Neues vom Vorstand

Wie auf Corona reagieren? – ein Lernprozess

Kaum je war die Ausgangssituation unserer Diskussion so schnell Makulatur wie bei diesem Thema: Am 6. März gab es in Deutschland wenige Hundert nachgewiesene Corona-Infektionen, und erst einige Tage später wurden Großveranstaltungen mit mehr als tausend Teilnehmenden untersagt. Die Welt war also noch eine andere. Wir hatten den Medizinreferent Armin Schafberger in die Sitzung eingeladen, um mit ihm weitere Maßnahmen zur Eindämmung der Corona-Zahlen zu beraten; schon damals galt z.B. mehr Abstand in Sitzungen zu halten, die üblichen Hygiene-Empfehlungen zu beachten und aufs Händeschütteln zu verzichten.

Armin Schafberger schätzte die Lage damals schon sehr ernst ein. Mit dem Hinweis, dass er gerne Unrecht behalten würde, ging er von schnell und drastisch steigenden Zahlen aus, die dazu führen würden, dass das medizinische System bald an seine Belastungsgrenzen stößt und chronisch Kranke nicht mehr behandelt werden könnten. Sein eindringlicher Appell war, zum Schutz des Gesundheitssystems und aus Solidarität mit chronisch Kranken schon jetzt „mit allen Mitteln draufzuhauen“ und für einen Monat alle Veranstaltungen abzusagen.

Zu diesem Zeitpunkt hielten wir eine komplette Absage noch für unverhältnismäßig und taten uns schwer mit dieser Entscheidung – hat doch das Bundesseuchengesetz gerade bei den Menschen, die wir vertreten, bleibende Nachwirkungen hinterlassen und ist doch die selbstbestimmte, informierte Entscheidung der Einzelnen ein Grundprinzip unserer Arbeit. Wir wollten, dass die angemeldeten Teilnehmer_innen alle vorhandenen Informationen für ihre Risikoabwägung bekommen und wir unsere Verantwortung als Veranstalterin je nach Entwicklung der Dinge wahrnehmen. Als wir in den darauffolgenden Tagen feststellten, wie angesichts steigender Infektionszahlen die Unsicherheit wuchs und viele Teilnehmer_innen nachfragten, entschlossen wir uns, sämtliche Veranstaltungen vorerst bis Ende April auszusetzen.

#wissenverdoppeln: Auch in der zweiten Runde ein voller Erfolg

Ziel der Ende November gestarteten zweiten Staffel der Kampagne war es, an die Erfolge aus dem Vorjahr anzuknüpfen und die Botschaft „HIV ist unter Therapie nicht übertragbar“ noch bekannter zu machen. Das ist mit den neuen Botschafter_innen Marcel, Christoph, Rebecca und dem Pfarrer Dr. Hugues Blaise Feret Pokos in neuen Motiven und Medien offensichtlich auch sehr gut gelungen: Der Mitmachcharakter der Kampagne und die Zusammenarbeit mit Multiplikator_innen und Influencer_innen führten dazu, dass alle Beiträge auf Facebook, Twitter und Instagram über 2.000 mal geteilt wurden. Besonders gut kamen die Videos zum Kampagnenstart und die Infografiken zur Faktenvermittlung an. Rund um den Welt-Aids-Tag konnten wir mit der Berichterstattung in zahlreiche Medien eine stolze Gesamtreichweite vom 89,13 Millionen erreichen. Auch aus dem Verband gab es überwiegend positive Rückmeldungen und die Einschätzung, mit #wissenverdoppeln bei vielen Menschen das Bild vom Leben mit HIV heute verändern zu können.

Ein großes Dankeschön an Charlotte Kunath, Verena Dillenberger und alle, die mit zu diesem großen Erfolg beigetragen haben!

