Blick zurück auf 2011

Silke Klumb und Peter Stuhlmüller ziehen Bilanz über die Entwicklungen in den letzten zwölf Monaten - angefangen bei der Studie HPTN 052 über die rückläufige Zahl der HIV-Neuinfektionen und die erfolgreiche Welt-Aids-Tags-Kampagne bis hin zur Besorgnis erregenden Situation des Globalen Fonds.

Wir blicken zurück auf ein ereignisreiches Jahr 2011 – hier ein kleiner Rückblick der Bundesgeschäftsführung, ohne jeden Anspruch auf Vollständigkeit:

Ein Durchbruch für die Prävention und das Leben mit HIV ist die im Sommer auf der Internationalen Aids-Konferenz in Rom vorgestellte Studie HPTN 052: Sie lieferte den wissenschaftlichen Beweis, dass die antiretroviralen Therapien mindestens genauso zuverlässig vor einer HIV-Übertragung schützen wie Kondome, wenn dauerhaft kein Virus im Blut nachweisbar ist und keine anderen sexuell übertragbaren Infektionen vorliegen. Zu diesem Schluss war die die Eidgenössische Kommission für AIDS-Fragen (EKAF) bereits 2008 gekommen, und die DAH hatte diese Position 2009 in ihrem Papier „HIV-Prävention und Therapie“ bekräftigt. Die Erkenntnis, dass HIV-Positive unter funktionierender Therapie praktisch nicht mehr infektiös sind, bedeutet für sie nicht nur eine enorme Entlastung, es kann auch die Angst vor Menschen mit HIV erheblich reduzieren und damit Ausgrenzung entgegenwirken.

Viel positive Resonanz hat unsere Präventionskonferenz „Bis hierher – und noch weiter …“ gefunden, bei der es um die Herausforderungen für die Prävention in Zeiten der Chronifizierung der HIV-Infektion ging. Neben der Weiterentwicklung der Präventionsansätze wurden auch gesellschaftlich und präventionspolitisch dringend notwendige Veränderungen diskutiert – z. B. im Strafvollzug – und auf die Agenda für das kommende Jahr gesetzt.

Gut weiterentwickelt hat sich in diesem Jahr die Welt-Aids-Tags-Kampagne „Positiv zusammen leben. Aber sicher!“. Viel Aufmerksamkeit und positives Feedback haben die Botschafter/innen bekommen, die zum Beispiel auf vielen Plakatwänden zu sehen waren. Durch die Fokussierung auf einzelne Menschen und ihre Botschaft konnte die Aufmerksamkeit für die Kampagne verstärkt werden. Wir freuen uns, mit der Veränderung der Kampagne gemeinsam mit den Kooperationspartnern in der BZgA, dem Bundesministerium für Gesundheit und der Deutschen AIDS-Stiftung einen so erfolgreichen Weg beschritten zu haben, und werden diesen auch im nächsten Jahr fortsetzen.

Erfreulich ist auch die Entwicklung der HIV-Epidemiologie: Nach aktuellen Schätzungen, die das Robert Koch-Institut zum Welt-Aids-Tag 2011 veröffentlicht hat, ist die Zahl der HIV-Neuinfektionen bereits seit 2007 rückläufig – auch bei schwulen und anderen Männern, die Sex mit Männern haben, der am stärksten von HIV betroffenen Gruppe. Bis zum Jahresende 2011 werden sich in Deutschland 2.700 Menschen neu mit HIV infiziert haben – das sind 20 % weniger als im Jahr 2006.

Mit großer Besorgnis dagegen verfolgen wir die Entwicklungen rund um den Globalen Fonds: Nach den vom Fonds selbst aufgedeckten Fehlverwendungen in einigen wenigen Ländern, die einige Regierungen zum Anlass genommen haben, die Auszahlung von zugesagten Mitteln verzögerten, steht der Globale Fonds nun trotz Aufklärung und weiteren Vereinbarungen zum Schutz vor Korruption vor der bitteren Situation, dass die bisher zur Verfügung gestellten Mittel kaum reichen, um die Förderprogramme fortzuführen und die Versorgung mit antiretroviralen Medikamenten in den Projekten sicherzustellen. Das führt in vielen Ländern zu großer Verunsicherung. Wir werden uns weiterhin dafür einsetzen, dass die Bundesregierung nicht nur ihre Finanzierungszusagen einhält, sondern den Globalen Fonds noch stärker unterstützt.

Mitte Oktober hat der Bundesverband auf seiner jährlichen Mitgliederversammlung einen neuen Vorstand gewählt: Wiedergewählt wurden Sylvia Urban, Winfried Holz, Carsten Schatz und Tino Henn, neu gewählt wurdeManuel Izdebski, Geschäftsführer der Aidshilfe Unna. Ein herzliches Dankeschön an dieser Stelle an Hansmartin Schön, der aus gesundheitlichen Gründen nicht mehr kandidierte!

Vorangeschritten ist die Diskussion über die sieben Thesen zur Zukunft der Aidshilfearbeit in Deutschland, die an verschiedenen Orten und in verschiedenen Gremien geführt wurde und uns auch im kommenden Jahr noch beschäftigen wird.

In der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung hat Herr Dr. Dr. Wolfgang Müller, der seit 1987 Leiter des Aidsreferats war, den Staffelstab an Dirk Meyer übergeben. Wir freuen uns, dass Herr Dr. Dr. Müller an manchem Projekt auch in seiner Freizeit noch mitwirkt, und wünschen ihm darüber hinaus viele weitere interessante Tätigkeitsfelder! Mit Dirk Meyer, der vor seinem Wechsel in die BZgA fast zwei Jahrzehnte Geschäftsführer der AIDS-Hilfe NRW war, wird die gute Zusammenarbeit und die Arbeitsteilung zwischen BZgA und DAH nun mit vertrauten Gesichtern in neuen Rollen fortgesetzt – wir wünschen Dirk Meyer viel Erfolg!

In der AIDS-Hilfe NRW hat mit Patrik Maas ein alter Hase der Schwulenbewegung und ein langjähriger Mitarbeiter im Aidsbereich die Nachfolge von Dirk Meyer angetreten – herzlichen Glückwunsch an Patrik Maas und auf hoffentlich viele Jahre der gemeinsamen Weiterentwicklung der HIV-Arbeit in Deutschland!

Wir danken allen Leserinnen und Lesern für das Interesse an unserem Newsletter, allen Kooperationspartnerinnen und Kooperationspartnern für die vertrauensvolle und gute Zusammenarbeit und allen Unterstützerinnen und Unterstützern für ihr Engagement in diesem Jahr.

Mit den besten Wünschen für ruhige Festtage und einen guten Start in das Jahr 2012!

Herzliche Grüße

Silke Klumb & Peter Stuhlmüller