Hoffnung auf die Diplomatie

Liebe Leser*innen,

in diesen Tagen werden die Nachrichten von der Situation in der Ukraine bestimmt. Für viele von uns war aus dem Blickfeld gerückt, dass der militärische Konflikt bereits 2014 mit der Krim-Annexion durch Russland und der russischen Aggression im Donbass begann. Im vergangenen Herbst begann Russland, Truppen an der Grenze zur Ukraine aufzustellen. Später berichteten die amerikanischen und europäischen Medien über die Pläne des Kremls für eine Großoffensive gegen die Ukraine. Die Eskalation des Konflikts wird von Tag zu Tag realer, aber welche Strategie verfolgt wird, ist unklar. Trotz der psychischen Anspannung und der Unberechenbarkeit der Lage versuchen unsere Kolleg*innen in der Ukraine, die Situation und die Risiken für die Menschen, die mit HIV leben und Menschen, die Drogen konsumieren, realistisch einzuschätzen.

„Als der Krieg 2014 begann, konnte ich nicht glauben, dass dies im 21. Jahrhundert möglich ist. Jetzt weiß ich, dass alles passieren kann und wir bereit sein müssen“, so Olena Stryzhak von unserer Partnerorganisation „Positive Women“.

Alle Organisationen mit Angeboten für HIV-positive und drogenkonsumierende Menschen arbeiten unverändert weiter. Die Zivilgesellschaft bereitet sich jedoch auf die Möglichkeit vor, dass der Zugang zu Medikamenten eingeschränkt werden könnte.

Hier können die Organisationen auf Erfahrungen aus der Pandemie zurückgreifen: „Dank Covid können unsere Patient*innen die Opioid-Substitution als Take-Home-Dosis für sieben Tage bekommen, und wir nutzen aktiv den Postdienst, um die antiretrovirale Therapie zu liefern“, berichtet uns Sveta Moroz von der NGO Club Svitanok.

Am vergangenen Freitag konnten HIV-positive Menschen an einem von einem Militärpsychologen geleiteten Workshop teilnehmen, um einen Aktionsplan und einen persönlichen Sicherheitsplan zu entwickeln und sich Erste-Hilfe-Grundlagen anzueignen, auch in Bezug auf Panikattacken.

Unser Fachbereich Internationales konzentriert sich weiterhin auf die kontinuierliche Unterstützung unserer Partner*innen in der Ukraine. Wir bleiben in ständigem Kontakt mit ihnen und folgen dem Prinzip der Solidarität. Deutsche und internationale Organisationen müssen sich darauf einstellen, dass der Zugang zur Therapie für Menschen mit HIV in der Ukraine unterbrochen werden könnte. Außerdem ist es wichtig zu erkennen, dass eine Eskalation des militärischen Konflikts zur Ausreise von Menschen in andere Länder führt, wo wir darauf vorbereitet sein müssen, sie mit Unterkünften, Beratung und notwendigen Medikamenten zu versorgen.

Doch wir wollen die Hoffnung auf Erfolge der Diplomatie nicht aufgeben, und wir dürfen unsere Solidarität nicht aufgeben! In diesem Sinne: Bleiben wir dran!

Herzliche Grüße,

Silke Klumb