Neues vom Vorstand
Umgang mit Rechtsextremismus in der Sozialen Arbeit: Online-Veranstaltung am 17.6.
Wie wir nicht zuletzt in den beiden Verbandsmeetings zu der Frage „Was tun gegen rechts?“ erfahren haben, sind wir auch in Aidshilfe und anderen Einrichtungen der Sozialen Arbeit mit Rechtsextremismus und Ideologien der Ungleichwertigkeit konfrontiert. Mitunter besteht eine große Unklarheit, wie entsprechende Äußerungen von Klient*innen zu bewerten sind, zumal rassistische und antidemokratische Haltungen immer offener in Teilen der Gesellschaft artikuliert werden. Viele Kolleg*innen in der Sozialen Arbeit fragen sich, wie sie professionell mit Klient*innen umgehen können, die sich rechtspopulistisch oder rassistisch äußern und mit denen z.B. im Betreuten Wohnen oder in der Pflege ein Betreuungsverhältnis besteht.
Welche Haltung kann hierbei unterstützen, und welche Hilfestellungen kann es geben? Zu diesen und weiteren Fragen bieten wir wird am 17. Juni von 14 bis 16 Uhr eine Online Veranstaltung mit Impulsen von der Mobilen Beratung gegen Rechtsextremismus Berlin an, die auch ausreichend Raum für kollegialen Austausch lässt.
Fünf Jahre #positiv arbeiten
Weil Menschen mit HIV häufig Diskriminierung, Vorurteile oder unnötige Berührungsängste auch am Arbeitsplatz erleben, ging 2019 unsere Arbeitgeber*innen-Deklaration für Respekt und Selbstverständlichkeit an den Start. Seitdem ist die Anzahl der Unterzeichnenden von 50 auf über 260 angewachsen – darunter große und kleine Unternehmen, Theater, Arztpraxen, Verbände, Städte, Ministerien, Bundesländer und viele mehr. Diesen Erfolg feiern wir zusammen mit dem Deutschen Roten Kreuz am 12. Juni in Berlin. Wir freuen uns auf viele Beispiele, wie Arbeitgeber*innen und Kolleg*innen ein inklusives Arbeitsumfeld geschaffen haben und für unsere Forderungen eintreten. Gleichzeitig wollen wir die Weichen für eine noch diskriminierungssensiblere Zukunft der Arbeitswelt stellen.
s.a.m health: Aufbruchstimmung auf dem Markt
Unser Heimtestprojekt behauptet sich sechs Jahre nach dem Start mit seinem neuen Team gut auf dem Markt, auf dem gerade Aufbruchstimmung herrscht: Es gibt immer mehr Mitbewerber*innen, die Tests zu HIV/STI, unterschiedlichsten Infektionen, Allergien oder Vitaminmangel für zuhause anbieten. s.a.m health wird überwiegend von unter 30-Jährigen genutzt, die zunehmend digitale Wege der Gesundheitsfürsorge wie diverse Apps oder Telemedizin nutzen. Das Alleinstellungsmerkmal von s.a.m health bleibt die Erstberatung durch die beteiligten Checkpoints und Aidshilfen. Auch wenn sie als „Pforte“ zum Test auf manche Nutzer*innen zunächst abschreckend wirkt, wird sie anschließend wegen des offenen, akzeptierenden Settings in der Regel sehr positiv bewertet.
Unser Ziel ist es nun, eine eigene Vertriebsplattform aufzubauen, durch die wir nicht nur weitere Checkpoints und Aidshilfen an dem Projekt beteiligen, sondern auch die Vertriebswege diversifizieren können.
Parlamentarisches Frühstück: bewährte Mischung aus Information und Diskussion
Das Format der Lobbyarbeit morgens um 7.30 Uhr hat sich bewährt: Wir konnten Bundestagsabgeordnete aus allen demokratischen Parteien sowie Vertreter*innen vom BMG und BZgA zu unserem Parlamentarischen Frühstück am 9. April begrüßen. Auf die Agenda hatten wir folgende Themen gesetzt:
- Versorgung: Wie lassen sich Ausfälle bei Medikamenten in Zukunft verhindern?
- Drogenpolitik: Während der Crack-Konsum zunimmt und Fentanyl in Deutschland angekommen ist, mangelt es in den Drogenhilfen vor Ort sogar an Basics wie sterile Spritzen – was muss passieren?
- Sexarbeit: Was unsere Studie zu gesundheitlichen Bedarfen bei Sexarbeiter*innen zur Diskussion um ein Sexkaufverbot beiträgt
- Koalitionsvertrag: Wann und wie kommt die Versorgung von Menschen ohne Krankenversicherung und Aufenthaltspapiere?
In der bewährten Mischung aus Informationen und Diskussion ist es gelungen, die Versorgungsziele von fachlicher Seite aus zu formulieren und so politisch zu stärken. Obwohl gerade beim Thema Sexarbeit und Drogen immer wieder auch kontrovers diskutiert bzw. gefragt wird, tragen wir mit diesem Format zu ernsthaften sachlichen Diskursen bei. Zugleich konnten wir einmal mehr die Vielfalt der Aidshilfearbeit und unserer Kompetenzen – von Prävention über Forschung bis Menschenrechtsarbeit – verdeutlichen, ganz nach dem Motto unseres Jubiläums: „Mehr als du denkst.“
BIS 2030: Mehr für den Abbau von Diskriminierung und Stigmatisierung tun!
