Zwischenbilanz zehn Jahre nach der Dublin-Erklärung

Ein Großteil der Länder in der EU und im europäischen Wirtschafsraum (EEA) haben im zurückliegenden Jahrzehnt ihre Bemühungen gegen HIV/Aids verstärkt.

Zu diesem Ergebnis kommt ein Bericht des Europäischen Zentrums für die Prävention und die Kontrolle von Krankheiten (ECDC) anlässlich des zehnten Jahrestags der Dublin-Erklärung. 2004 hatten sich die Teilnehmerstaaten der Dubliner Konferenz „Grenzen überwinden: Partnerschaft im Kampf gegen HIV/Aids in Europa und Zentralasien“ zu gemeinsamen Strategien und Aktionsplänen verpflichtet.

Laut dem ECDC-Bericht haben die Länder auf die am stärksten von HIV betroffenen Gruppen fokussiert und Präventionsmaßnahmen, Testangebote wie auch die Behandlungsmöglichkeiten verbessert. Im Zeitraum 2004-2013 habe man die Zahl der durch heterosexuelle Kontakte erworbenen HIV-Infektionen um 45 % reduzieren können. Die Zahl der Neuinfektionen durch intravenösen (i.v.) Drogenkonsum und durch Mutter-Kind-Übertragung sei jeweils um mehr als ein Drittel gesunken.

Achtzehn Staaten seien dazu übergangen, bereits ab 500 CD4-Zellen/mm3 eine antiretrovirale Therapie anzubieten. Der Großteil (29 Länder) empfehle eine Behandlung ab 350 CD4-ZellenHelferzellen. Die Zahl der gemeldeten Aidsfälle sei im Berichtszeitraum von 9.389 auf 4.369 und die Zahl der Aids-Todesfälle von 3.067 auf 997 und gesunken.

Doch die ECDC berichtet nicht nur von Erfolgen. Während die Zahl der neu gemeldeten HIV-Infektionen in den EU- bzw. EEA-Ländern über die Jahre relativ stabil geblieben sei, habe es in den europäischen Staaten außerhalb dieser Regionen (z. B. in den Ländern der ehemaligen UdSSR) einen rasanten Anstieg um mehr als 125 % gegeben. 

Ein starker Zuwachs an HIV-Infektionen sei im gesamten europäischen Raum bei Migranten und vor allem bei Schwulen und anderen Männern, die Sex mit Männern haben (MSM), festgestellt worden. Daher sei es dringend erforderlich, die Präventionsprogramme auf ihre Effektivität zu überprüfen und weiterzuentwickeln, so eine der Schlussfolgerungen der ECDC. Dringenden Handlungsbedarf sieht die Institution ebenso angesichts der hohen Zahl spät diagnostizierter HIV-Infektionen (late presentation). Außerdem seien immer noch weniger als die Hälfte der MSM und der i.v. Drogen Gebrauchenden auf HIV getestet.

Auch wenn 37 Länder im vergangen Jahr ihre nationalen Ausgaben für HIV-Behandlung erhöhen konnten, geraten viele Länder aufgrund der steigenden Kosten an die Grenzen ihre finanziellen Möglichkeiten. Die Preisspanne für die Medikamente pro Patient und Jahr sind enorm: in der Schweiz lagen die Kosten 2013 bei rund 20.300 Euro, in Deutschland bei 17.500 Euro und in Kirgisistan bei 187 Euro.

(sho)

Der detaillierte ECDS-Report From Dublin to Rome: ten years of responding to HIV in Europe and Central Asia (in Englisch)