Stationäre HIV-Versorgung an neuem Ort: Den Geist des „Schöneberger Modells“ erhalten
Stellungnahme der Deutschen Aidshilfe zum Wechsel eines infektiologischen Teams vom Berliner Auguste-Viktoria-Klinikum zum St. Joseph Krankenhaus
Ein Team von 38 Ärzt_innen und Pfleger_innen mit Schwerpunkt HIV wechselt vom Berliner Vivantes Auguste-Viktoria-Klinikum (AVK) ins St. Joseph Krankenhaus im Bezirk Tempelhof, das am 1.4. eine neue Klinik für Infektiologie eröffnet. Darüber berichten zahlreiche Medien.
Bundesweit vorbildliche Versorgung
Das AVK in Berlin-Schöneberg war seit den 80er Jahren für eine vorbildliche Versorgung von Menschen mit HIV/Aids bekannt. Dort entstand mitten in der Aids-Krise durch das Engagement des Personals wie ehrenamtlich Helfender das bundesweit und international vorbildliche Schöneberger Modell. Die Vernetzung von ambulanten und stationären Angeboten ermöglichte eine Versorgung, die vor allem am Wohl und der individuellen Situation der Behandelten orientiert war. Prägend war dabei eine offene und solidarische Haltung gegenüber HIV-Patient_innen und den am stärksten betroffenen Gruppen.
Team beklagt Arbeitsbedingungen
Das Team, das nun das AVK verlässt, geht nach eigenen Angaben, um seine Arbeit auf höchstem Niveau fortführen zu können. Die nötigen Bedingungen für eine optimale Behandlung und Pflege sah es im AVK nicht mehr als gegeben an.
Zum Team gehören dabei viele, die die Versorgung von Menschen mit HIV/Aids in Berlin in den vergangenen Jahrzehnten mit großem Einsatz geprägt haben.
Dem Vernehmen nach folgte die Entscheidung des Teams, das AVK zu verlassen, auf eine Umstrukturierungsmaßnahme, die die infektionsmedizinische Versorgung herabgestuft und eingeschränkt habe.
Die Pressestelle von Vivantes erklärte auf Anfrage der Deutschen Aidshilfe, eine Einschränkung der Infektiologie sei „nicht erfolgt“. Ziel sei immer gewesen, deren Stärke zu erhalten.
Historisches Erbe
Dazu erklärt Holger Wicht, Sprecher der Deutschen Aidshilfe:
„Die Deutsche Aidshilfe bedauert sehr, dass das AVK die gewachsenen Strukturen und die Kompetenz dieses hoch spezialisierten Teams nicht halten konnte. Wir hätten uns gewünscht, dass die überwiegend landeseigene Klinikgesellschaft Vivantes dieses historische Erbe bewahrt und gepflegt hätte.
Nun ist es offenkundig zu spät, das bisherige Angebot zu erhalten. Die getroffenen Entscheidungen lassen sich nicht rückgängig machen. Wir hoffen daher, dass es dem Team gelingt, am St. Joseph Krankenhaus die Versorgung von Menschen mit HIV/Aids und anderen Infektionskrankheiten im alten Geist und auf dem bekannten Niveau fortzuführen.“
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