Neues vom Vorstand

(Un-)Ruhestand und neue Wege: Personelle Veränderungen in der Bundesgeschäftsstelle

Am 18. Dezember haben wir Marianne Rademacher und Karl Lemmen in den Ruhestand verabschiedet – nachdem sie beide auch am gleichen Tag im September 1986 ihre Arbeit im Aidsbereich aufgenommen hatten. Marianne war zunächst Schoolworkerin für den Berliner Senat und dann die erste Aidsfachkraft an einem Gesundheitsamt, Karl baute die Berliner Aidshilfe mit auf, in der Marianne später viele Jahre lang Mitglied im Vorstand war.

Beide haben die DAH mit ihrer Arbeit geprägt und wertvolle Impulse gesetzt. Für beide war es ein wesentliches Anliegen, dass der Dachverband mit seinen Mitgliedsorganisationen zusammenarbeitet und nicht jede „ihre eigene Suppe kocht“. In diesem Sinn hat Karl als Referent für Psychosoziales und Qualitätsentwicklung nicht nur die gemeinsame Telefon- und Online-Beratung auf den Weg gebracht, sondern auch die Fortbildungsarbeit zum Instrument der verbandlichen Weiterentwicklung ausgebaut, während Marianne als Frauenreferentin zusammen mit ihren regionalen Kolleginnen viele bundesweite Projekte verwirklichte und in diversen Gremien ihre kritische Stimme für die Rechte von Frauen mit HIV und Sexarbeiterinnen erhob.

Wir danken Marianne Rademacher und Karl Lemmen für alles, was sie in all den Jahren für die DAH geleistet haben, und wünschen ihnen für den neuen Lebensabschnitt alles erdenklich Gute. Allen, die mehr über ihre Pläne und ihren Blick auf den Ruhestand erfahren wollen, empfehlen wir das Interview „Abschied der Dinos“.

Neuer Referent für Psychosoziales und Qualitätsentwicklung ist seit dem 1.1.2019 Steffen Taubert. Von 2005 bis 2011 hat er die DAH im Kompetenznetz HIV/Aids vertreten und 2007 begonnen, das Projekt „HIV/STI-Prävention in der ärztlichen Praxis“ aufzubauen, das vielen besser unter dem Titel „Let’s talk about Sex“ bekannt ist. Als Dipl.-Psychologe liegt ein Schwerpunkt seiner Arbeit bei der Weiterentwicklung der Ausbildung der Berater_innen. Zu den Themen, die er mit den Kolleg_innen im Verband intensivieren möchte, gehören

  • die Integration des Themenfeldes sexueller Gesundheit und sexueller Rechte in die Beratung
  • der Ausbau unseres Seminarangebotes zu neuen Feldern wie „Beratung im Kontext des assistierten Selbsttests“ und „Empowerment-Training“
  • aber auch strukturelle Neuerungen wie die Zusammenführung von Einzelfortbildungen in zertifizierte Weiterbildungen.

Seine Nachfolge im Ärzteprojekt hat Silke Eggers übernommen. Nach zehn Jahren als Referentin für Soziale Sicherung und Versorgung verlässt sie diesen Arbeitsbereich und widmet sich der neuen Aufgabe. Daneben wird sie in geringem Umfang Projekte des Arbeitsbereichs weiterführen, in diesem Jahr vor allem die so genannte Arbeitgeber_innendeklaration - „Respekt und Selbstverständlichkeit: Für einen diskriminierungsfreien Umgang mit HIV-positiven Menschen im Arbeitsleben“.

Neue Referentin für weibliche Sexarbeit und Frauen ist seit dem 15.1.2019 Anja Liebig. Nach ihrem Studium der Soziologie hat sie als Sozialpädagogin in der Beratungsstelle CASA blanca in Hamburg Menschen, die in der Sexarbeit tätig sind, zu den Themen HIV, STI und sexueller Gesundheit beraten und in das Hilfesystem begleitet. Außerdem hat sie Frauen im Rahmen der Schwangerschaftsvorsorge zu HIV und anderen STI beraten.

Wir wünschen den drei Kolleg_innen viel Glück und Erfolg für den Neuanfang und freuen uns auf die Zusammenarbeit!

Mit den PositHIVen Gesichtern ins Jahr 2020

Für uns war es ein wichtiges Anliegen, gemeinsam mit den neu gewählten PositHIVen Gesichtern in deren neue Amtsperiode zu starten. Auf einer dreitägigen Klausur in Chorin haben wir zusammen mit der Geschäftsführung die jeweiligen Erwartungen geklärt, gemeinsame Ziele entwickelt und Formen der Zusammenarbeit verabredet. Die PositHIVen Gesichter haben Christoph Schaal-Breite und Sabine Weinmann zu ihren neuen Sprecher_innen gewählt. An dieser Stelle gilt unser besonderer Dank Maik Schoeneich und Angelika Timmer, den Sprecher_innen der zurückliegenden Amtsperiode.

Für ihre Arbeit bis 2020 haben die PsotiHIVen Gesichter fünf Kernbotschaften  formuliert – siehe dazu den eigenen Beitrag des besonderen Verbandsorgans in diesem Newsletter.

Wir danken den zwölf Mitgliedern für lebhafte, konstruktive Diskussionen und die guten Ergebnisse, mit denen wir die Beteiligung von Menschen mit HIV im Verband in den nächsten zwei Jahren gestalten wollen.

DAH reloaded – und dann?

