„In jedem Fall ’ne gute Sache“: HIV-Schnelltests für Drogengebraucher

Drogenkonsumenten auf der offenen Szene sind von Infektionskrankheiten wie HIV und Hepatitis besonders betroffen. In der Drogenhilfe gehört dieses Thema aber nicht zum üblichen Beratungsangebot, und zum medizinischen Hilfesystem haben Drogengebraucher kaum Zugang. Viele wissen daher gar nicht, dass sie infiziert sind, und lassen sich auch nicht behandeln.

Wie aber kann man HIV- und Hepatitis-Tests für Drogenkonsumenten so anbieten, dass sie auch wahrgenommen werden? Die Drogenhilfe-Einrichtung KICK der Aidshilfe Dortmund hat dies 2010 mit ihrem Modellprojekt „test it“ untersucht. KICK bietet unter anderem einen Drogenkonsumraum, sterile Spritzen, Abszess- und Wundbehandlungen, Beratungen zum Thema Substitution und Ausstieg sowie ein angeschlossenes Kontaktcafé.

Außerdem konnte man sich bei KICK bisher auch mit dem üblichen Antikörpertest auf HIV untersuchen lassen und sich das Ergebnis eine Woche später abholen. Für Drogenabhängige ist allerdings eine Woche ein kaum überschaubarer Zeitraum. Beinahe alles ist auf die schnelle Befriedigung der Sucht ausgerichtet, es zählt allein das „Hier und Jetzt“. KICK entschloss sich daher, im Rahmen von „test it“ einen HIV-Schnelltest anzubieten – hier liegt das Ergebnis bereits nach etwa 15 Minuten vor, und man muss nicht noch mal in die Einrichtung kommen. Die Ergebnisse sprechen für sich: Wurden im gesamten Jahr 2009 nur 21 HIV-Tests mit den üblichen Verfahren durchgeführt, waren es von Januar bis Ende September 2010 schon 179.

„Wenn hier sowas geht, schnell, ohne große Überwindung, ich find das klasse“, äußert sich einer der Befragten stellvertretend für viele andere. „Die Barriere, zum Arzt zu gehen, ist groß“, bestätigt Dirk Schäffer, Referent für Drogen und Haft bei der Deutschen AIDS-Hilfe und Leiter des Modellprojekts. „In der vertrauten Umgebung der Drogenhilfe dagegen nimmt man Informationen zum Schutz vor HIV und Hepatitis eher mit“, sagt er. Wichtig sei hier vor allem das Vertrauen in die Mitarbeiter und ihre Fähigkeiten. „Das macht Mut, auch in anderen Einrichtungen der akzeptierenden Drogenhilfe Beratung zu Infektionskrankheiten und Schnelltestangebote zu verankern“, so Schäffer weiter. „Es ist in jedem Fall ’ne gute Sache', wie es einer der Befragten ausgedrückt hat."

Das scheint auch die Fachwelt so zu sehen: Die Internationale Harm-Reduction-Konferenz, die im April in Beirut stattfindet, hat Schäffer eingeladen, das Projekt vorzustellen.

 

Den vollständigen Evaluationsbericht und eine Zusammenfassung der wichtigsten Ergebnisse finden Sie als PDF-Dateien unter „Anhänge“.

(hs)

 

Weitere Informationen:

Drogenhilfe-Einrichtung KICK der Aidshilfe Dortmund

Informationen zu „test it“ (Präsentation auf der 18. Internationalen AIDS-Konferenz in Wien, 18–22. Juli 2010; PDF-Datei)

Ankündigung der 22. Internationalen Harm-Reduction-Konferenz in Beirut