Bahn frei für die HIV-PrEP in Schottland
Das schottische Medikamenten-Konsortium (SMC), ein Beratungsgremium des Gesundheitsdienstes NHS Scotland, hat gestern den Einsatz des HIV-Medikaments Truvada zur Prä-Expositions-Prophylaxe (PrEP) genehmigt.
Bei einer Prä-Expositions-Prophylaxe („Vor-Risiko-Vorsorge“) nehmen HIV-Negative HIV-Medikamente ein, um sich vor einer Ansteckung mit HIV zu schützen.
Als erster Staat des Vereinigten Königreichs wird nun Schottland Menschen mit hohem HIV-Risiko die PrEP über seinen Nationalen Gesundheitsdienst (NHS) kostenlos bereitstellen.
„Emtricitabin/Tenofovirdisoproxil [Truvada] als PrEP ist ein Aspekt einer HIV-Präventionsstrategie und sollte in Kombination mit Safer-Sex-Praktiken wie dem Gebrauch von Kondomen angewendet werden“, so das SMC in seiner Mitteilung. „Patientengruppen haben aufgezeigt, dass die Verbreitung von HIV in Schottland mit den bisherigen Präventionsmethoden in den letzten zehn Jahren nicht gemindert werden konnte.“
Die PrEP4Scotland Coalition, ein Zusammenschluss verschiedener HIV-Organisationen, begrüßte den Beschluss des Konsortiums in einem gemeinsamen Statement als einen „bedeutenden Schritt in den Bemühungen gegen HIV in Schottland“. Gemeinsam mit Patientengruppen hatte die Koalition in den letzten Monaten intensive Überzeugungsarbeit geleistet.
Zahlreiche Studien hätten die Wirksamkeit der PrEP belegt, so die PrEP4Scotland Coalition weiter. Alle Gremien des schottischen Gesundheitsdiensts müssten jetzt dem Rat des SMC folgen und die PrEP all denjenigen zugänglich machen, die sie brauchen.
Deborah Gold, Geschäftsführerin des National Aids Trusts (NAT) mit Sitz in England, lobte die Schnelligkeit und Entscheidungsfreudigkeit in Schottland in Bezug auf die PrEP. Diese stünden in krassem Gegensatz zu den Verzögerungen in den anderen drei Staaten des Vereinigten Königreichs.
In England hatte der Nationale Gesundheitsdienst vergangenes Jahr zunächst erklärt, nicht zur Finanzierung der PrEP befugt zu sein – mit der Begründung, dass diese in den Zuständigkeitsbereich der lokalen Behörden falle. Der High Court of Justice entschied im August 2016 allerdings nach einer Klage des National Aids Trust, dass der NHS für die Kosten der PrEP aufkommen dürfe. Nachdem ein Berufungsgericht dieses Urteil bestätigt hatte, kündigte der NHS England an, die PrEP im Rahmen einer groß angelegten Studie mit 10.000 Teilnehmer_innen zur Verfügung stellen. Der Beginn der Studie ist für den Sommer dieses Jahres geplant.
(ascho/Christina Laußmann)
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