UNAIDS legt neue Zahlen zur globalen HIV-Epidemie vor
Die HIV/Aids-Organisation der Vereinten Nationen ist um große Worte nicht verlegen: „Gemeinsam werden wir Aids beenden“, ist der neue Bericht zur weltweiten Situation überschrieben. UNAIDS hat ihn am Mittwoch im Vorfeld der XIX. Internationalen AIDS-Konferenz in Washington vorgestellt.
Tatsächlich gibt es weiterhin Erfolge zu vermelden. Immer mehr HIV-Positive erhalten Medikamente gegen das Virus. Im Jahr 2011 waren es in den Ländern mit geringen oder mittleren Einkommen 8 Millionen – von 14,8 Millionen, die eine Therapie brauchen (54 Prozent). Die Zahl erhöhte sich im Vergleich zu 2010 um 1,4 Millionen.
Insgesamt leben zurzeit etwa 34,2 Millionen Menschen weltweit mit HIV. Das sind so viele wie nie zuvor, da dank der HIV-Therapien immer weniger Menschen an den Folgen von HIV sterben. Die Zahl der HIV-bedingten Todesfälle ist seit dem Höhepunkt der Epidemie im Jahr 2005 um 24 Prozent zurückgegangen, sie lag 2011 bei 1,7 Millionen (2010: 1,8 Millionen).
Die Therapien haben außerdem dazu beigetragen, dass die Zahl der Neuinfektionen seit 2001 um 20 Prozent zurückgegangen ist, sie lag 2011 bei 2,5 Millionen (2010: 2,7 Millionen). Das liegt daran, dass HIV-Therapien die Übertragungswahrscheinlichkeit drastisch senken.
Allerdings bedeuten diese Zahlen auch: Für jeden Menschen, der zusätzlich die Möglichkeit zur Therapie erhält, infizieren sich fast zwei Menschen neu. Das zeigt, dass die weltweiten Anstrengungen gegen die Epidemie noch lange nicht ausreichen. Vor nicht allzu langer Zeit hat die UNO ins Auge gefasst, bis 2010 allen Menschen Zugang zu HIV-Prävention, Therapien, Versorgung und Beratung zu ermöglichen. UNAIDS hat mittlerweile das Jahr 2015 als neues Ziel für eine lückenlose Versorgung mit HIV-Therapien gesetzt.
16,8 Milliarden Dollar sind im Jahr 2011 weltweit für Maßnahmen gegen HIV/Aids ausgegeben worden. Dabei liegen die nationalen Ausgaben für Maßnahmen im jeweils eigenen Land erstmals höher als die international eingesammelten Mittel. 8,6 Milliarden Dollar wurden national aufgewendet, 8,2 Milliarden brachte die Weltgemeinschaft auf.
Dabei haben Länder mit schwacher und mittlerer Wirtschaftskraft immer mehr ihres Bedarfs selbst finanziert. Brasilien, Russland, Indien, China und Südafrika bezahlen mittlerweile mehr als drei Viertel ihrer Programme selbst. Südafrika hat seine Aufwendungen in diesem Bereich seit 2006 vervierfacht.
“Wir erleben eine Zeit der globalen Solidarität und gegenseitiger Verantwortlichkeit“ sagt UNAIDS-Direktor Michel Sidibé. „Die am stärksten von der Epidemie betroffenen Länder ergreifen die Initiative und zeigen Führungsstärke. Allerdings reicht es nicht aus, wenn das internationale Engagement stabil bleibt – es muss wachsen, wenn wir unsere Ziele für das Jahr 2015 erreichen wollen.“
Bis zum Jahr 2015 fehlen nach Angaben von UNAIDS rund 7 Milliarden Dollar pro Jahr. Die Botschaft von UNAIDS: Jetzt, angesichts der Erfolge, darf die Weltgemeinschaft nicht nachlassen; angesichts der steigenden nationalen Mittel dürfen die Geberländer des Globalen Fonds sich nicht aus der Verantwortung verabschieden.
Es ist klar: „Gemeinsam werden wir Aids beenden“ ist eine Utopie und eine politische Forderung, keine Prognose für die nächsten Jahre. Wie schnell die Welt dabei vorankommt ist vor allem eine Frage des politischen Willens.
(howi)
Weitere Informationen: