DÖAK: HIV-Experten setzen auf den Einsatz der Präexpositionsprophylaxe (PrEP)
Angesichts der jährlich rund 3.500 HIV-Neuinfektionen in Deutschland forderten Experten auf dem Deutsch-Österreichischen Aids-Kongress in Düsseldorf, die PrEP besser bekannt zu machen.
Sie stelle einen wichtigen Baustein der Prävention für Hochrisikogruppen dar, heißt es in einer Pressemitteilung. Nach den überzeugenden Ergebnissen der iPERGAY- und der PROUD-Studie gilt als gesichert, dass die PrEP Menschen mit besonders hohem HIV-Risiko helfen kann, negativ zu bleiben.
Neben dem DÖAK haben sich in jüngster Zeit bereits verschiedene Fachverbände sowie LGBT- und HIV-Community-Organisationen zum Einsatz der PrEP geäußert und einen besseren Zugang zu den benötigten Medikamenten gefordert. So unter anderem die Deutsche AIDS-Gesellschaft (DAIG), die Deutsche Arbeitsgemeinschaft niedergelassener Ärzte in der Versorgung HIV-Infizierter (dagnä), das Europäische Zentrum für die Prävention und die Kontrolle von Krankheiten (ECDC) und die Deutsche AIDS-Hilfe.
Der Einsatz des für die PrEP benötigen Medikaments Truvada sei streng reglementiert, wie DAH-Medizinreferent Armin Schafberger betont. „Derzeit ist das Präparat – anders als in den USA – für die PrEP noch nicht einmal zugelassen, und das wird wahrscheinlich auch noch im nächsten Jahr so sein“, so Schafberger.
Die weitaus größere Hürde ist allerdings der Preis. Die Monatspackung kostet aktuell rund 800 Euro. In Deutschland können Ärzte die PreP derzeit nur im Rahmen des Off-Label-Use auf Privatrezept verschreiben. „Unmittelbar zu klären bleiben die Erweiterung der europäischen Zulassung der Wirkstoffe und die Frage der Finanzierung der teuren Medikamente, die allerdings noch teurere Behandlungskosten sparen könnten“, so DAIG-Präsident Prof. Dr. Gregor Behrens in der DÖAK-Presseerklärung.
Dass es die PrEP zur Verordnungsfähigkeit schafft, hält DAH-Pressesprecher Holger Wicht derzeit für unwahrscheinlich. „Darum möchten wir mit allen Beteiligten – von der Politik und den staatlichen Institutionen über die ärztlichen Fachgesellschaften und Krankenkassen bis hin zur Pharmaindustrie – eine andere Lösung finden“, sagt Holger Wicht. „Warum nicht kreativ werden? Am Ende wird die PrEP nicht nur Menschen helfen, sondern auch Behandlungskosten sparen“. Darüber hinaus sei eine begleitende, evidenzgesicherte Anwendung der PrEP wichtig.
Auch Armin Schafberger sieht dringenden Bedarf an einer Implementierungsstudie, mit der die noch offenen Fragen geklärt werden könnten. So sei derzeit noch nicht klar bestimmt, für welche Personengruppen eine PrEP in Frage komme und wie sie erreicht werden könnten. Ebenso müsse untersucht werden, wie eine hohe Therapietreue erzielt werden kann und welche HIV-Test-Angebote sich für die Kontrolle der PrEP eignen.
(ascho)