Südafrika: Truvada für die HIV-Prä-Expositions-Prophylaxe zugelassen
Die südafrikanische Arzneimittelzulassungsbehörde MCC hat das HIV-Medikament Truvada für die Prä-Expositions-Prophylaxe („Vor-Risiko-Vorsorge“, kurz: PrEP) zugelassen.
Dies gab das MCC am 3. Dezember in einer kurzen Pressemitteilung bekannt.
Damit ist Südafrika weltweit das zweite Land, in dem die medikamentöse HIV-PrEP offiziell für die vorbeugende Behandlung Nichtinfizierter eingesetzt werden kann. In den USA ist diese bereits seit 2012 bei Personen mit hohem HIV-Risiko zugelassen.
Nähere Informationen dazu, bei wem die PrEP in Südafrika zur Anwendung kommen soll, gibt es bislang nicht. In einem Interview mit dem Radiosender CapeTalk erklärte Dr. Yogan Pillay, stellvertretender Generaldirektor im südafrikanischen Gesundheitsministerium, dass man sich darüber ausführlich mit verschiedenen Gruppen und Organisationen beraten wolle, so zum Beispiel mit Frauen- und Sexworker-Gruppen, mit Organisationen von Männern, die Sex mit Männern haben, und für Mädchen und junge Frauen. „Wir werden dieses Medikament nicht ‚einfach so‘ ausgeben, das ist sicher“, sagte er.
In staatlichen Kliniken soll die PrEP nach umfassender Beratung der Klienten künftig kostenlos verfügbar sein. Als Erstes wolle man nun das Gesundheitspersonal schulen, so Dr. Pillay weiter. Hausärztinnen und -ärzte dürften die PrEP zwar auch verschreiben, die Kosten müssten dann aber vom Patienten selbst bezahlt oder von privaten Hilfsprogrammen übernommen werden. Derzeit arbeite das Gesundheitsministerium an Leitlinien zum Einsatz der PrEP.
Anders als in den USA oder den Ländern Europas, wo schwule Männer meist etwa die Hälfte (in Deutschland fast drei Viertel) der HIV-Infektionen ausmachen, sind in Südafrika mehr als die Hälfte der HIV-Infizierten Frauen.
Bei schwulen Männern, die ein besonders hohes HIV-Risiko haben, ist die Wirksamkeit der Prä-Expositions-Prophylaxe mit Truvada belegt: 2015 zeigten die Studien „PROUD“ und „Ipergay“ bei dieser Gruppe eine Senkung des HIV-Risikos von mindestens 86 %. Auf Frauen allerdings sind diese Ergebnisse nicht übertragbar. Die PrEP könnte zwar auch bei ihnen funktionieren, bislang gibt es dafür aber keine überzeugenden Erfolgsdaten.
(Christina Laußmann)
Quelle/weitere Informationen:
Pressemitteilung des Medicines Control Council (MCC) vom 3. Dezember 2015 (als PDF)
Interview des Radiosenders CapeTalk mit Dr. Yogan Pillay vom südafrikanischen Gesundheitsministerium