Neue Stellungnahme zur Infektiosiät von Patienten unter HIV-Therapie
Die Deutsche AIDS-Gesellschaft (DAIG) hat in einem Positionspapier detailliert zur Frage der Infektiosität von Patienten unter HIV-Therapie Stellung genommen. Demnach ist das HIV-Übertragungsrisiko unter genau definierten Bedingungen sehr gering, bleibt aber im Einzelfall relevant.
„Die DAIG ist die weltweit erste wissenschaftliche Fachgesellschaft, die sich ausführlich zu dieser Frage äußert“, sagt Armin Schafberger, Medizinreferent der Deutschen AIDS-Hilfe. „Das ist ein wichtiger Beitrag zur wissenschaftlichen Diskussion und zu einem realistischen und offenen Umgang mit HIV.“ Auch der DAH-Vorstand begrüßt die Stellungnahme als wichtigen Schritt. „Wir bieten der DAIG nun erneut an, ein gemeinsames Papier zu erarbeiten, in das die ärztliche Perspektive und die Perspektive von Menschen mit HIV einfließen“, erklärt Vorstandsmitglied Carsten Schatz.
Die DAIG-Stellungnahme stimme in wesentlichen Punkten mit dem im April 2009 veröffentlichten DAH-Positionspapier „HIV-Therapie und Prävention“ überein, so Schafbergers Einschätzung weiter. Die darin formulierte Position der DAH: Eine HIV-Übertragung bei sexuellen Kontakten ohne Kondom ist unwahrscheinlich, wenn die Viruslast seit mindestens sechs Monaten unter der Nachweisgrenze liegt, wenn die antiretroviralen Medikamente konsequent eingenommen werden und wenn bei keinem Partner Schleimhautschädigungen vorliegen, zum Beispiel infolge anderer sexuell übertragbarer Infektionen. Die DAH sagt aber auch: Ein Restrisiko bleibt bestehen – genau wie beim Kondomgebrauch.
DAIG wie DAH betonen die genannten Bedingungen für die Anwendung der „Viruslastmethode“, also den Verzicht aufs Kondom beim Sex zwischen HIV-Positiven und HIV-Negativen, und die Bedeutung von Information und Beratung, offener Kommunikation zwischen den Partnern sowie einer gemeinsam getroffenen Entscheidung.
„Überprüfbar und erfüllbar sind diese Bedingungen vor allem in festen Partnerschaften und bei regelmäßiger ärztlicher Begleitung – für sexuelle Gelegenheitskontakte gilt weiterhin die Kondomempfehlung“, sagt Schafberger – „auch darin stimmen EKAF, DAH und DAIG überein“.
(hs)
Stellungnahme der Deutschen AIDS-Gesellschaft vom Oktober 2010
DAH-Positionspapier „HIV-Therapie und Prävention“ vom April 2009
Statement der Schweizer Eidgenössischen Kommision für Aids-Fragen (EKAF) vom Januar 2008