Spanien: Tausende protestieren für Zugang zu modernen Hepatitis-C-Medikamenten
„Behandlung für alle“ oder „Kürzungen töten“ – mit solchen Slogans haben am Samstag in Spanien tausende von Hepatitis C Betroffene für eine bessere Versorgung protestiert.
In Madrid zogen chronisch mit dem Hepatitis-C-Virus (HCV) Infizierte und ihre Unterstützer zum Regierungspalast, um einen Brief an Ministerpräsident Rajoy zu übergeben.
Der Veranstalter der Demonstration, die Plattform der von Hepatitis C Betroffenen (PLAFHC), nennt darin den kürzlich beschlossenen Haushalt für 2015 „sozial ungerecht, unzureichend und unsolidarisch – vor allem gegenüber Kranken und insbesondere gegenüber Menschen mit Hepatitis C“.
Seit der EU-Zulassung des neuen Medikaments Sovaldi am 15. Januar 2014 seien 4.000 Menschen an den Folgen der chronischen Leberentzündung gestorben, obwohl man diese Todesfälle durch eine Behandlung hätte vermeiden können.
Die PLAFHC bezeichnete die für 2015 vorgesehene Summe für die HCV-Behandlung – laut „tageszeitung“ (taz) 125 Millionen Euro – als „völlig unzureichend“. Sie fordert als ersten Schritt 800 Millionen Soforthilfe für Patienten mit bereits stärker geschädigter Leber – und verweist darauf, dass das Land allein für die Bankenrettung 60 Milliarden Euro ausgegeben habe.
Für den 21. Januar ist laut taz ein Buskonvoi nach Brüssel geplant. Die Patientenvertreter sollen dort von den Abgeordneten der spanischen Podemos-Partei empfangen werden, deren Vorsitzender Pablo Iglesias eine Zwangslizenz für Sovaldi ins Gespräch brachte.
Der für Gesundheits- und Verbraucherthemen zuständige Regierungsvertreter Ruben Moreno hatte erklärt, 2015 könnten rund 6.000 HCV-Patienten behandelt werden. Nach Angaben des Gesundheitsministeriums aber gibt es rund 50.000 diagnostizierte Infektionen, von denen laut PLAFHC mindestens 30.000 von Sovaldi profitieren würden. Ministerpräsident Rajoy versicherte am Samstag laut Nachrichtenagentur: „Kein einziger spanischer Bürger, dem sein Arzt ein Medikament verschreibt, muss darauf verzichten.“
Insgesamt sind in Spanien Schätzungen zufolge zwischen 675.000 und 900.000 Menschen HCV-infiziert. Unbestätigten Angaben zufolge kostet eine zwölfwöchige Behandlung mit Sovaldi dort rund 25.000 Euro, deutlich weniger als etwa in Frankreich oder Deutschland. Hinzu kommen weitere Kosten, etwa für andere Medikamente und Diagnostika.
In Deutschland laufen unterdessen Verhandlungen zwischen dem Medikamentenhersteller Gilead und den Krankenkassen über den künftigen Preis für Sovaldi.
(hs)
Quellen/weitere Informationen:
Website der Plataforma de Afectados por Hepatitis C (in spanischer Sprache)
http://www.plataformadeafectadosporhepatitisc.org/
Bericht im „El Telégrafo“ vom 10.01.2015
Bericht auf taz.de vom 11.01.2015