dabei auch Menschen mit Hepatitis C selbst und hier insbesondere injizierende Drogengebraucher, die von Hepatitis C am stärksten bedroht und betroffen seien.

Nach Angaben der Weltgesundheitsorganisation starben 2008 etwa 47.000 Menschen in Europa an Leberzellkrebs und fast 85.000 Menschen an Leberzirrhose, beides mögliche Folgen einer chronischen Hepatitis C. 2010 waren Angaben einer Studie zufolge bereits 57.000 Todesfälle in Europa auf Hepatitis C zurückzuführen – mit steigender Tendenz.

„Wir können HCV in den nächsten 15 Jahren beseitigen, wenn wir umfassendem Zugang zu Prävention, Diagnostik, Versorgung und Behandlung schaffen“, so der Aufruf weiter. Dafür müssten die EU-Staaten entsprechende Strategien und Aktionspläne verabschieden und die nötigen personellen, technischen und finanziellen Mittel bereitstellen.

Mit neuen, sehr wirksamen, nebenwirkungsarmen und patientenfreundlicheren Medikamenten ist heute fast immer eine Heilung von Hepatitis möglich. Diese Medikamente sind aber auch noch sehr teuer.

„Bei den bisher vorgeschlagenen Preisen, insbesondere für Sofosbuvir, ist es kurz- bis mittelfristig unmöglich, den Zugang für alle zu schaffen – selbst für Länder mit starkem Gesundheitssystem und nur wenigen Infizierten“, so die Unterzeichner. Sie fordern deshalb die Pharmafirmen zu Verhandlungen über niedrigere Preise auf und sehen im Fall eines Scheiterns auch Zwangslizenzen als eine Möglichkeit.

Das Robert-Koch-Institut hat unterdessen Zahlen zu Hepatitis C in Deutschland vorgestellt. Demnach wurden 2013 fast 5.200 Erstdiagnosen gemeldet. Am häufigsten kam es beim gemeinsamen Gebrauch von Spritzen und Nadeln zum Drogengebrauch zu Übertragungen, an zweiter Stelle stehen Infektionen bei (insbesondere HIV-positiven) Männern, die Sex mit Männern haben. Auch bei Migranten der ersten oder zweiten Generation ist die Hepatitis-C-Rate deutlich höher als in der Allgemeinbevölkerung.

(hs)

 

Quellen/weitere Informationen

AIDS Action Europa und andere: Call to EU Ministers of Health and CEOs of Abbvie, BMS, Gilead, Janssen and Merck/MSD regarding Universal Access to Curative Hepatitis C Treatment in theEU and Beyond (PDF-Datei)

Robert-Koch-Institut: Virushepatitis C: Situationsbericht Deutschland 2013

Lucas Wiessing u.a. Hepatitis C Virus Infection Epidemiology among People Who Inject Drugs in Europe: A Systematic Review of Data for Scaling Up Treatment and Prevention (PDF-Datei)

Stille Epidemie Hepatitis: Experten fordern bessere Prävention und Diagnostik (Meldung auf aidshilfe.de vom 29.7.2014)