UNAIDS-Bericht: Diskriminierungen und Kriminalisierung verhindern ein schnelles Ende von Aids
Zwar sterben weltweit weniger Menschen an den Folgen von HIV/Aids, doch Menschenrechtsverletzungen behindern den Kampf gegen das Virus.
Die Zahl der an Aids Verstorbenen lag 2023 mit 630.000 so niedrig wie nie; 2004 wurden noch 2,1 Millionen Tote gezählt. Ein Erfolg, der vor allem auf den Einsatz von HIV-Therapien zurückzuführen ist, so der aktuelle UNAIDS-Bericht zum Welt-Aids-Tag mit dem Titel „Take the rights path to end AIDS”. Gleichwohl steigt in 28 Ländern die Zahl der Infektionen, unter anderem weil sich Menschen aus Angst vor Stigmatisierung und Kriminalisierung nicht auf HIV testen lassen bzw. keine ärztliche Hilfe suchen.
Die Rechte aller schützen
„Trotz enormer Fortschritte bei der HIV-Bekämpfung hindern Menschenrechtsverletzungen die Welt immer noch daran, Aids zu beenden“, erklärte Winnie Byanyima. „Wenn Mädchen Bildung verweigert wird, wenn geschlechtsspezifische Gewalt straffrei bleibt, wenn Menschen wegen ihrer Person oder ihrer Liebe verhaftet werden können, wenn der Besuch von Gesundheitsdiensten für Menschen aufgrund ihrer Zugehörigkeit zu einer bestimmten Gemeinschaft gefährlich ist“, so die UNAIDS-Exekutivdirektorin, „dann führt dies dazu, dass Menschen der lebensrettende Zugang zu HIV-Diensten verwehrt wird. Um die Gesundheit aller zu schützen, müssen wir die Rechte aller schützen.“
So werden in über 60 Ländern gleichgeschlechtliche Beziehungen immer noch kriminalisiert. In diesen Staaten liegt die HIV-Prävalenz unter Männern, die Sex mit Männern haben, fünfmal höher. In einem Essay für den anlässlich des Welt-Aids-Tags veröffentlichten UNAIDS-Bericht schreibt der Musiker und HIV-Aktivist Elton John über die Auswirkungen von Scham: „Solange HIV als eine Krankheit der ‚Anderen‘ und nicht der so genannten ‚anständigen Menschen‘ angesehen wird, wird Aids nicht besiegt werden. Wissenschaft, Medizin und Technologie mögen das ‚Was‘ bei der Beendigung von Aids sein, aber Integration, Empathie und Mitgefühl sind das ‚Wie‘.“
HIV-Medikamente oft unerschwinglich
2023 haben sich laut UN-Angaben 1,3 Millionen Menschen mit HIV infiziert, nur marginal weniger als im Vorjahr und damit dreimal so viel als das angestrebte Ziel, um Aids bis 2030 als Gesundheitsgefahr beseitigen zu können. Ein zentrales Hindernis seien auch die zu hohen Preise für HIV-Medikamente und damit verbunden der fehlende Zugang vieler Menschen zu einer HIV-Therapie. Von den fast 40 Millionen Menschen, die weltweit mit HIV leben, erhalten nach UN-Angaben rund 9,3 Millionen keine Behandlung. Auch der medikamentöse HIV-Schutz (die HIV-PrEP) etabliere sich nicht zuletzt aufgrund des Preises viel zu langsam.
(ascho)