Nun steht der Stresstest an: In Anlehnung an die BZgA-Befragung von 2017 wollen wir in einer Umfrage erfahren, ob sich das Wissen in der Bevölkerung seitdem verändert hat. Die Ergebnisse werden in die diesjährige dritte und letzte Runde einfließen, mit der wir die Verbandsarbeit weiterhin stärken und den Mitmachcharakter im Web noch mehr ausbauen wollen.

Parlamentarisches Frühstück

Am 4. März hatten wir die Mitglieder des Gesundheitsausschusses, die queer- und menschenrechtspolitischen Sprecher_innen der Bundestagsfraktionen, die Berichterstatter_innen für Gesundheit im Haushaltsausschuss sowie Vertreter_innen vom Bundesgesundheitsministerium und der BZgA eingeladen, um mit ihnen aktuelle Entwicklungen der HIV-Prävention zu diskutieren. Konkret ging es u.a. um den HIV-Selbsttest, die positiven Auswirkungen der PrEP-Finanzierung durch die GKV, die möglichen Folgen eines Sexkaufverbots und die Absicherung unserer Arbeit in den nächsten Jahren. 

Selbstverständlich Positiv: Positive Begegnungen am 6. bis 9. August in Bremen

Inzwischen hat sich die Vorbereitungsgruppe für unsere Konferenz zum Leben mit HIV viermal getroffen, sodass das Programm kurz vor der Vollendung steht. Geplant sind sechs Themenstränge zu folgenden Inhalten:

  • Alltagsrealitäten
  • Happy Sex Life
  • Selbstverständlich Positiv
  • Schöne neue Gesundheitswelt
  • HIV, Leben und Politik
  • Queer Leben

Auf dem Programm stehen außerdem die traditionelle Demo durch die Innenstadt am Samstagnachmittag und die Verleihung der Ehrenmitgliedschaft an Alexandra Frings, Nicholas Feustel, Gaby Wirz und Michael Jähme.

Wir laden herzlich ein, den Stand der Vorbereitungen auch auf Facebook und Instagram zu verfolgen.

Anmeldungen sind unter https://www.aidshilfe.de/positive-begegnungen möglich - und bis jetzt gehen wir auch davon aus, dass die Konferenz wie geplant stattfinden kann.

„HIV und arbeiten – na klar!“

Gemeinsam mit der Themenwerkstatt „Chronisch krank am Arbeitsplatz“ hatten wir Ideen für die DGB-Demo am 1. Mai in Berlin entwickelt, um den Blick auf Menschen im Erwerbsleben zu richten und für unsere Arbeitgeber_innendeklaration #positivarbeiten zu werben. Die Demo gehört nun zu einer der Veranstaltungen, die voraussichtlich nicht stattfinden werden, doch wir werden Wege für eine virtuelle Demo in den Social Media finden. Alle online geplanten Aktivitäten werden dennoch – und hoffentlich erst recht – stattfinden.

Drogenkonsumräume: Unser Beispiel für Kanada

Dirk Schäffer, der DAH-Referent für Drogen und Haft, ist vom kanadischen Gesundheitsministerium eingeladen worden, um auf einem hochrangig besetzten „Best Brain Exchange“ über die gesetzlichen Grundlagen für die Einrichtung von Drogenkonsumräumen und praktische Fragen der Umsetzung zu berichten. Offen ist, wann dieses Meeting nun stattfinden kann.

Alternativer Drogen- und Suchtbericht

Der diesjährige Alternative Drogen- und Suchtbericht, den die DAH zusammen mit akzept e.V. und JES herausgibt, soll voraussichtlich im September erscheinen. Im Mittelpunkt steht Harm Reduction in allen Bereichen, z.B. auch beim Alkoholkonsum.

Termine und Veranstaltungen

Seit Anfang Februar waren wir u.a. auf folgenden Veranstaltungen vertreten:

  • Trauerfeier für unser Ehrenmitglied Guido Vael in München
  • Feier zum 30-jährigen Bestehen von rat + tat Rostock
  • Vorbereitungstreffen zur Osteuropakonferenz, die inzwischen ebenfalls aufgrund der Corona-Krise verschoben wurde.