Mpox: WHO erklärt gesundheitliche Notlage von internationaler Tragweite

Steigende Mpox-Fälle in Afrika mit einer neuen Variante bedrohen die öffentliche Gesundheit weltweit. Die WHO hat deshalb die höchste Alarmstufe ausgerufen.

Wegen rapide steigender Mpox-Fälle in einigen afrikanischen Ländern hat die Weltgesundheitsorganisation WHO eine „gesundheitliche Notlage von internationaler Tragweite“ ausgerufen (Public Health Emergency of International Concern, PHEIC). Die afrikanische Gesundheitsbehörde Africa CDC hatte bereits am 13. August Mpox zum Gesundheitsnotstand und Risiko für die Sicherheit des Kontinents erklärt.

Besonders betroffen ist die Demokratische Republik Kongo. Von den rund 17.000 Mpox-Verdachtsfällen, die seit Januar 2024 auf dem afrikanischen Kontinent gemeldet wurden, entfallen mehr als 14.000 auf das zentralafrikanische Land, von den 567 laborbestätigten Fällen vom Juni 2024 in Afrika wurden 96 Prozent aus dem Kongo gemeldet. Da es im ländlichen Bereich nur wenig Testmöglichkeiten gibt, liegt die tatsächliche Zahl wahrscheinlich deutlich höher.

Insgesamt wurden im Juni von 26 Ländern zusammen 934 Erkrankungen gemeldet (Afrika 567, Nord- und Südamerika 175, Europa 100 Fälle). Die Länder mit den höchsten Steigerungen von Mai bis Juni in den verschiedenen WHO-Weltregionen sind neben dem Kongo (von 459 auf 543) Spanien (von 38 auf 54), Kolumbien (von 0 auf 11) und Australien (von 33 auf 64).

Bei den Fällen in der Demokratischen Republik Kongo und den benachbarten Ländern handelt es sich um die neue Unterlinie Ib der Virusvariante („Klade“) I. Sie scheint ansteckender zu sein und zu schwereren Verläufen zu führen als die Klade IIb, die sich 2022 auch in Europa verbreitet hatte – vor allem unter Männern, die Sex mit Männern haben.

Nötig sind jetzt schnelles Handeln, Geld und Solidarität

Mit der Ausrufung der „Gesundheitlichen Notlage von internationaler Reichweite“ will die WHO Behörden in aller Welt zu erhöhter Wachsamkeit aufrufen und mehr finanzielle Unterstützung für Impfstoffe in den betroffenen Ländern ermöglichen.

Laut WHO-Schätzungen sind zunächst 15 Millionen US-Dollar für Überwachungs- und Gegenmaßnahmen nötig; als Anschubfinanzierung hat die Organisation 1,45 Millionen Dollar aus ihrem Notfallfonds freigegeben.

Tim Nguyen von der WHO sagte, weltweit seien derzeit etwa 500.000 Impfstoff-Dosen des Herstellers Bavarian Nordic auf Lager. Das sind viel zu wenig, zumal für den Impfschutz in der Regel zwei Impfungen benötigt werden. Weitere 2,4 Millionen Dosen könnten laut Nguyen bis Ende 2024 und weitere 10 Millionen im Jahr 2025 hergestellt werden. Die WHO bat Geberländer um Geld dafür und außerdem um Impfdosen-Spenden. Auch auf Spenden eines weiteren, nicht kommerziell vertriebenen Impfstoffs aus Japan hoffe man.

Die EU-Kommission hat angekündigt, gut 175.000 Dosen Impfstoff zu spenden, der Hersteller Bavarian Nordic will 40.000 Dosen zur Verfügung stellen.

ECDC und RKI sehen derzeit nur geringes Mpox-Risiko für Europa und Deutschland6

Die Europäische Gesundheitsbehörde ECDC hatte das Risiko einer Ausbreitung der neuen Variante in Europa Ende Juli als „sehr gering“ eingeschätzt. Nur wenige Stunden nach Ausrufung der Mpox-Gesundheitsnotlage meldete allerdings Schweden laut BBC den ersten Fall der Klade Ib in Europa.

Update vom 16. August 2024: Laut einer neuen Risikoeinschätzung der ECDC vom 16.8.2024 ist es "hochwahrscheinlich", dass es in der EU und im Europäischen WIrtschaftsraum weitere Klade-I-Fälle geben wird. Die Wahrscheinlichkeit anhaltender Übertragungsketten in Europa sei allerdings sehr gering, solange die Fälle rasch diagnostiziert und Kontrollmaßnahmen umgesetzt würden.

Nach Angaben des Robert-Koch-Instituts (RKI) vom 15.8. gibt es bislang keine bekannten Fälle der Klade Ib in Deutschland. Man werde das Geschehen jedoch aufmerksam beobachten.

Informationen zu Mpox bieten zum Beispiel das Robert-Koch-Institut und die Deutsche Aidshilfe. Da Infektionen mit der Klade IIb von Mpox in Deutschland bisher vor allem bei Männern auftraten, die Sex mit Männern haben (MSM), wird MSM mit häufig wechselnden Partnern eine Impfung empfohlen, um sich vor einem schweren Verlauf zu schützen. Informationen dazu bietet die Deutsche Aidshilfe unter https://www.aidshilfe.de/impfung-gegen-mpox-affenpocken.

(ascho/hs)

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