Meilenstein: Baden-Württemberg ermöglicht Diamorphinvergabe in Haft

Drogenabhängige Gefangene können in Baden-Württemberg künftig auch mit Diamorphin (pharmazeutisch erzeugtem Heroin) behandelt werden.

„Für die Gesundheitsversorgung von Gefangenen ist das ein Meilenstein“, sagt Bärbel Knorr vom Fachbereich Drogen und Strafvollzug der Deutschen AIDS-Hilfe. „Die Behandlung mit Diamorphin kann Leben retten und ist für manche Drogenabhängige die einzige erfolgversprechende Option“, erklärt sie. „Und da Inhaftierte das gleiche Recht auf Gesundheit haben wie Menschen draußen, müssen auch sie diese Therapie-Möglichkeit bekommen.“

Mit der Mitte Juli erlassenen Verwaltungsvorschrift orientiere man sich an den Vorgaben für die Substitutionsbehandlung außerhalb der Gefängnisse, erklärte Rüdiger Wulf, Referatsleiter „Vollzugsgestaltung“ im baden-württembergischen Justizministerium, gegenüber Bärbel Knorr. Ob und wie viele Gefangene sich für diese Behandlung eignen, sei allerdings offen. Vorgesehen ist, dass die Substitutionsbehandlung mit Diamorphin in der JVA Stuttgart erfolgen kann. Gefangene aus anderen Haftanstalten können im Bedarfsfall nach Stuttgart verlegt werden.

Aktuell erhält in Deutschland allerdings noch kein Gefangener Diamorphin, auch nicht in Stuttgart. „Der erste Schritt ist getan“, sagt Bärbel Knorr, „nun gilt es, die Möglichkeiten mit Leben zu füllen und die Vergabe tatsächlich umzusetzen.“

 

Das Recht von Gefangenen auf Gesundheit steht auch im Mittelpunkt der Unterschriftenaktion Drogen und Menschenrechte. Die Unterzeichner/innen fordern die Justizminister/innen der Länder auf, in den Justizvollzugsanstalten sterile Spritzbestecke sowie Kondome und Gleitgel anonym zugänglich zu machen und Drogenkonsumenten eine Substitutionsbehandlung mit dem für sie geeigneten Medikament zu ermöglichen.

Wenn Sie diese Forderungen unterstützen, können Sie sie online unter www.drogenundmenschenrechte.de unterschreiben und den Link zur Aktion weiterversenden. 

(hs)

 

Weitere Informationen

Beitrag im d@h_blog vom August 2010: Lebensrettende Maßnahme mit praktischen Hürden

Beitrag im d@h_blog vom Mai 2009: „Man fiebert ja mit"

Kommentare

Na also, mein Bundesland macht den Vorreiter, endlich mal Stolz zu sein in BW leben zu dürfen und zu wissen das auch im Knast wir unseren Stoff zum leben bekomme den wir brauchen. Würde man das System vorher schon so Sozial fahren das alle die davon Süchtig sind, das auf Rezept bekommen, würden viele erst gar nicht in den Knast kommen. Endkriminalisierung! Ganz neue lebensbejahende Aussichten für die Menschen. Doch die Arbeit hat sich gelohnt, und es geht vorwärts. Allen ganz Großen dank die sich für diese Arbeit einsetzten, ohne die wir nicht soweit wären. D A N K E ! Liebe Grüße aus Stuttgart,... Mihajlo