Auf der MV 2012 hatten wir in dem Papier "DAH reloaded" unsere Ziele und Arbeitsschwerpunkte bis 2020 festgeschrieben. Es ist also an der Zeit, dass wir uns als Verband auf unsere strategische Ausrichtung nach 2020 verständigen. Dazu laden wir zu einem Auftakttreffen am 24./25. Mai voraussichtlich in Frankfurt ein, für das wir uns eine breite Abbildung der Vielfalt in unserem Verband wünschen – sprich: Mitgliedsorganisationen aller Größen und Himmelsrichtungen, mit unterschiedlichen Arbeitsschwerpunkten und Zielgruppen. Auch Vertreter_innen der positiven Communities werden selbstverständlich beteiligt. Die Einladung versenden wir bis Mitte März.

Fachtag „Die Zukunft ist jetzt“ am 2./3. August in Kassel

Wie auf der Mitgliederversammlung angekündigt, haben die im Ländertreffen vertretenen Kolleg_innen einen Fachtag initiiert, der sich mit der Identität und Haltung von Aidshilfe beschäftigen soll. Es wird u.a. um die Frage gehen, wie sich Haltungen begründen und verändern, welche Kernkompetenzen den Verband ausmachen und was wir brauchen, um zukunftsfähig zu bleiben.

Förderung der Selbsthilfe durch die Krankenkassen

Die Fraktionen der Großen Koalition haben einen Änderungsantrag zum Entwurf des Terminservice- und Versorgungsgesetzes (TSVG) eingebracht, wonach die projektbezogenen Fördermittel der Krankenkassen für Selbsthilfegruppen ab 2020 einheitlich und gemeinschaftlich verausgabt werden sollen. Wir begrüßen zwar das Ziel, in diesem Bereich mehr Transparenz zu schaffen; zugleich sehen wir aber das große Risiko, dass die bisherige punktgenaue, bedarfsgerechte Förderung durch ein zentrales Vergabeverfahren abgeschafft wird und nicht zuletzt enorme Verzögerungen bei der Bewilligung entstehen.

Wir haben deshalb in persönlichen Schreiben an die Mitglieder des Gesundheitsausschusses im Bundestag sowie die Fraktionsvorsitzenden und Parlamentarischen Geschäftsführer_innen plädiert, den Änderungsantrag zu überdenken bzw. in der Opposition dagegen zu stimmen. Am 13. Februar findet die Anhörung zum dem Gesetz im Bundestag statt.

Welt-Aids-Tag

Unter dem Motto „Streich die Vorurteile“ gab es zum letzten Welt-Aids-Tag eine vor allem auf die sozialen Medien fokussierte Gemeinschaftsaktion von Bundesgesundheitsministerium, BZgA, DAS und DAH. Sie trat für 2018 an die Stelle der Kampagne #positivzusammenleben, die nicht mehr fortgesetzt wurde, während gemäß der Strategie der Bundesregierung BIS2030 ein gemeinsamer Prozess zur Weiterentwicklung der Anti-Stigma-Arbeit läuft, der auch die Ausrichtung des Welt-Aids-Tags in den nächsten Jahren umfasst. Aus unserer Sicht beinhaltet BIS2030 alle wesentlichen Elemente für eine Kampagne, die Solidarität für Menschen mit HIV und den Einsatz gegen Diskriminierung in den Vordergrund stellt. Es wird nun darauf ankommen, gemeinsame Wege der Umsetzung zu finden.

Deutsch-Österreichischer AIDS-Kongress am 13. bis 15. Juni in Hamburg

Das Community Board hat im Rahmen seiner Vorbereitungssitzung im Dezember die – leider mit öffentlichen Verkehrsmitteln schlecht zu erreichenden Veranstaltungsräume in einer denkmalgeschützten Lagerhalle besichtigt und plant jetzt die Community-Workshops.

Die Ausschreibung für das Scholarship-Programm läuft noch bis zum 12. Februar; für NGO-Aktionsflächen können sich Aidshilfen, Gruppen der Positiven-Selbsthilfe, Beratungsstellen und andere Organisationen noch bis zum 15. März bewerben.

Internationale Arbeit: UNAIDS Programme Coordinating Board

Das Treffen am 10. bis 13. Dezember in Genf fand unter extrem schwierigen Bedingungen statt, da der Bericht der Unabhängigen Kommission über Machtmissbrauch, (sexuelle) Übergriffe und Mobbing vorlag, aber hinsichtlich der daraus zu ziehenden Konsequenzen kontrovers diskutiert wurde. Letztlich haben die Mitgliedsstaaten sich geeinigt, bis Ende März eine Sondersitzung zu diesem Thema abzuhalten.

Im Zuge der Diskussion wurden sehr grundsätzliche Fragen aufgeworfen z.B. zur Sitzverteilung zwischen den verschiedenen Kontinenten. Am Rande wurde auch die Beteiligung der NGO-Delegation von einzelnen in Frage gestellt. Das war bisher eher eine Minderheitenposition, könnte aber bei einer wirklichen Neuordnung ernsthaft zur Disposition stehen.

Abschied von Bernd Aretz

Vorstand und Geschäftsführung haben zusammen mit vielen Wegbegleiter_innen Abschied von DAH-Ehrenmitglied Bernd Aretz genommen. Die bewegenden Reden auf der Urnenbeisetzung auf dem Berliner St. Matthäus-Friedhof sind auf hiv.magazin nachzulesen.