Sexualität und HIV
Mit HIV kann man heute bei rechtzeitiger Diagnose und Behandlung gut und lange leben, lieben, arbeiten, Sex haben und auch Kinder bekommen – ohne Angst vor einer Übertragung auf andere. Bei Fragen und Problemen rund um das Thema HIV und Sexualität können der Austausch mit anderen Menschen mit HIV und Beratung helfen.
HIV-positiv: ein erfülltes Sexleben ist möglich
- Auch für Menschen mit HIV sind Sex und Intimität wichtig für das Wohlbefinden. Aber da HIV vor allem beim Sex übertragen wird, kann die Infektion die Sexualität belasten – besonders in der ersten Zeit nach der Diagnose. Hilfreich können der Austausch mit anderen HIV-positiven Menschen oder eine Beratung bei einer Aidshilfe sein.
- Unter dem Stichwort Partnerschaft gibt es Informationen zu Fragen, die in Beziehungen zwischen HIV-positiven und HIV-negativen, aber auch zwischen HIV-positiven Partner_innen aufkommen können.
- Mit Kondomen/Femidomen, PrEP und Schutz durch Therapie gibt es drei gute Methoden zum Schutz vor einer HIV-Übertragung. Bei erfolgreicher Therapie ist eine Übertragung von HIV selbst beim Sex ohne Kondom nicht möglich. Welcher Schutz beim Sex gewählt wird, kann von verschiedenen Faktoren abhängen.
- Menschen mit HIV sollten sich mindestens einmal jährlich auf Hepatitis C und Geschlechtskrankheiten untersuchen lassen, vor allem auf Syphilis, Tripper und Chlamydien sowie auf Vorstufen von Anal- oder Gebärmutterhalskrebs (HPV). Gegen Hepatitis A und B sollten sie geimpft sein.
- Unter erfolgreicher Therapie können Menschen mit HIV ohne Angst vor Übertragung auf Partner*innen und das Kind Eltern werden.
Sex positiv
Unabhängig von der geschlechtlichen Identität, der sexuellen Orientierung, den sexuellen Vorlieben oder dem Beziehungsstatus: Für die meisten Menschen gehören Sex und Intimität zum Leben dazu und sind wichtig für das Wohlbefinden.
Das gilt auch für Menschen mit HIV. Aber da HIV vor allem beim Sex übertragen wird, kann HIV die Sexualität auch belasten – besonders in der ersten Zeit nach der Diagnose.
Helfen können hier positive Beispiele von Menschen mit HIV, die ihre Sexualität selbstbewusst leben, und auch Wissen – zum Beispiel, dass HIV unter funktionierender Therapie beim Sex nicht übertragen werden kann.
Hast du noch Fragen? Berater*innen in Aidshilfen oder bei der Telefon- und Onlineberatung stehen gerne als Ansprechpartner*innen zur Verfügung. Einige von ihnen sind selbst HIV-positiv.
David und Silke: ein positives Beispiel
David ist HIV-positiv, seine Freundin Silke ist HIV-negativ: das ist für die Beziehung und ihr Sexleben kein Problem. Davon berichten sie im Video unserer Kampagne #wissenverdoppeln, die bekannt macht, dass HIV unter erfolgreicher Therapie nicht übertragbar ist und so auch demonstriert, wie ein Leben mit HIV heute aussehen kann.
Welcher HIV-Schutz beim Sex ist passend?
Schutz durch Therapie bedeutet eine große Erleichterung für die Sexualität von Menschen mit HIV. Wenn das Virus seit mindestens sechs Monaten nicht mehr im Blut nachweisbar ist, kann HIV beim Sex nicht übertragen werden. Wenn man noch keine Medikamente nimmt oder HIV noch nachweisbar ist, empfehlen sich Kondome/Femidome oder für HIV-negative Partner*innen eine HIV-PrEP.
Bei funktionierender HIV-Therapie kann man auf Kondome/Femidome verzichten, muss das aber nicht tun. Manche fühlen sich mit einer Schutzmethode, die man sehen und anfassen kann, wohler. Andere benutzen Kondome, um das Risiko für eine Übertragung von Geschlechtskrankheiten zu senken oder zur Schwangerschaftsverhütung.
Ist HIV im Blut nachweisbar und hat man Sex ohne HIV-Schutz – zum Beispiel, wenn ein Kondom reißt oder vergessen worden ist oder wenn der*die Partner*in keine PrEP macht –, kann eine PEP eine HIV-Infektion HIV-negativer Partner*innen mit hoher Wahrscheinlichkeit verhindern. Dazu sollte man die PEP so schnell wie möglich und spätestens 48 Stunden nach dem möglichen HIV-Kontakt beginnen.
Bitte geben Sie einen Ort an, um Ansprechpartner*innen in Ihrer Nähe zu finden.
Soll ich es meinen Sexpartner*innen sagen?
Gegenüber Sexpartner*innen kann Offenheit mitunter schwerfallen – das Risiko, zurückgewiesen zu werden, ist in intimen Situationen meist höher als im Alltag. Oft wird es aber auch als Bereicherung empfunden, wenn mit offenen Karten gespielt wird. Am besten versucht man herauszufinden, was sich für einen selbst gut anfühlt.
Dabei kann die Situation eine entscheidende Rolle spielen: Bei einem flüchtigen Sexkontakt entscheidet man sich vielleicht anders, als wenn es um eine langfristige Beziehung geht.
Wie ist die rechtliche Situation?
Anders als in einigen anderen Ländern sind Menschen mit HIV in Deutschland rechtlich nicht verpflichtet, ihre Infektion vor dem Sex offenzulegen. Wenn man den*die Partner*in aber nicht informiert und ohne gemeinsame Absprache auf Schutzmaßnahmen verzichtet, kann man angeklagt werden – auch dann, wenn es nicht zu einer HIV-Infektion gekommen ist („versuchte gefährliche Körperverletzung“).
Die Kondombenutzung wird vor Gericht in der Regel als Schutzmaßnahme anerkannt, Schutz durch Therapie in einigen jüngeren Urteilen auch. Auf jeden Fall auf der sicheren Seite ist man mit Kondomen/Femidomen.
Bei allen Fragen zum Leben mit HIV und Sexualität kannst du dich bei einer Aidshilfe beraten lassen. Neben einem persönlichen Beratungsgespräch besteht auch die Möglichkeit einer Telefon- oder Onlineberatung.