Im Mittelpunkt des 96. Treffens des Bund-Länder-Gremiums Mitte April stand eine Zwischenbestandsaufnahme der „BIS 2030“-Strategie zur Eindämmung von HIV, Hepatitis B und C und anderer sexuell übertragbarer Infektionen. Die Empfehlung ist hier u.a., mehr zum Abbau von Diskriminierung und Stigmatisierung zu tun und Teststrategien zu überdenken, um die erste 95 der 95-95-95-0-Ziele zu erreichen. Auf Wunsch der Länder hatten wir auch die Gelegenheit, die Arbeit unserer Kontaktstelle HIV-bedingte Diskriminierung in Bezug auf HIV im Erwerbsleben und unsere Forderung nach einem Verbot von HIV-Tests bei Einstellungen vorzustellen.
Deine Stimme, unsere Stärke: EMIS-Befragung geht in die Verlängerung
Zum dritten Mal nach 2010 und 2017 läuft seit Februar die weltweit größte Erhebung zu Gesundheit und Wohlbefinden schwuler und bisexueller Männer; erstmals richtet sich die Online-Befragung in über 40 europäischen Ländern auch an trans Frauen und nicht-binäre Menschen, die Sex mit Männern haben. Ziel ist es u.a., Erkenntnisse über die psychische und körperliche Gesundheit der Befragten sowie zum Zugang zu Maßnahmen wie Sexualaufklärung oder Tests auf HIV und andere Geschlechtskrankheiten zu gewinnen.
Die Beteiligung an der Studie bleibt bislang noch hinter den Erwartungen zurück, was wir auch auf anfängliche Probleme in der Zusammenarbeit mit schwulen Datingplattformen zurückführen, die für große Reichweiten in der Bewerbung sorgen können. Deshalb möchten wir auch auf diesem Weg aufrufen, den Fragebogen, der in 35 Sprachen verfügbar ist, auszufüllen. Die Beantwortung nimmt ca. 30 bis 40 Minuten Zeit in Anspruch und hilft, Forderungen nach Verbesserungen von Gesundheits- und Präventionsangeboten mit wissenschaftlich belastbarer Evidenz zu untermauern.
Unterstützen statt strafen: unsere Studie zu Sexarbeit
Was brauchen Sexarbeiter*innen für ihre sexuelle Gesundheit? Mit dieser Frage hat sich unser zweijähriges Forschungsprojekt beschäftigt, dem es gelungen ist, die Erfahrungen von 80 Sexarbeiter*innen aus 23 Herkunftsländern in sehr unterschiedlichen Lebenssituationen einzubinden – darunter Drogengebraucher*innen, trans* Menschen, Schwarze Menschen oder Menschen mit Behinderung. Das Ergebnis ist eine Studie, die am 9. April in einer Pressekonferenz und einem Abend-Event mit Community-Vertreter*innen, Politiker*innen, Wissenschaftler*innen sowie Kolleg*innen aus dem Verband und dem öffentlichen Gesundheitsdienst vorgestellt wurde.
Die Studie identifiziert vier Kernprobleme mit negativen Auswirkungen auf die Gesundheit von Sexarbeiter*innen: Gewalterfahrungen und Angst vor Gewalt, finanzielle Not, psychische Belastungen sowie fehlende Legalität und die Angst vor Strafverfolgung bzw. Abschiebung. „Unterstützen statt bestrafen“ steht deshalb auch an erster Stelle der elf Empfehlungen, in die die Studie mündet; hinzu kommen u.a. der Zugang zur Krankenversicherung, mehr Angebote für trans*- und drogengebrauchende Frauen und Menschen mit Migrationsgeschichte sowie die Schaffung eines gesellschaftlichen Klimas, in dem Sexarbeiter*innen Respekt und Wertschätzung erfahren. Für viele der Studienteilnehmenden, denen wir für ihre große Offenheit und ihr Vertrauen danken, ist Sexarbeit die beste oder sogar die einzige Möglichkeit, ihren Lebensunterhalt zu sichern. Dies zu akzeptieren ist ein wesentlicher Schritt für Veränderungen, die besseren Schutz für die Gesundheit von Sexarbeiter*innen zulassen. Die Studie ist in Fachkreisen auf großes Interesse gestoßen – hoffen wir, dass daraus aktives Handeln im Sinne der Empfehlungen entsteht.
Termine und Veranstaltungen
Seit der letzten Sitzung Ende März waren wir u.a. auf folgenden Veranstaltungen vertreten:
- 40-jähriges Jubiläum der Hannoverschen AIDS-Hilfe/Checkpoint Hannover
- 30-jähriges Jubiläum der Beratungsstelle für sexuelle Gesundheit – AIDS-Hilfe Westmecklenburg
- Jahresempfang der Aidshilfe NRW
- Abschlussveranstaltung zur Vorstellung der Ergebnisse der Sexarbeit-Studie
- 100-jähriges Jubiläum des Paritätischen
- ÜMO-Konferenz und Verbandsrat des Paritätischen
- Fachbeirat der Deutschen AIDS-Stiftung