Klare Regeln für die HIV-Prophylaxe
Fachgesellschaften verabschieden Leitlinien: Sicherheit für Ärzt_innen und Anwender_innen / Jetzt Finanzierung über Krankenkassen sichern
Für die HIV-Prophylaxe PrEP liegen erstmals medizinische Leitlinien vor. Sie regeln detailliert, wie die PrEP in Deutschland und Österreich verordnet, eingenommen und ärztlich begleitet werden soll. Die zuständigen Fachgesellschaften verabschiedeten die Leitlinien unter Federführung der Deutschen AIDS-Gesellschaft (DAIG) in Köln.
Dazu sagt Sven Warminsky vom Vorstand der Deutschen AIDS-Hilfe:
„Die PrEP wird mit den Leitlinien von einer Innovation zum Teil der regulären Versorgung. Die versammelte Fachwelt unterstreicht damit: Die medikamentöse Prophylaxe ist ein anerkannter Schutz vor einer HIV-Infektion. Die Regeln und Informationen geben Sicherheit – denen, die PrEP verschreiben, wie denen, die sie nutzen.“
PrEP bei „substanziellem Risiko“
Die Leitlinien schreiben fest, dass Menschen mit „substanziellem Risiko“ einer HIV-Infektion die PrEP angeboten werden soll. Entsprechend der Zulassung des Medikaments ist eine dauerhafte Einnahme vorgesehen. Eine phasenweise Einnahme zu bestimmten Anlässen ist möglich („Off-Label-Gebrauch“) und bedarf besonders eingehender Beratung.
Bedingungen für die PrEP sind ein negativer HIV-Test zu Beginn der Einnahme und ein weiterer vier Wochen danach, außerdem eingehende Aufklärung und Beratung.
Während der Einnahme der Prophylaxe sollen alle drei Monate ein HIV-Test sowie Tests auf weitere sexuell übertragbare Infektionen in verschiedenen Abständen erfolgen, damit diese gegebenenfalls schnell behandelt werden können.
Finanzierung sicherstellen
„Mit den Leitlinien wird es leichter, PrEP allen anzubieten, die die Prophylaxe brauchen“, betont DAH-Vorstand Sven Warminsky. „Ein Hemmnis bleibt aber, dass die Krankenkassen nicht dafür zahlen. Neben klaren Regeln brauchen wir eine Finanzierung, die niemanden ausschließt.“
PrEP ist in Deutschland seit 2016 zugelassen, seit Oktober 2017 sind Generika für 50-70 Euro pro Monat erhältlich, hinzu kommen oft noch Kosten für begleitende Untersuchungen.
Dritte Safer-Sex-Methode
Die PrEP ist neben Kondomen und der Schutzwirkung durch die HIV-Therapie die dritte Möglichkeit, sich vor einer HIV-Infektion zu schützen. Für manche Menschen ist sie die beste, für einige die einzig praktikable Methode.
Um die HIV-Infektion zu verhindern, nimmt man ein HIV-Medikament mit zwei Wirkstoffen ein, das die Vermehrung von HIV verhindert. HIV kann sich dann nicht im Körper festsetzen.
Die neuen Leitlinien ersetzen die „Vorläufigen Empfehlungen“ der Deutsch-Österreichischen AIDS-Gesellschaft zur Durchführung der PrEP. Die Deutsche AIDS-Hilfe hat die Leitlinien mit erarbeitet.
Weitere Informationen
Deutsch-Österreichische Leitlinien zur HIV-Prophylaxe PrEP als PDF
„HIV-Studie: Jetzt Zugang zur HIV-Prophylaxe für alle schaffen“