Zahl der HIV-Neuinfektionen in Deutschland stabil

In Deutschland haben sich im Jahr 2015 3.200 Menschen mit HIV infiziert – so viele wie im Vorjahr. Die Zahl der HIV-Neuinfektionen ist damit seit fast 10 Jahren stabil.

Das hat das Robert-Koch-Institut (RKI) heute in seinem Epidemiologischen Bulletin mitgeteilt. Das RKI schätzt die Zahl der neu erfolgten HIV-Infektionen auf Basis der gemeldeten HIV-Neudiagnosen und bei der Meldung erhobener Daten.

Schwule Männer weiter am stärksten betroffen

Mit Abstand am stärksten betroffen sind weiterhin homo- und bisexuelle Männer (69% der Neuinfektionen). In dieser Gruppe ist die Zahl seit 2006 leicht rückläufig.

Einen leichten Anstieg gab es in der Gruppe der Heterosexuellen, vor allem bei Frauen (420, 13,1% der Neuinfektionen), aber auch bei Männern (9,7%).

Auch in der Gruppe der Menschen, die intravenös Drogen konsumieren, ist seit 2010 ein Anstieg zu verzeichnen (250, 7,8 Prozent der Neuinfektionen). Grund könnte laut RKI der Anstieg der Infektionszahlen in Osteuropa sein, der sich aufgrund erhöhter Mobilität auch in Deutschland bemerkbar macht. In vielen europäischen Ländern mangelt es in drastischer Weise an Prävention.

Die Zahl der Diagnosen bei Menschen aus dem Ausland, die sich auch dort infiziert haben, hat in den letzten Jahren zugenommen. Die Menschen stammen vor allem aus dem europäischen Ausland (rund 250 Diagnosen) und Afrika (knapp 600). Syrien gehört nicht zu den Ländern, in denen HIV besonders häufig ist.

13.000 wissen nichts von ihrer Infektion

In Deutschland lebten Ende 2015 nach Schätzung des RKI rund 85.000 Menschen mit HIV. 80% der Menschen, bei denen HIV diagnostiziert wurde, erhalten eine HIV-Therapie. Die meisten können demzufolge HIV nicht mehr weitergeben. Knapp 13.000 Menschen wissen nichts von ihrer HIV-Infektion und können damit auch keine Behandlung erhalten.

Um die Zahl der Neuinfektionen zu senken, empfiehlt das RKI verstärkte Präventionsmaßnahmen. Unter anderem wäre die Prä-Expositionsprophylaxe (PrEP), bei der Menschen mit hohem Risiko HIV-Medikamente vorbeugend einnehmen, „eine wichtige Ergänzung des bestehenden Präventionsinstrumentariums “ und sollte für entsprechende Gruppen verfügbar gemacht werden.

Test-Barrieren abbauen, Behandlung zugänglich machen

Es gelte außerdem Barrieren abzubauen, die Menschen vom HIV-Test abhielten, etwa der Zwang in einer ärztlich geführten Einrichtung aktiv darum bitten zu müssen. Betont wird die Wichtigkeit spezieller Testangebote für Gruppen wie schwule Männer. Ärzte sollten HIV-Tests häufiger anbieten. Nötig sei außerdem verstärkte Prävention für Drogenkonsumenten, unter anderem durch die Vergabe von sauberen Spritzen und Konsumutensilien.

Asylbewerbern sollte ein Angebot zum freiwilligen und anonymen HIV-Test gemacht werden, das Beratung und gegebenenfalls die Vermittlung in eine kompetente Behandlung einschließt. HIV-positive Menschen ohne Papiere und EU-Ausländer ohne Krankenversicherung sollten Zugang zu einer anonymen Behandlung erhalten. Dies erhalte ihre Gesundheit, die Therapie verhindere zudem weitere HIV-Infektionen.

(howi)

Pressemitteilung des Robert-Koch-Institutes