Die HIV-Aktivistin Petra Klüfer ist tot

Wer auch immer seinerzeit die Laudatio zur Verleihung des Bundesverdienstkreuzes an Petra Klüfer verfasst hatte, er brachte ihr Wirken in einem Satz auf den Punkt: Ausgezeichnet wurde die 1944 geborene Wahl-Hamburgerin für ihr „kreatives und unbequemes Engagement“. Mit ihrer manchmal schrillen, impulsiven und offenen Art, ihrem kritischen Geist und sprühendem Elan hat Petra Klüfer die Menschen herausgefordert, aber auch bereichert.

Seit 1992 wusste sie um ihre HIV-Infektion. Als das an ihrem Arbeitsplatz bekannt wurde, erlebte sie eine unerträgliche Mobbingaktion, an deren Ende die wenig freiwillige Berentung stand. Nunmehr offen positiv lebend engagierte sie sich unermüdlich in der Aids-Arbeit: als Vorstandsfrau der Hamburger AIDS-Hilfe, bei „Radio Positiv" im Offenen Kanal der Hansestadt, im Fachausschuss Kirche und AIDS des evangelisch-lutherischen Kirchenkreisverbands Hamburg und im bundesweiten Netzwerk plus. Im Community-Board vertrat sie beim Deutschen AIDS-Kongress 2001 und beim Deutsch-Österreichischen AIDS-Kongress 2003 die Interessen von Menschen mit HIV und Aids.

Petra Klüfer verstand sich nicht nur als „HIV-chen zum Anfassen“, sondern auch als Therapieaktivistin. Als bei ihr infolge der HIV-Medikation das sogenannte Lipodystrophie-Syndrom auftrat, ging sie ganz selbstbewusst mit dieser Fettverteilungsstörung um und gab sich kokett den Kosenamen „Lipo-Else“. „Gerade dieser unglaublich offene, durchaus auch humorvolle Umgang mit ihrer Krankheit hat vielen anderen Menschen Mut gemacht, sich nicht zu verstecken, sondern selbstbewusst für ihre Rechte zu kämpfen“, sagt Silke Klumb, Geschäftsführerin der Deutschen AIDS-Hilfe. „Wir haben mit Petra einen Motor der Selbsthilfe verloren. Wir danken ihr für ihr jahrzehntelanges Engagement und vermissen sie mit allem, was sie ausgemacht hat.“

Petra ist am vergangenen Freitag im Alter von 68 Jahren verstorben. Ein Nachruf folgt in den kommenden Tag auf unserem Blog.

(sho)