Wir können die Aids-Epidemie bis 2030 beenden – dazu müssen wir jetzt handeln
Der „Global Aids 2024 Report“ zeigt: Um Aids bis 2030 zu beenden, müssen die Staats- und Regierungschef*innen jetzt die nötigen Ressourcen bereitstellen und die Menschenrechte schützen.
„Staats- und Regierungschef*innen können Millionen von Leben retten, Millionen neuer HIV-Infektionen verhindern und erreichen, dass alle Menschen mit HIV ein gesundes, erfülltes Leben führen können“, sagt UNAIDS-Chefin Winnie Byanyima.
Wenn sie jetzt die erforderlichen Maßnahmen ergriffen, könne sich die Zahl der Menschen mit HIV bis zum Jahr 2050 bei etwa 29 Millionen einpendeln. Wenn nicht, könne sie stattdessen auf 46 Millionen steigen. Zum Vergleich: 2023 waren es etwa 40 Millionen.
Noch immer bekommen nicht alle Menschen mit HIV die lebenswichtigen Medikamente
2010 bekamen mehr als die Hälfte aller Menschen mit HIV keine lebenswichtigen HIV-Medikamente. Die Behandlungsquote hat sich seither kontinuierlich, wenn auch langsam verbessert. Die Zahl der aidsbedingten Todesfälle hat sich dadurch seit 2010 halbiert, von 1,3 Millionen auf 630 000 im Jahr 2023.
Noch immer aber bekommen fast ein Viertel aller Menschen mit HIV keine HIV-Therapie. Bei Kindern und Jugendlichen bis einschließlich 14 sind es sogar mehr als 40 Prozent. Das für 2025 vereinbarte Ziel, die Zahl der aidsbedingten Todesfälle auf unter 250 000 zu senken, dürfte so nicht erreicht werden.
Hinzukommt: Obwohl die Zahl neuer HIV-Infektionen seit 2010 weltweit um 39 % und im östlichen und südlichen Afrika um 59 % zurückgegangen sind, steigt sie im Nahen Osten und Nordafrika, in Osteuropa und Zentralasien sowie in Lateinamerika an.
Ungerechtigkeit, Stigmatisierung und Diskriminierung treiben die Pandemie an
Ein wichtiger Punkt sind Geschlechterungerechtigkeiten – sie verschärfen die Risiken für Mädchen und Frauen und treiben die Pandemie voran. Die HIV-Zahlen unter heranwachsenden Mädchen und jungen Frauen sind in Teilen des östlichen und südlichen Afrikas sowie in West- und Zentralafrika immer noch außerordentlich hoch.
Da Stigmatisierung und Diskriminierung gesellschaftlich an den Rand gedrängter Bevölkerungsgruppen den Zugang zu Prävention und Behandlung erschweren, ist der Anteil der HIV-Neuinfektionen, die auf Menschen aus den Schlüsselgruppen entfallen (hierzu zählen etwa Sexarbeiter*innen, Männer, die Sex mit Männern haben, und Menschen, die Drogen injizieren), seit 2010 von 45 auf 55 Prozent gestiegen.
Demgegenüber zeigen Berechnungen von UNAIDS, dass nicht einmal 3 Prozent der gesamten HIV-Ausgaben im Jahr 2023 für Maßnahmen für die wichtigsten Schlüsselgruppen verwendet werden.
Die Mittel für die HIV- und Aids-Prävention schrumpfen, statt zu steigen
Weltweit schrumpfen die Mittel für die HIV- und Aids-Prävention sogar, statt erhöht zu werden. 2023 wurden weltweit 19,8 Milliarden Dollar dafür zur Verfügung gestellt, 5 Prozent weniger als 2022 und 9,5 Milliarden weniger als der bis 2025 eigentlich nötige Beitrag.
Vor allem in Asien und im Pazifikraum, wo sich die Zahl der Menschen mit HIV bis 2050 fast verdoppeln dürfte, sowie in Osteuropa und Zentralasien, Lateinamerika, dem Nahen Osten und Nordafrika müssen laut UNAIDS mehr Ressourcen mobilisiert werden. Etwa die Hälfte der bis 2025 insgesamt benötigten Mittel und 93 % der derzeitigen HIV-Finanzierungslücke entfallen auf Regionen außerhalb der afrikanischen Länder südlich der Sahara.
„Das Ausfransen der Solidarität zwischen und innerhalb von Ländern gefährdet den Fortschritt, aber der Weg zur Beendigung von Aids hat sich bewährt hat und zu dem sich die führenden Politiker verpflichtet haben. Ob die Staats- und Regierungschefs ihr Versprechen, AIDS zu beenden, einhalten, ist eine politische und finanzielle Entscheidung. Die Zeit, den richtigen Weg einzuschlagen, ist jetzt gekommen“, sagte Frau Byanyima.
Winnie Byanyima von UNAIDS betont: „Das Nachlassen der Solidarität sowohl zwischen als auch innerhalb der Länder gefährdet den Fortschritt.“ Es sei eine politische und finanzielle Entscheidung der Staats- und Regierungschef*innen, ob sie ihr Versprechen zur Beendigung von Aids einhalten werden. „Der Zeitpunkt, den richtigen Weg zu wählen, ist jetzt“, betont Byanyima.
(hs)
Deutsche Fassung der Pressemitteilung: https://www.unaids.org/sites/default/files/media/documents/20240722_PR_Global_AIDS_update_de.pdf
Englische Pressemitteilung: https://www.unaids.org/en/resources/presscentre/pressreleaseandstatementarchive/2024/july/20240722_global-aids-update
Globale Zahlen zu HIV und Aids (auf Englisch): https://www.unaids.org/en/resources/fact-sheet
Microsite zum UNAIDS-Bericht: https://www.unaids.org/en/resources/fact-sheet