Hilfe beim Ausstieg aus der Prostitution

Ein Bundesmodellprojekt unterstützt Sexarbeiterinnen beim Berufswechsel.

DIWA („Der individuelle Weg zur Alternative“) heißt ein Programm, das Sexarbeiterinnen hilft, sich beruflich neu zu orientieren. Gestern fiel in Berlin der offizielle Startschuss für das auf vier Jahre angelegte Bundesmodellprojekt; schon seit Januar finden Beratungen statt. Weitere Standorte des Projekts gibt es bereits in Freiburg und Nürnberg.

Für Prostituierte ist es meist schwierig, sich beruflich zu verändern, denn sie werden oft moralisch verurteilt und ausgegrenzt. „Den Frauen, die diesem Beruf nachgehen, unterstellen viele nach wie vor, dass sie Flittchen sind. Es ist schwer für sie, etwa bei Bewerbungsgesprächen darüber zu reden, was sie in den letzten Jahren gemacht haben“, sagte Claudia Fischer-Czech, Sozialarbeiterin bei der Prostituiertenorganisation Hydra, in der tageszeitung (taz) vom 22.3. Hydra setzt DIWA in Berlin um.

Das Programm bietet unterschiedliche Wege zum beruflichen Umstieg an und kann von den Frauen individuell und flexibel genutzt werden. Sie müssen ihre Tätigkeit als Prostituierte dafür nicht vollständig aufgeben.

In einer Orientierungsphase werden die Frauen dabei unterstützt, individuelle Kompetenzen, Interessen und Erfahrungen auszuloten. Gemeinsam mit den Beraterinnen planen sie ihre berufliche Veränderung und überlegen, welche Kenntnisse und Fähigkeiten sie dafür benötigen.

Es folgt eine Qualifizierungsphase mit Trainings, Workshops und weiteren Maßnahmen zur beruflichen Orientierung.

In der Entwicklungsphase geht’s dann zur Sache: Begleitet von DIWA, absolvieren die Umsteigerinnen eine Ausbildung, gründen eine Existenz oder suchen sich eine Stelle. Bei Bedarf erhalten sie Unterstützung bei der Nutzung von Angeboten der Job-Center oder beim Antrag auf Grundsicherung. Zum Programm gehören auch Coaching, Mentoring und weitere Workshops zur Selbstreflexion.

Finanziert wird DIWA hauptsächlich vom Bundesministerium für Familie, Frauen und Jugend. Auch das Land Berlin gehört zu den Geldgebern. An der Durchführung beteiligen sich neben Hydra der Beschäftigungs- und Bildungsträger Goldnetz, der erwerbslose Frauen unterstützt, und das Projekt Goldrausch e.V. KONTOUR, das neue Betätigungsfelder für Frauen erschließt und bei Unternehmensgründungen hilft.

Die Deutsche AIDS-Hilfe begrüßt das Projekt DIWA als einen Schritt zur besseren praktischen Umsetzung des Prostitutionsgesetzes. „Eines darf aber nicht in Vergessenheit geraten“, sagt DAH-Frauenreferentin Marianne Rademacher:„Es muss auch darum gehen, die Arbeitssituation von Sexarbeiterinnen  abzusichern und zu normalisieren, die nicht aussteigen wollen. Auch das ist Bestandteil des Prostitutionsgesetzes.“

(mr/howi)

 

Quellen:

Website von DIWA Berlin

Interview mit Claudia Fischer-Czech (Hydra) in der tageszeitung (taz)