„Gesundheit möglich machen“: Deutsche Aidshilfe setzt sich neue Ziele
Die Deutsche Aidshilfe (DAH) will sich in Zukunft noch stärker gesellschaftlich und politisch engagieren und ihr Know-how aus fast 40 Jahren HIV-Prävention auch für andere Themen fruchtbar machen.
In einem Zukunftspapier mit dem Titel „Aufs Ganze sehen – Gesundheit möglich machen“ betont sie die Bedeutung sozialer Verhältnisse für das individuelle Wohlergehen, formuliert politische Ziele und definiert Aufgaben für die eigene Weiterentwicklung.
Das Papier wurde am 14. November 2020 auf der online abgehaltenen Mitgliederversammlung der DAH beschlossen. Entstanden war es in einem einjährigen kreativen Prozess des Verbandes, dem 117 Organisationen angehören.
Chancen und Gefahren
Die Vision der Deutschen Aidshilfe ist seit jeher Zugang zu Prävention und medizinischer Versorgung für alle Menschen – in einer solidarischen Gesellschaft ohne Diskriminierung und Benachteiligung.
Dieses übergeordnete Ziel ist auch in Deutschland noch lange nicht erreicht.
Zudem bedrohen zunehmend reaktionäre Kräfte die individuelle Freiheit und die offene pluralistische Gesellschaft. Damit ist auch die Grundlage der Präventionsarbeit in Gefahr.
„Die Möglichkeiten zum Schutz vor HIV und den Folgen einer Infektion sind heute so gut wie nie zuvor“, betont die DAH in ihrem Papier.
Viele Menschen hätten jedoch keinen Zugang zu Prävention und Versorgung: „Ihre Gesundheit wird durch vielfältige gesellschaftliche Ausschlüsse, Benachteiligung und Stigmatisierung bedroht.“
Dabei ließen sich HIV und Aids nicht separat betrachten: „HIV hat uns gelehrt, über HIV hinauszudenken.“
Ziele für die Gesellschaft und den Verband
Fünf Themenfelder hat die DAH vor diesem Hintergrund für die kommenden fünf Jahre abgesteckt und mit jeweils drei Etappenzielen unterlegt.
- Wir machen uns stark für sexuelle Rechte und Selbstbestimmung.
- Wir leben und fördern Vielfalt.
- Wir orientieren uns an den Lebensrealitäten der Menschen.
- Wir setzen uns für eine flächendeckende Versorgung für alle ein.
- Wir fordern und fördern eine solidarische Gesellschaft.
Die konkreten Ziele reichen von der Festschreibung eines Diskriminierungsverbots aufgrund sexueller und geschlechtlicher Identität im Grundgesetz über ein Verbot von HIV-Tests im Arbeitsleben bis zur lückenlosen medizinischen Versorgung, auch von Menschen ohne Aufenthaltspapiere.
In der eigenen Entwicklung will die DAH die Partizipation ihrer Zielgruppen weiter stärken und auch für andere Themenfelder zugänglich machen. Sexualberatung und sexuelle Bildung sollen einen noch höheren Stellenwert bekommen.
Außerdem will der Verband mit verschiedenen Maßnahmen Diskriminierung auch intern entgegenwirken und Teilhabe in den eigenen Reihen weiter stärken.
Der neue Vorstand ist der alte
Zweiter großer Programmpunkt der virtuellen Mitgliederversammlung war die Wahl des Vorstandes. Der neue ist dabei ganz der alte: Björn Beck (Frankfurt), Winfried Holz (Berlin), Ulf Kristal (Bielefeld), Sylvia Urban (Dresden) und Sven Warminsky (Magdeburg) wurden für drei weitere Jahre wiedergewählt.
howi