USA: HIV-Medikament zur Infektions-Vorbeugung zugelassen

Die US-Arzneimittelbehörde FDA hat das HIV-Medikament Truvada für die vorbeugende Behandlung Nichtinfizierter mit hohem HIV-Risiko zugelassen (Prä-Expositions-Prophylaxe, kurz: PrEP).

Grundlage für die Entscheidung waren drei klinische Studien: Eine ausschließlich mit schwulen Männern durchgeführte Studie ergab einen Schutzeffekt von 44 Prozent, in zwei Studien mit Heterosexuellen in Kenia und Botswana lag das HIV-Risiko bei um zwei Drittel niedriger.

Armin Schafberger, Medizinreferent der Deutschen AIDS-Hilfe, bewertet das kritisch: „Bei den Menschen mit dem höchsten Risiko ist die Schutzwirkung am niedrigsten.“ Hauptproblem sei die Therapietreue. Im normalen Alltag erscheine die PrEP kaum praktikabel und sei zudem sehr teuer – pro Monat müsse man mit etwa 800 Euro rechnen.

Außerdem stellten sich ethische Fragen: „Millionen HIV-Infizierte in ärmeren Ländern haben immer noch keinen Zugang zu lebensrettenden HIV-Medikamenten. Können wir dann langfristig Medikamente an Gesunde verteilen – wo wir doch genau wissen, dass erfolgreich behandelte Menschen mit HIV das Virus praktisch nicht mehr übertragen können, also nicht mehr ansteckend sind?

Für Gruppen mit besonders hohem Risiko könne die PrEP durchaus irgendwann eine zusätzliche Option zum Schutz vor HIV werden, so Schafberger in einem Presse-Statement. Eine Zulassung für Europa erwartet er in nächster Zeit aber nicht: „Die Europäische Arzneimittelbehörde EMA hat im März ein kritisches Diskussionspapier veröffentlicht und fordert mehr Daten zur langfristigen Sicherheit. Dem schließen wir uns an.“

 

Eine ausführliche Auseinandersetzung mit dem Thema PrEP findet sich im HIVreport der Deutschen AIDS-Hilfe vom 31.05.2012.

(hs)

 

Quelle/weitere Informationen

Pressemitteilung der FDA vom 16.07.2012 (in englischer Sprache)

HIV-Report der Deutschen AIDS-Hilfe zum Thema Prä-Expositions-Prophylaxe (PDF-Datei)

Diskussionspapier der EMA zur PrEP (PDF-Datei in englischer Sprache)